Anhand ausgewählter nachchristlicher Autoren entwickelt Löwith eine Meta-Theorie der Geschichte. Dass unsere moderne Zeitrechnung zwischen der Periode vor und nach Christi Geburt unterscheidet ist dabei nur ein unbedeutender Aspekt der Ausblendung früherer Denker. Mit Jesus Christus sieht Löwith die (schon im Judentum aufgekommene) Idee der Schöpfung durch die eschatologische Kategorie des Endziels vervollständigt. Seitdem ist für ihn kein Denken über Geschichte mehr möglich, welches nicht auf dieser Fundamentalausrichtung basiert - und sei es in negativer Absicht.
Löwith kontrastiert diese religiös begründete Philosophie der Geschichte mit dem antiken irreligiösen Verständnis eines Kreislaufs ohne Anfang und Ende. Alternativen zu diesen beiden Modellen sind für Löwith nicht denkbar. Auch der nachchristliche Atheist ist letztlich religiös motiviert. Noch der Gedanke der ewige Wiederkehr eines Nietzsche ist für Löwith nur noch durch seine religiösen Wurzeln zu verstehen.
Dabei versteht Löwith das Christentum durchaus als "nicht von dieser Welt", was aber nur bedeutet, dass weltlicher Fortschritt für das ewige Heil irrelevant ist, und gleichwohl überhaupt erst als solcher gedacht werden kann, weil und seit ein jenseitiges Ziel in den Horizont menschlichen Denkens getreten ist.
Das Buch regt in vielfältiger Weise zum Mitdenken an. Es ist voll an hellsichtigen Beobachtungen und bietet ein durchaus in sich geschlossenes Verständnis vom Wesen der Geschichte. Dass Löwith dabei rückwärts vorgeht, mag seiner These von der unausweichlichen Verschränktheit geschichtlicher Zeiterfahrung geschuldet sein. Didaktisch wäre es für den Leser aber gleichwohl einfacher gewesen, er wäre chronologisch vorgegangen.
Durch seine Beschränkung auf das christliche Abendland bleibt die Perspektive nicht christlich geprägter Kulturen unbelichtet. Während noch vorstellbar ist, wie Löwith beispielsweise ohne große Mühe die islamisch geprägte arabische Welt seinem Verständnis hätte einfügen können, bleibt offen wie er etwa die chinesische Kultur eingeordnet hätte. Dass für ihn Weltgeschichte noch ausschliesslich christlich geprägte Geschichte war, ist bei aller Tiefe ein Mangel, den Löwith als solchen aber nicht mehr erkennen konnte. Wie eine Philosophie der Geschichte im 21. Jahrhundert gedacht werden kann, stellt radikal die Frage nach den gemeinsamen theologischen Voraussetzungen einer erstmals umfassend erlebten globalen Menschheit.
Andere Verkäufer auf Amazon
27,99 €
& Kostenlose Lieferung
& Kostenlose Lieferung
Verkauft von:
bücher-de
Verkauft von:
bücher-de
(6168 Bewertungen)
95 % positiv in den letzten 12 Monaten
95 % positiv in den letzten 12 Monaten
Nur noch 1 auf Lager
Versandtarife
und
Rücknahmerichtlinien
27,99 €
& Kostenlose Lieferung
& Kostenlose Lieferung
Verkauft von:
preigu
Verkauft von:
preigu
(27913 Bewertungen)
99 % positiv in den letzten 12 Monaten
99 % positiv in den letzten 12 Monaten
Nur noch 2 auf Lager
Versandtarife
und
Rücknahmerichtlinien
27,99 €
& Kostenlose Lieferung
& Kostenlose Lieferung
Verkauft von:
buchgeheimnis
Verkauft von:
buchgeheimnis
(10400 Bewertungen)
96 % positiv in den letzten 12 Monaten
96 % positiv in den letzten 12 Monaten
Nur noch 3 auf Lager
Versandtarife
und
Rücknahmerichtlinien


Zur Rückseite klappen
Zur Vorderseite klappen
Hörprobe
Wird gespielt...
