Kolumne

Terror!

Terror überall – reden wir mal darüber…

Dann wäre die erste Frage: Was ist Terror? Dazu gibt es keinen Konsens, und zwar schon deshalb, weil kriegsrechtlich der Terrorist einen vogelfreien Stand haben könnte. Solange es also zur Legitimität dessen, was einer tut, aufgrund verschiedener Interessenlagen verschiedene Einschätzungen gibt, wird es keine klare Definition geben.

Zum Beispiel scheint Terror so etwas wie ein inoffizieller Kleinkrieg zu sein, mit einer Agenda. Dabei ist mit 2016 „more than 34,000 total deaths” die Dimension, wonach man Terror als Kleinkrieg zu verstehen vorschlug, fraglich, der Falklandkrieg steht dem mit 258 britischen und 649 argentinischen Gefallenen gegenüber.

Dennoch ist angeblich der Guerilla dem Terroristen eher verwandt, als etwa der Soldat es ist – oder auch der Kriminelle. Allerdings ist auch das voreilig, insofern es beim Terror Profiteure gibt, die in der Tat eher kriminell sind – auch wenn dieses Motiv nicht auf der Flagge steht, der DAESH ist natürlich auch eine kriminelle Organisation, an der sich viele im Kontext von Waffen- und Ölgeschäften bereichern, und eigentümliche Kursschwankungen vor 9/11 sind bis heute ungeklärt …

                                   … und das geht auf subtilere Weise weiter, bis es ein ökonomisch-politisches Interesse ist, von dem sich gar nicht sagen läßt, wo das Kriminelle und das Politische nicht identisch sind, wenn nämlich terroristisch und/oder (para-)militärisch dafür gesorgt wird, daß in bestimmten Regionen, so Sloterdijk, „die Dinge noch in Ordnung, also menschenleer sind”.

Demnach ist der Soldat manchmal ein Terrorist und der Terrorist manchmal ein Krimineller etc. pp. … – desto mehr, als der Terrorist (und seine okkasionellen Versionen) selbst offensichtlich nicht immer bedenkt, was sein Tun tut. Denn ob ein fanatisierter Einzelgänger wie der Terrorist Franz Fuchs es wollte, daß aufgrund seiner Bomben und der ihm zugeschriebenen Bekennerbriefe der Bajuwarischen Befreiungsarmee (BBA) die Politik als Diskursraum beschädigt und sie auf realiter wirkungslose Größen wie die Nation nationalistisch beschränkt wurde, zumindest zur Ermöglichung von Intransparenz bei Geschäften z.B. trotz Embargos, das ist doch zu bezweifeln, diese Ironie merkte man ihm jedenfalls bei seinen grotesken Gerichtsauftritten nicht an.

Daß Terror nicht ohne Verdummung funktioniert, erscheint evident.

Ohne …

1. Bauernopfer – rund ein Drittel der Terrortoten 2016 waren Terroristen –, …
2. durch Terror wider alle Statistik Einschüchterbare, …
3.  Medien, die den Terror hinreichend übertragen, …

… ohne dies gäbe es Terror nicht.

Ohne diese Ingredienzen wäre auch Nordkorea anders Thema: als lokale Maximalausbeutung, die offenbar lange mehr nützte denn ärgerte, mit Sklaven auch in Europas Häfen etc. – auch wenn durch die atomare Aufrüstung sich das Problem vorerst regional änderte. Vor allem der wohlige Grusel angesichts des wie immer tragischen Schicksals von Menschen, die ausgerechnet hier touristisch unterwegs sind, ist dennoch eine Absurdität, da ist der Terror fast nur das Medienphänomen hierzu.

Medium meint hier nicht die Medien (… fake news!), sondern alles, was die Kunde überträgt. Das Übertragen und damit die Partizipation am Terror müßten jene, die sozusagen die Medien sind, also unterbinden, zumal in Zeiten des besonders offensiven bullshit von Seiten des Staates. Sie müßten es, als das, was etwa an der US-amerikanischen Demokratie zum demokratisch Vitalsten gehört, als Intervention gegen die Verdummung: „Verblödete Sprache ist die Basis von Gewalt”, so Seeßlen, hier beginnt – und endet nicht –, was Terror meint.

Die Medien müßten das unterbinden, und zwar zum einen, weil so der Terror befördert wird, aber zum anderen auch deshalb, weil vieles, das die Gesellschaft realiter terrorisiert, so unbemerkt bleibt. Während man sich vor dem Terror ängstigt, lebt man in einem Staat, der austestet, wieviel Verteilungs(un)gerechtigkeit möglich ist, ohne die Kooperationswilligkeit derer zu unterminieren, zu deren Ungunsten wenige es gelinde formuliert sehr gut haben. Dazu gehört auch die Risikodistribution: Wo man leben dürfe … es sich leisten könne, die subtile Gewalt des nun einmal sprachlosen oder nur zu einer verblödeten Sprache fähigen Geldes, das sollten jene fragen, die ihrem prekären Ort nicht entgehen, während Mobilität ein Privileg blieb. Das betrifft große Regionen, das betrifft aber auch innerhalb von Staaten, die privilegiert zu sein scheinen, weil die Bürger meinen, sie hätten Anteil an den Möglichkeiten, die doch nur Eliten haben, viele Menschen.

Die, die nicht weg können, etwa aus dem rust belt, die aber auch, die in der Nähe von Atommüll wohnen, was rund ein Drittel der US-Amerikaner betrifft, werden die nicht durch die Verhältnisse terrorisiert?
 

Terror überall – reden wir mal darüber..!

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