Jane Greys Brief an Mary I. von 1553
Der Originalbrief ist verloren, wurde aber 1594 im Werk „Ecclesiastical history of the English revolution“ in Italienisch abgedruckt. Mehrere Übersetzungen ins Englische existieren. Bisher gab es scheinbar keine deutsche Übersetzung. Diese Briefversion wurde dem Buch „Documents of Lady Jane Grey: Nine Days Queen of England 1553“ von James D. Taylor entnommen.
Sogar falls meine Schuld so ein Ausmaß hat, dass ich ohne die Güte und Gnade der Königin absolut keine Hoffnung bewahren könnte Vergebung zu finden, noch um Straferlass zu ersuchen, übergebe ich mich nichtsdestotrotz in die Hände Gottes, wie ich jetzt weiß und meinen Mangel an Bedachtsamkeit gestehe, wofür ich eine schwere Bestrafung verdiene. Da ich mein Gehör denen anvertraut habe, die zu jener Zeit nicht nur mir, sondern auch gegenüber einem Großteil des Königreichs als weise erschienen sind und die sich jetzt zu meinem und deren großen Schaden und zur Schuld und Schande aller mit so einer schamlosen Dreistigkeit erwiesen haben: der schuldigen und unehrenhaften Tat, dass sie jemandem etwas gegeben hatten, was ihr nicht zustand. Das hätte ich nicht akzeptieren dürfen, wofür ich erröte und eine gerechte und angemessene Scham empfinde, um für so ein Verbrechen um Vergebung zu bitten. Das weiß ich und ohne die gewaltige Gnade von Ihrer Majestät und allumfassende Nachsicht sowie ohne dem Wissen, dass ich nicht vollständig verantwortlich für den mir angelasteten Fehler bin, würden für mich nicht viele Gründe für Hoffnung übrigbleiben. Deswegen, wie groß auch immer meine Schuld ist – und ich erkenne sie an – wurde ich nichtsdestotrotz angeklagt und schuldig befunden zu einem größeren Ausmaß als jenes, das ich verdient hätte. Obwohl sich herausstellte, dass ich das auf mich nahm, dem ich nicht wert gewesen bin, wird niemand je behaupten können, dass ich es entweder akzeptiert oder mich damit zufrieden gefühlt habe. Zu jener Zeit, als öffentlich erklärt worden war, dass für den König keine Hoffnung blieb, hatte die Gräfin von Northumberland schon versprochen, dass ich mit meiner Mutter zuhause bleiben würde. Wie dem auch sein, ihr Ehemann, der mir als Erster über den König berichtet hatte, gab mir dies kurz danach zu verstehen. Folglich wollte sie danach nicht mehr, dass ich außer Haus ging, mit der Begründung, dass falls Gott den König in seine Gnade berufen würde, für dessen Leben keine Hoffnung mehr blieb, ich sofort zum Turm gehen sollte, weil mich der König zur Erbin seines erweiterten Königreiches gemacht hätte. Diese unerwarteten Worte bewirkten eine Veränderung in mir und bestürzten meine Seele. Später verschlechterten sie meinen Zustand sogar. Diesen Worten gestand ich aber nicht zu viel Glaubwürdigkeit zu und begab mich nichtsdestotrotz zu meiner Mutter. Deshalb entzweite ich mich mitsamt der Gräfin meiner Mutter von der Gräfin von Northumberland, indem sie sagte, dass falls sie mich dazu gebracht hätte in ihrem Haus zu verweilen, sie auch ihren lieben Sohn, meinen Ehemann, nahe bei sich hätte behalten können. Sie erzählte von ihrem Gedanken, ich würde um jeden Preis zu meinem Ehemann kommen und fügte hinzu, dass sie sich für immer durch mein Verhalten beleidigt fühlen würde. In Wirklichkeit blieb ich für einige Nächte auf ihrem Sitz, aber letztendlich ersuchte ich um den Gefallen zu meinem Vergnügen nach Chelsea gehen zu dürfen. Kurz nach der Ankunft wurde ich krank, der Kronrat schickte nach mir und gab mir zu verstehen, dass ich am gleichen Abend nach Syon abreisen sollte, um das zu erhalten, was der König mir anwies. Und jene Frau, die mir diesen Teil der Neuigkeiten überbrachte, war die Dame Seymour, meine Schwägerin und die Tochter des Herzogs von Northumberland, die mit einem größeren Ernst als üblicherweise sprach, dass es notwendig wäre dorthin zu gehen, was ich tat.