Angehalten
Sie hören eine Hörprobe des Audible Hörbuch-Downloads.
Mehr erfahren
Mehr erfahren
Dem Autor folgen
Etwas ist schiefgegangen. Wiederholen Sie die Anforderung später noch einmal.
OK
Weltgeschichte und Heilsgeschehen: Die theologischen Voraussetzungen der Geschichtsphilosophie Taschenbuch – 15. Juli 2004
von
Karl Löwith
(Autor)
Karl Löwith
(Autor)
Finden Sie alle Bücher, Informationen zum Autor
und mehr.
Siehe Suchergebnisse für diesen Autor
Sind Sie ein Autor?
Erfahren Sie mehr über Author Central
|
Preis
|
Neu ab | Gebraucht ab |
-
Seitenzahl der Print-Ausgabe248 Seiten
-
SpracheDeutsch
-
Erscheinungstermin15. Juli 2004
-
Abmessungen14 x 1.42 x 21.59 cm
-
ISBN-10347602010X
-
ISBN-13978-3476020109
Beliebte Taschenbuch-Empfehlungen des Monats
Stöbern Sie jetzt durch unsere Auswahl beliebter Bücher aus verschiedenen Genres wie Krimi, Thriller, historische Romane oder Liebesromane
Hier stöbern
Wird oft zusammen gekauft
Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch
Seite 1 von 1 Zum AnfangSeite 1 von 1
Produktbeschreibungen
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Karl Löwith (1897 bis 1973), Habilitation bei Martin Heidegger, lehrte Philosophie in Italien, Japan, USA und Heidelberg
Es wird kein Kindle Gerät benötigt. Laden Sie eine der kostenlosen Kindle Apps herunter und beginnen Sie, Kindle-Bücher auf Ihrem Smartphone, Tablet und Computer zu lesen.

Jeder kann Kindle Bücher lesen — selbst ohne ein Kindle-Gerät — mit der KOSTENFREIEN Kindle App für Smartphones, Tablets und Computer.
Beginnen Sie mit dem Lesen von Weltgeschichte und Heilsgeschehen auf Ihrem Kindle in weniger als einer Minute.
Sie haben keinen Kindle? Get your Kindle here oder eine gratis Kindle Lese-App herunterladen.
Sie haben keinen Kindle? Get your Kindle here oder eine gratis Kindle Lese-App herunterladen.
Produktinformation
- Herausgeber : J.B. Metzler; 1. Edition (15. Juli 2004)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 248 Seiten
- ISBN-10 : 347602010X
- ISBN-13 : 978-3476020109
- Abmessungen : 14 x 1.42 x 21.59 cm
-
Amazon Bestseller-Rang:
Nr. 461,367 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
- Nr. 90 in Lexika, Hand- & Jahrbücher der Philosophie
- Nr. 614 in Volks- & Völkerkunde (Bücher)
- Nr. 1,138 in Politik & Geschichte des 21. Jahrhunderts (Bücher)
- Kundenrezensionen:
Kunden, die diesen Artikel angesehen haben, haben auch angesehen
Seite 1 von 1 Zum AnfangSeite 1 von 1
Kundenrezensionen
4,8 von 5 Sternen
4,8 von 5
3 globale Bewertungen
Wie werden Bewertungen berechnet?
Um die Gesamtbewertung der Sterne und die prozentuale Aufschlüsselung nach Sternen zu berechnen, verwenden wir keinen einfachen Durchschnitt. Stattdessen betrachtet unser System Faktoren wie die Aktualität einer Rezension und ob der Rezensent den Artikel bei Amazon gekauft hat. Außerdem analysiert es Rezensionen, um die Vertrauenswürdigkeit zu überprüfen.