aufgelesen [52]
Penthesilea der Politik: Rosa Luxemburg
»Es ist nichts Ungewöhnliches, dass in der historischen Perspektive eines halben Jahrhunderts das Charakterbild einer Persönlichkeit neue Gestalt annimmt. Rosa Luxemburg hat seit ihrem Ende von Mörderhand an Größe fast ständig zugenommen. Die ›blutige Rosa‹, einst der Schrecken der Philister und Bonzen, ist heute so gut wie vergessen – in der Verfasserin der Briefe aus dem Gefängnis und der Briefe an die Freunde will man jetzt oft nichts als die gütig-zarte Frau sehen. Dabei hat sich Rosa Luxemburg selber einmal mit Penthesilea verglichen (…). Stets verband sich in diesem so vielseitigen Menschen die musische Innerlichkeit mit dem ethischen und politischen Engagement nach außen. Das Wort der hinreißenden Rednerin ist verklungen – ihr großartiger Gedankenbau fasziniert nach wie vor den Leser. Die Lektüre der Schriften der Agitatorin und Theoretikerin, die als eines der nicht sehr häufigen Originalgenies des deutschen Marxismus weiterleben wird, lohnt sich immer noch. Ähnlich wie Karl Liebknecht gehört sie zu den wenigen Menschen, deren körperliche Tapferkeit ihrem geistigen Mut die Waage halten.«
Der Politikwissenschaftlicher Ossip K. Flechtheim in seinen politischen Schriften über Rosa Luxemburg (In: Vier jüdische Philosophinnen. Reclam, 1990). Die unentwegt politische Aktivistin wurde am 5.3.1871 in Zamość geboren, sie studierte u.a. Botanik, Philosophie, Völkerrecht und Volkswirtschaftslehre. In ihren zahlreichen Schriften kämpfte sie gegen Nationalismus und für Sozialreformen, für Rechte der Arbeiter, für eine Umverteilung gesellschaftlicher Ressourcen und nicht zuletzt gegen den sich ausbreitenden Militarismus. Als zentrale Figur des »Spartakusbundes« wurde sie mehrmals festgenommen, bevor sie am 15.1.1919 gemeinsam mit Karl Liebknecht gefoltert und heimtückisch ermordet wurde. In den Worten von Käthe Kollwitz: »16. Januar 1919 Niederträchtiger empörender Mord an Liebknecht und Luxemburg.«
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