Aber als wir dort angelangten, war niemand zu finden, abgesehen vom Herzog von Northumberland, der Marquis von Northhampton, dem Grafen von Huntington, dem Grafen von Arundel und dem Grafen von Pembroke, die kurz danach dort ankamen. Sie unterhielten mich großzügig, bevor sie mir enthüllten, dass der König gestorben war. Besonders unterhalten wurde ich von dem Grafen von Huntington und dem Grafen von Pembroke, die mir und meinem Stand mit ungewöhnlichen Aufmerksamkeiten und Freundlichkeit so große Ehrerbietung erwiesen, die nicht angemessen war. Sie ließen sich auf ihre Knie nieder und, auf viele andere Arten, gaben vor mich zu verehren. Sie erkannten mich als ihre übergestellte Dame an, weshalb ich mich grenzenlos verwirrt und beschämt fühlte, und führten schließlich meine Mutter, die Herzogin Frances, die Herzogin von Northumberland und die Marquise von Northhampton zu meinem Aufenthaltsort. Als Präsident des Kronrats verkündete der Herzog von Northumberland den Tod des Königs Edward, dann legte er all die Gründe dar, wofür wir das virtuose und verdienstvolle Leben feiern mussten, das der König geführt hatte, und den fürstlichen Tod, den er kürzlich hatte. Außerdem schien er sich und die anderen zu trösten, indem er die Umsichtigkeit umfassend lobte und die Güte, die der König seinem Königreich entgegengebracht hatte, genauso wie die hervorragende Fürsorge, mit der er es am Ende seines Lebens behandelt hatte, als er Gott gebeten hatte, dass er den päpstlichen Glauben abwehren und ihn von der Regierung seiner schlechten Schwestern befreien solle. Dann sagte er, dass seine Majestät allerdings einen Parlamentsbeschluss geprüft hatte, worüber schon beraten worden war, dass wer auch immer die durchlauchtigste Mary oder Elizabeth als Erbinnen der englischen Krone anerkennt und akzeptiert, als Verräter gehandhabt werden soll, so wie eine von ihnen sich schon als ungehorsam ihrem Vater Henry VIII. gegenüber erwiesen hat, und auch ihm gegenüber bezüglich der Religionswahrheit. Er fügte hinzu, dass sie Feindinnen des Wortes von Gott wären und beide Bastardkinder. Daher wollte der König sie in keinster Weise als Erbinnen der Krone, indem er sie in jeder Art, die er wollte, enterben könnte. Folglich befahl er dem Kronrat bevor er starb, dass wir wegen der Ehre, die wir ihm schuldeten, der Liebe, die wir für das Königreich hatten und der Wohltätigkeit, die alle dem Herkunftsland schuldeten, seinem Willen gehorchen sollten. Der Herzog fügte dann hinzu, dass ich von seiner Majestät erwählt worden war ihm nachzufolgen und dass meine Schwestern mir auf die gleiche Weise nachfolgen sollten, im Falle einer Lücke meiner Saat. Nach diesen Worten fielen die Herren des Kronrats auf ihre Knie und sagten, sie würden mich in der Art ehren wie es mir genehm wäre, weil ich diejenige von wahrer und direkter Abstammung und Erbin dieser Krone wäre. Sie fügten hinzu, dass es ihre Pflicht wäre, das auf die möglichst beste Art zu respektieren, wie sie es dem König versprochen hatten, indem sie ihre Leben riskierten und falls nötig Blut fließen lassen würden. Sobald ich diese Worte zu verstehen schaffte, litt meine Seele endlos – Ich werde jene Herren, die zu dieser Zeit anwesend waren, überlassen zu bezeugen, wie ich vollständig benommen und betrübt war: plötzlich und unerwartet wurde ich von einem starken Leiden überwältigt und meine Herren sahen mich zu Boden stürzen und mit großer Qual weinen. Ich verkündete für so eine Rolle unwürdig zu sein und bedauerte den Tod so eines noblen Prinzen zutiefst. Ich wandte mich an Gott, betete demütig und ersuchte ihn, dass er was mir kürzlich gegeben wurde rechtmäßig und legitim zu meinem machen würde. Außerdem betete ich darum, dass seine letzte Majestät mir die Gnade des Geistes erweisen solle, damit ich dieses Königreich ihm zu Ehren regieren könne und mich ihm als nützlich beweisen könne. Später am folgenden Tag wurde ich wie alle wissen in den Turm gebracht und der Marquis von Winchester, der große Schatzmeister, überreichte mir die Juwelen und mit ihnen zusammen brachte er auch die Krone. Dabei passierte es, dass er, ohne meine Nachfrage oder der Anfrage von anderen in meinem Namen, mir die Krone auf den Kopf setzen wollte, um zu sehen, ob sie passte oder nicht. Ich weigerte mich es zu tun, zurückgreifend auf eine Anzahl von Ausreden, aber er fügte hinzu, dass ich tapfer sein und sie nehmen solle, und auch, dass er eine andere anfertigen lassen würde, um meinen Ehemann zu krönen. Diesen Worten hörte ich mit einem unbehaglichen und widerstrebenden Geist zu sowie einem endlos missvergnügten Herzen. Nachdem der zuvor genannte Herr gegangen war, diskutierte ich viele Angelegenheiten mit meinem Ehemann und er willigte ein zum König gekrönt zu werden und dass er mich mit einem Parlamentsbeschluss zur Ausführung bringen könnte, aber dann rief ich den Grafen von Arundel und den Grafen von Pembroke und sagte ihnen, meinen Ehemann freudvoll zum Herzog machen zu wollen und dass ich nie zustimmen würde ihn zum König zu erheben. Seine Mutter erfuhr von meinem Beschluss, mein Gedanke ist ihr berichtet worden, was sie dazu brachte in großen Zorn und Verachtung auszubrechen. Da sie furchtbar wütend und verächtlich mir gegenüber wurde, überzeugte das ihren Sohn, dass er nicht mehr bei mir schlafen sollte, was er tat.
