„… verse näher an sich heranlassen …“
für Christoph Meckel (* 12. Juni 1935, † 29. Januar 2020)
wir halten die wasser an
den wind
wir halten den schnee an
wir unterbrechen die blutspur des pumas in den bergen
wir folgen dem formationsflug der kraniche
auf der gekräuselten wasseroberfläche eines fremden meeres
wir lauschen dem surren eines immenvogels
im kelch einer glockenblume
sie läutet den frühling den herbst
im sommer ruht sie sich aus
wir stimmen ein in die wintergesänge
die uns wecken aus unserem letzten schlaf
zwischen fischen
kastanien akazien
in deren schatten sie sich sonnen
mit dem durchdringenden licht der poesie
wir heben an zu einem abschied
am grab eines unbekannten poeten
geben ihm steine mit auf die reise
damit sie leichter wird für ihn
.
[geschrieben am 31. Januar 2020, Freiburg-Herdern]
31.01.2020 ·
Aus: unveröffentlicht
variationen über flurnamen
ich kenne ein land
das es nicht mehr gibt
deine augen wohnen in ihm
deine stimme
wir wandern heimwärts
manchmal vielleicht auch seitwärts
sicher seitwärts!
weil heimwärts ist immer eine andere richtung
als unser gang
ich kenne kein land
das es noch gibt
sagst du
ich kenne überhaupt kein land
sage ich
und so gehen wir gemeinsam einen weg
in eine andere richtung
als unser gang
vortäuscht
ich kannte ein land
mit deinen augen
deiner stimme
dort will ich hin
und bleiben
in jenem land
halten wir die hand ans ohr
steht der garten still
warten in den straßen die unbeugsamen
19.10.2019 ·
Aus: unveröffentlicht, 2019
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