Um 6.30 Uhr werde ich aus dem Bett gebaggert.
Nachdem ich zuvor rückwärts aus dem Schlaf manövriert wurde. Kaum aufgestanden, wird mein Toast vom Tisch gepustet. Frühstücksfernsehen war gestern, heute ist Morgenschwundsymphonie. Komponiert für jene, die nicht in der Einflugschneise eines Verkehrsflughafens oder an der Kreischkurve einer Straßenbahnlinie leben. Merkwürdig, im Sommer, wenn es früh hell ist, höre ich sie nie, die aufgeweckten Müllmänner, die um kurz nach sechs meine Traumabfuhr besorgen. Oder jene eifrigen Bauarbeiter, deren dringend zu grabende Löcher kein Tageslicht vertragen. Die nachtaktiven Mitarbeiter der Stadtreinigung finden dann saisonbedingt keine Einsatzmöglichkeiten für ihre Laubpuster. Vielleicht sollte man sie mit Motorsägen ausrüsten. Herrgottnochmal, ich verstehe ja, dass der Fortschritt eine eigene Stimme hat. Aber muss er sie im Orchester all dieser unsäglichen Erfindungen erheben, bevor der Tag überhaupt begonnen hat? Und wer hat diese grässlichen Laubpuster, dieses elendige Rückwärtsgepiepe überhaupt erfunden? Wie viele Jahre haben die dafür bekommen? Sind die etwa straffrei geblieben?
Wieso gibt es nicht so etwas wie einen allgemeinen Arbeitsbeginn um 9.00 Uhr?
Wieso fängt die Schule schon vor acht an? Warum machen Installateure halbe Nachtschichten, haben aber schon am frühen Nachmittag Feierabend? Freitags etwa dürfen Probleme mit der Therme nur bis 14 Uhr auftreten, danach werden sie nicht mehr behoben. Außer vom Notdienst, der kostet vermutlich Nachtzuschlag. Was soll das? Wer denkt sich so was aus? Dass wir darüber nicht lautstark nachdenken, hat seinen Grund: Arbeitszeitgestalterisch sind wir ein reichlich unausgeschlafenes Volk.
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