Außerdem erzählte er mir, dass er absolut keinen Wunsch hielt entweder Herzog oder König zu werden. Folglich wurde ich gezwungen ihm den Grafen von Arundel und den Grafen von Pembroke zu schicken. Sie versuchten mit ihm zu verhandeln und zu erzielen, dass er zu mir kommen würde, weil ich wusste, dass er ansonsten nach Syon gegangen wäre. Und auf diese Weise wurde ich vom Herzog getäuscht, genauso wie vom Kronrat und meinem Ehemann und wurde von seiner Mutter schlecht behandelt. Außerdem, wie Lord John gestand, war er der Erste, der König Edward überzeugte mich als Erbin zu ernennen. In der Zwischenzeit weiß ich nicht, was der Kronrat beschlossen hatte zu tun, aber ich weiß mit Sicherheit, dass ich zu dieser Zeit zwei Mal vergiftet wurde. Das erste Mal geschah im Haus der Herzogin von Northumberland und das zweite Mal im Turm, wofür ich hervorragende und verlässliche Zeugen habe. Zusätzlich fiel mir von dieser Zeit an all mein Haar aus.
All diese Angelegenheiten wollte ich erwähnen, um meine Unschuld zu bezeugen und mein Gewissen zu erleichtern.
Jane Grey to Mary I. in 1553
Even if my guilt is such that without the queen’s benignity and clemency I would have absolutely no hope of finding forgiveness nor asking for remission, I nevertheless place myself in God’s hands, as I now know and confess my lack of prudence, for which I deserve a severe punishment. For I listened to those who, at that time, seemed wise not only to me but also to a great part of this Kingdom, and who now, to my detriment and theirs, and to the shame and blame of everyone, made known, with such a shameless audacity, the blameworthy and degrading deed that they had given someone what was not hers. I should not have accepted it (for which I blush and feel a just and reasonable shame to ask for-giveness for such a crime). I know that and without Her Majesty’s tremendous mercy and infinite clemency and without it being known that I am not entirely responsible for the mistake I am accused of, there would not be a lot of reasons for me to conceive any hope. Therefore, however great my guilt is — and I acknowl-edge it — I was nevertheless charged and found guilty to an extent greater than the one I deserved. Even though it turned out that I took upon me that which I was not worthy of, nobody will ever be able to say that I either accepted or felt satisfied with it. At the time when it had publicly been said that there was no hope left for the King, the Duchess of Northumberland had already promised that I would stay home with my mother. However, her husband, who was the first one to tell me about the King, gave her to understand this shortly after. Consequently, after that she did not want me to leave home anymore, saying that if God wanted to call the King up unto His Mercy, for whose life there was nothing to be hoped anymore, I should go to the Tower immediately, as the King had made me the heir of his extended Kingdom. These unex-pected words caused an alteration in me and upset my soul. Later, they even worsened my condition. But I did not give too much credit to these words and nevertheless went to my mother’s. Because of that, the Duchess of Northumberland fell out with me, and together with the Duchess my mother, saying that if she had resolved to have me stay in her house, she would also have had her dear son, my husband, stay close to her. She told me she thought I would go to my husband’s at any cost, and added that she would forever be offended by my behavior. In reality, I stayed at her place for a couple of nights, but eventually, I besought the favor of being allowed to go to Chelsea for my pleasure. I fell sick little after I got there, the Council sent for me and gave me to understand that I had to leave for Syon on that very night, in order to receive what the King ordered I should receive. And the woman who brought me this piece of news was Lady Seymour [Signora Sedmeì, in the Italian version], my sister-in-law and the daughter of the Duke of Northumberland, who told with a gravity greater than usual that it was necessary that I should go there, as indeed I did. But once we got there, there was no one to be found, apart from the Duke of Northumberland, the Marquess of Northampton, the Earl of Huntington, the Earl of Arundel and the Earl of Pembroke, who arrived there shortly after. They entertained me lavishly, before revealing to me that the King had died. I was entertained especially by the Earl of Huntington and the Earl of Pembroke, who, with unusual caresses and pleasantness, showed a great reverence toward me and my state, which was not appro-priate. They got down on their knees and, in many other fashions, pretended to revere me. Acknowledging me as their superior lady (because of this, I felt infinitely confused and ashamed), they eventually had my mother, the Duchess Frances, the Duchess of Northumberland and the Marchioness of