Dann gingen wir ins Restaurant gegenüber vom Gare de l‘est, das sah man vom Balkon des Hotelzimmers aus, und Y sagte, dort möchte sie hin, was ihre Großmutter dann eine gute Idee fand und auch ich fand das eine gute Idee und so gingen wir hin. Die Zimmer, die letzten, die wir bekommen hatten, waren ja die schlimmsten, die ich je gesehen hatte, „schlimmere Hotelzimmer kann es nicht geben, üblere als diese hier“, rief ich aus, „habe ich nie gesehen, geschweige denn darin gewohnt“, das Wort Absteige fiel mir ein und ich war froh, dass aus dem Schlauch, der eine Dusche sein sollte, Wasser heraus kam.
Im Restaurant gegenüber aß ein dänisches Paar Muscheln, der Mann hatte Ohrringe, während die blonde Frau einen energischen Eindruck machte, wie eine Frau eben, die energisch mit Ohrringemännern spricht,
sei es dass …
das …
sei es dass das
… dachte ich mir im Restaurant gegenüber über das Paar, ohne den Satz weiterdenken zu können, schon waren sie weg, und ein anderes blondes Paar setzte sich neben unseren Tisch. Sie kamen vielleicht aus einem norwegischen Fjord, zumindest sahen sie aus wie norwegische Fjordbewohner, die zu Pfingsten nach Paris fahren, denn es war ja Pfingsten, so war auch dieses Paar nach Paris gekommen, in die Stadt der Liebe eben, dachte ich mir, als gerade so genannte Einsatzfahrzeuge vorbeifuhren, so dass die norwegischen Fjordbewohner statt sich in die Augen zu schauen Einsatzfahrzeugen nachblickten, die ja in der Tat sehr laut waren, man müsste vielleicht öfters an diesem Platz sitzen, stundenlang, tagelang, monatelang nur an diesem Platz sitzen, bis man die Geräusche nicht mehr hört und die Panik bekommt, wenn man in einen norwegischen Fjord fährt wegen der Stille eben, die man dann zu ertragen hat, die unerträgliche norwegische Fjordstille. Jahrelang nur noch die norwegische Fjordstille dachte ich mir, während Y smste, in mein norwegisches Fjorddenken hinein smste, was die Jungen eben so machen heutzutage: smsen.
„Y!“, sagte ich zu ihr, die neben dem Smsen Käse aß, „schmeckt dir der Käse?“
Aber Y smste immer weiter statt Käsefragen zu beantworten, während die norwegischen Fjordbewohner zu unserem Tisch herschauten, nachdem sie den Einsatzfahrzeugen nachgeblickt hatten, sie saßen ja direkt neben unserem Tisch, ja fast an unserem Tisch, warum, hatte ich mich gefragt, haben sie das getan, da doch etliche Tische ringsherum noch fei gewesen wären, aber nein, dieser unmittelbare Nachbarstisch musste es sein, gleich neben der Y’schen Großmutter, der C, saßen sie, so dass sie nun in einem fort statt sich in die Augen zu schauen oder Einsatzfahrzeugen nachzublicken die C ansahen, ihr in die Zwiebelsuppe hineinsahen, zumindest der Mann blickte in einem fort in die C‘sche Zwiebelsuppe statt seiner Frau in die Augen, wieso denn, dachte ich mir, wieso macht er das, dachte ich mir gerade, als ich ein langes Haar in meinem Eis fand, ich hatte nämlich ein Eis bestellt, was ist das denn hier für eine Gegend, dachte ich mir, „ein Haar im Eis“, sagte ich zu C, „das macht nichts“, sagte C mit stoischer Ruhe, „Haare im Vanilleeis machen nichts“, so dass ich das Eis weiter aß, allerdings ohne Haar, ein langes schwarzes Haar, ein Frauenhaar, das nichts macht, dachte ich beruhigt, ich würde ja sowieso bald im Wanzenzimmer schlafen, da machen Frauenhaare im Vanilleeis auch nichts mehr, nichts macht mehr was, sagte ich mir gerade, als der norwegische Fjordbewohner nun seine Frau anschaute statt die Zwiebelsuppe, denn es waren neue Einsatzfahrzeuge unterwegs.
Tatütata machten sie.
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