Wilder Wildern
Ab Montag bei Hanser: Raphael Urweiders neuer Gedichtband, angekündigt vom Verlag als „Comeback eines jungen Wilden als reifer Dichter“:
„wir warten nicht auf jahreszeiten das neue jahr beginnt / nie und das alte jahr endet wie immer zeitlos“. Raphael Urweider führt vor Augen, was für erstaunliche Früchte die Gegenwartskunde trägt. Seine Gedichte betrachten das Ineinandergreifen der Dinge: „wir essen fisch der nach petrol riecht und / kochen mit petrol das nach fisch riecht“. Ebenso unbeschwert wie klug seziert Urweider Pflanzen: „was ist die einsamkeit eines knackens / gegen die zweisamkeit eines zweigs / äste verzweigen sind nie allein / allein ist ein ast nur holz“. Zehn Jahre nach seinen letzten vielfach ausgezeichneten Gedichtbänden meldet sich ein beglückend überraschungsreicher Dichter zurück.
bin am ende intubiert von efeu von nadeln
von luftwurzeln umweht genährt bin gegeben
als spur im geknickten farn als tierische losung
unweit menschlicher behausung nachweisbar
unlängst geboren als vater pflanzlicher kinder
jetzt im gestrüpp jetzt im hier ein dasein mit
auswüchsen und unmenschlichen attributen
verfilzt vervielfältigt unverfroren ich hege
keine lilien züchte nichts suche weitherum
nach noch nicht botanisiertem jetzt die hände
im niederholz des brustkastens da schlägt
mir kaum was entgegen doch habe noch spucke
schärfe den blick säe botanischen nachwuchs
ich breite mich aus mit ausläufern der wind
zieht an mir wittert mein dasein verteilt mich
mein nachleben in jede bewachsbare richtung
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