Northampton come where I was. As president of the Council, The Duke of Northumberland announced the death of King Edward, then he expounded all the reasons we had to celebrate the virtuous and commendable life King led and the excellent death he just had. Besides, he appeared to comfort himself and the others by greatly praising the prudence and the goodness The King showed for the Kingdom as well as the excellent care he took of it toward the end of his life, when he prayed God that He should defend [against] the Papal faith and free him from the government of his bad sisters. Then, he said that His Majesty had indeed considered an act of Parliament, where it had already been deliberated that whoever should acknowledge and accept the Most Serene Mary, that is the most sereneM.V. (Italian: M.V.) or Elizabeth as heir to the English crown, should be held as traitor, as one of them had already proved disobedient to her Father, Henry VIII, and also to him regarding the truth of Religion. He added that they were enemies of the word of God and both bastard children. Thence, the King did not want them to become heirs to the Crown in any way, as he could disinherit them in any manner he wanted. Therefore, he ordered the Council before he died, that, for the honor we owed him, the love we had for Kingdom and the charity one owes to the Fatherland, we should obey his will. The Duke then added that I was the one nominated by His Majesty to succeed him, and that my sisters should similarly succeed me, in the case of a breach of my seed. These words said, all the Lords of the Council fell down on their knees and told me that they would honor me in the way that suited my person, because I was the one who was of true and direct descent and heir to this Crown. They added that it was their duty to respect this in the best way possible, as they had promised the King, risking their lives and making blood flow if needed. As soon as I got to understand these words, my soul suf-fered infinitely — I will leave the Lords who were present at that time bear witness to my being utterly dazed and dejected: sud-denly and unexpectedly, I was overcome by a great suffering, and the Lords saw me fall on the floor and weep with great distress. I announced my being unworthy for such a role and I deeply regret-ted the death of such a noble Prince. I turned to God, I humbly prayed and besought him that he would make it so that what had just been given to me was rightfully and legitimately mine. I also prayed that His Late Majesty should give me grace of spirit, so that I could govern this Kingdom in praise of him and prove ser-viceable to it. Later on the following day (as everyone knows), I was brought to the Tower and the Marquess of Winchester, the great Treasurer, gave me the jewels and together with them, he also brought the Crown. It so happened that, without my asking him or others asking him in my name, he wanted me to put the Crown on my head, to see if it fitted or not. I refused to do it, resorting to a number of excuses, but he added that I should be brave and take it, and also that he would make another to crown my husband. I listened to these words with a discomforted and reluctant spirit, and an infinitely displeased heart. After the above mentioned Lord left, I discussed a lot of things with my husband, and he agreed to being crowned King, and that he would have me do it with an act of Parliament, But then, I called the Earl of Arun-del and the Earl of Pembroke and told them that I would be happy to make my husband a duke, and that I would never agree to his becoming King. His mother learnt about my resolution (my thought had been reported to her), which made her burst into a great anger and disdain. Her getting badly angry and scornful with me convinced her son that he should not sleep with me any longer, and so he did. He also told me that he had absolutely no desire to become either Duke or King. Thence, I was forced to send him the Earl of Arundel and the Earl of Pembroke. They tried to negotiate with him and make it so that he would come unto me, because I knew that otherwise, he would have gone to Syon. And this is the way in which I was fooled by the Duke, the Council as well as my husband, and was ill-treated by his mother. Besides, as [Lord/knight John (Dudley?)] cavalier Giangatto confessed, he was the first one to persuade King Edward to name me as heir. In the meantime, I do not know what the Council had determine[d] to do, but I know for sure that at that time, I was poisoned twice. The first time was in the house of the Duchess of Northumberland and the second, in the Tower, for which I have excellent and reliable witnesses. Besides, from that time on, all my hairs have fallen off my body. All these things I wanted to say, to bear witness to my innocence and relieve my conscience.
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