Versuche das Leben in Prosa
Interessante Neuerscheinung bei Golden Luft: John Clare: Raunen des Winds und bebende Distel. Skizzen aus seinem Leben. Aus dem Englischen und mit einem Nachwort von Esther Kinsky.
John Clare, geboren 1793 in Helpstone in Northamptonshire, wurde berühmt als ein „Bauerndichter“. Trotz geringer Schulbildung schuf er bedeutende Naturgedichte, in denen er einen ganz eigenen Ton fand und eine Genauigkeit der Naturbeobachtung verriet, wie sie kein anderer Lyriker seiner Zeit aufweisen konnte. Nachdem Clare sich mit seinen ersten Gedichtbänden einen Namen gemacht hatte, sank sein Stern in der Gunst des Publikums. Halt- und heimatlos, starb er nach fast dreißig Jahren in psychiatrischen Anstalten 1864 im General Asylum, der „Allgemeinen Irrenanstalt“ von Northampton.
Seit seiner Wiederentdeckung gilt der Außenseiter John Clare, Zeitgenosse von Hölderlin, Coleridge und Keats, als einer der großen englischen Dichter des 19. Jahrhunderts.
Der hier vorgestellte Text stammt aus den 1821 entstandenen „Sketches in the Life of John Clare“, einer für seinen Londoner Verleger John Taylor angefertigten Darstellung seines Lebens, die einen von Clares ersten Prosaversuchen darstellt. In dem autobiographischen Text kehrt er immer wieder zurück zu den prägenden Erfahrungen seiner Kindheit und Jugend in den Fens, der weiten, leeren Landschaft um seinen Heimatort, die während seiner Jugend durch die Fluraufteilung eine dramatische Veränderung erfuhr. Clares Prosa zeichnet sich durch einen eigenwilligen, poetischen Stil aus und ist auch Zeugnis seiner seelischen Labilität, seines lebenslangen Ringens um eine Identität.
Für die vorliegende Ausgabe hat Esther Kinsky Clares „Sketches“, in einer gekürzten Fassung, erstmals ins Deutsche übertragen.
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