Samuel Hamen weinte, als sein ebenfalls luxemburgischer Bruder vom zweiten Stock aus die zerrissenen Fünf-Freunde-Bücher niederregnen ließ, als würde damit der Winter des Nicht-Lesens eingeläutet werden. Die Kindheit schien vorbei, und als Maßnahme gegen die nicht wegzubetrachtende Idiotie dort draußen las er mehr denn je, obwohl doch nachweislich weniger Bücher vorhanden waren. Irgendwann ging er nach Heidelberg, nahezu grundlos, es hätte auch Freiburg oder Tübingen sein können, um dort zu studieren, später zu promovieren (nach wie vor) und dazwischen immer mal wieder zu fabulieren. Als erneute Maßnahme gegen ein zu einfaches Denken dort draußen begann er über Bücher zu schreiben, zu bloggen (nach wie vor & auch: www.ltrtr.de), zu rezensieren, wehrhaft zu werden, um schließlich doch hier zu landen, im schicksten Literaturschuppen diesseits des Entweder-Oders.
Dichtung ist und bleibt ein, wenn auch höherer, Schwindel. Ich lege Wert darauf, das zum ersten Mal ausgesprochen zu haben. Menschen gestalten, heißt: sie fälschen.
Walter Serner
Übersicht:
Die sogenannte Wiedergabe der sogenannten Welt. Ein paar Gründe gegen Geschichten
Literatur im safe house. Eine (tendenziöse) These zur Literaturkritik
Surfen lässt sich nur an der Oberfläche. Über Josefine Rieks “Serverland”
Endlich mal kein Geschichtenerzähler. Über Lorenz Justs “Der böse Mensch”
Im Schlack der Genres. Über Pascal Richmanns “Über Deutschland, über alles”
Die Schrulle hat System. Über Francis Neniks “Die Untergründung Amerikas”
Kassandras Standard. Über Omar el Akkads “American War”
Vernichten, verzehren, verramschen. Über unseren Umgang mit Text