Abenteuer Erster Haushalt Junge Männer ( oder Frauen ) verlassen häufig mit etwa 18 Jahren das "Hotel Mama", um ein Studium oder eine Berufsausbildung zu beginnen. Spätestens dann dämmert es ihnen, dass sie zwar gelernt haben, Gedichte zu interpretieren oder das Volumen geometrischer Körper zu berechnen, nicht aber, ein Hemd zu bügeln, die Fenster zu putzen oder mit (Haushalts-)Geld umzugehen. In dieser Situation hilft der FalkenRatgeber. Die Autorin vermittelt ganz praktisch die Grundlagen der Haushaltsführung. Sie beschreibt die alltäglichen Probleme und Notwendigkeiten, die in den eigenen vier Wänden eben so anfallen. Dabei lautet die Devise: "Wer lesen kann, kann auch kochen! - und alles andere wirklich Wichtige im Haushalt auch." Zum Beispiel: -Effektiv aufräumen und putzen, ohne sich zu vergiften -Beim Wäschewaschen vermeiden, dass die Boxershorts zu Tangas schrumpfen -Flecken und andere Spuren beseitigen -Das Geld einteilen, damit am 15. nicht schon der Letzte ist -Mit ein paar Superrezepten die Freunde von der Frittenbude weglocken
Brigitta Hügel ist Berufsberaterin für Abiturienten und Hochschüler. Sie hat täglich mit jungen Menschen zu tun, für die der große Schritt in die Eigenverantwortlichkeit das Thema Nummer eins ist.
Nach dem Magisterexamen in Anglistik/ Amerikanistik und Germanistik an der Universität Mainz ist die Verwaltungsrätin als Berufsberaterin für Abiturienten und Hochschulkoordinatorin tätig. Herausgeberin diverser Anthologien, z.B. "Ihr Fall, Miss Pinkerton" bei Heyne, "Doppeltes Spiel" bei Hafmann, Neuübersetzung von Thackerays Henry Esmond bei Bastei Lübbe, diverse Übersetzungen aus dem Englischen und Amerikanischen.Mutter eines 18jährigen Sohnes.
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(...) Viele Menschen, die im Chaos versinken, haben kein richtiges Zeitgefühl. (...)
Sie wollen wissen, wie viel Arbeit in etwa auf Sie zukommt in Ihrem eigenen Haushalt?
Nun - natürlich ist alles relativ: Wenn jemand glaubt, wahre Sauberkeit bestehe darin, dass man vom Fußboden essen kann, muss er natürlich ein paar Stündchen mehr investieren, um diesem seltsamen Ziel näher zu kommen.
Für alles, die einen Esstisch ihr Eigen nennen (...),für all diejenigen also, die sich so durch´s Leben mogeln und gerade nur so viel tun wollen, um eben damit durchzukommen, gibt es Minimalempfehlungen, die ich gleich auflisten werde.
Man neigt leicht dazu, die Zeit völlig falsch einzuschätzen, die man für die Hausarbeit braucht. Bei anderer Arbeit ist das übrigens ähnlich. Das, was man am wenigsten gern tut, kommt einem am aufwendigsten vor und man schiebt es vor sich her. Man jammert rum ("Ich müsste eigentlich arbeiten!"), fühlt sich völlig gestresst allein schon bei dem Gedanken an das, was anliegt, und nervt seine Umgebung damit. Werden Sie misstrauisch, wenn Sie Aufmunterungsbücher mit Titeln wie "Für Menschen, die zu viel arbeiten" oder Ähnliches geschenkt bekommen - es könnte schiere Ironie sein. (...)Aber haben Sie sich einmal klargemacht, was passiert, wenn Sie nach dem Essen das Geschirr weder abwaschen noch wegräumen? Sie brauchen später erheblich mehr Zeit, wenn Sie versuchen, die eingetrockneten Soßenrest abzukratzen ( vom Mehrverbrauch an Wasser und Spülmittel ganz zu schweigen).
Es ist weder appetitlich ( nach ein paar Tagen und einigen artgerecht gehaltenen Schmeißfliegen sogar ungesund - ein regelrechtes Freigehege für Bakterien) noch ästhetisch oder praktisch ( man kommt nirgends mehr dran, wenn alles zugestellt ist!) - und die seelische Belastung durch eine nichterledigte Aufgabe ist höher, als wenn man gleich die Ärmel hochkrempelt - Energieumleitung statt Gegrusel!
Es gibt Menschen, die Weltmeister in dieser Procrastinator-Technik sind: im Kino jaulen sie, dass sie eigentlich arbeiten müssten; beim Besuch jammern sie, das sie eigentlich arbeiten müssten; beim Spazierengehen -Überraschung! - jammern sie,...und später sind sie vom ständigen Denken an die noch nicht getane Arbeit so vollständig erschöpft, dass sie bedauerlicherweise nicht imstande sind, etwas zu arbeiten, obwohl sie ja eigentlich...
Meine Devise ist:"Tu es - oder halte den Mund."
(...)
"Wehret den Anfängen!" ist ein Motto, das durchaus in der Haushaltsorganisation zu gebrauchen ist. Wie es ein Amerikaner mal formulierte: Es ist besser, statt drei Tage lang einem entlaufenen Hund hinterher zu suchen, sich drei Sekunden Zeit zu nehmen, um die Tür richtig zuzumachen.
Wie viel länger dauert es, ein knochentrockenes Oberhemd zu bügeln, weil man zu faul war, es im bügelfeuchten Zustand von der Leine zu nehmen? Oder Kalkablagerungen vom Glas der Duschkabine zu kratzen, anstatt die Tropfen sofort in Sekundenschnelle mit einem Lappen wegzuwischen?
Ich denke, die Botschaft wurde verstanden?