Aimless Love
This morning as I walked along the lakeshore,
I fell in love with a wren
and later in the day with a mouse
the cat had dropped under the dining room table.
In the shadows of an autumn evening,
I fell for a seamstress
still at her machine in the tailor’s window,
and later for a bowl of broth,
steam rising like smoke from a naval battle.
This is the best kind of love, I thought,
without recompense, without gifts,
or unkind words, without suspicion,
or silence on the telephone.
The love of the chestnut,
the jazz cap and one hand on the wheel.
No lust, no slam of the door –
the love of the miniature orange tree,
the clean white shirt, the hot evening shower,
the highway that cuts across Florida.
No waiting, no huffiness, or rancor –
just a twinge every now and then
for the wren who had built her nest
on a low branch overhanging the water
and for the dead mouse,
still dressed in its light brown suit.
But my heart is always propped up
in a field on its tripod,
ready for the next arrow.
After I carried the mouse by the tail
to a pile of leaves in the woods,
I found myself standing at the bathroom sink
gazing down affectionately at the soap,
so patient and soluble,
so at home in its pale green soap dish.
I could feel myself falling again
as I felt its turning in my wet hands
and caught the scent of lavender and stone.
Lob der kleinen Gefühle
Foto: Carmen Renn
Ein Liebesgedicht ist ein Gedicht voller Dramatik, ein Hymnus an Schicksal und Leidenschaft und all die abgründigen Verstrickungen, die große Gefühle naturgemäß nach sich ziehen. Es ist an ein begehrtes Du gerichtet, ist dem oder der Einzigen gewidmet und als solches die Zelebration des Unvergleichlichen, Einmaligen, Unwiederholbaren schlechthin.
Ein berühmtes Fragment Paul Celans bringt die Natur des tragischen Liebesgedichts idealtypisch zum Ausdruck:
(Ich kenne Dich, du bist die tief Gebeugte,
Ich, der Durchbohrte bin dir untertan.
Wo flammt das Wort, das für uns beide zeugte ?
Du – ganz, ganz wirklich. Ich ganz Wahn.)
Die Suggestionskraft derart in Verse gebannter Sturmhöhenist groß und durch die Jahrhunderte scheinbar ungebrochen. Und so ist es leicht, vor diesen außerordentlichen menschlichen und literarischen Erfahrungshorizonten all jene Gesten, Blicke und flüchtigen Berührungen in den Ebenen des Alltags zu vergessen, die im Laufe eines langen Tages wie nebenbei geschehen und nur allzu oft unerkannt bleiben.
An die kleinen großen Lieben in der Mitte gleichgültigen Dahinlebens erinnert Billy Collins Gedicht über die ziellose Liebe, die nichts will, sondern spontan geschieht, grundlos und ohne jede Erwartung.
Die Liebe zu einem Zaunkönig, einer toten Maus und sogar zu einem Stück duftender Seife, all diese flüchtigen Epiphanien gemahnen an jene gesteigerte Achtsamkeit, welche die Zen-Meister lehren und in der sich vielleicht das Geheimnis eines erfüllteren Lebens im Sinne eines Aphorismus von Francis Bacon vebirgt, der da lautet: Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.
Ziellose Liebe
Als ich heute Morgen am Ufer des Flusses entlang lief,
verliebte ich mich in einen Zaunkönig
und später am Tag in eine Maus,
die die Katze unter dem Eßzimmertisch vergessen hatte.
Im Schattenreich eines Herbstabends,
war es eine Näherin,
die im Schaufenster eines Schneiders an ihrer Maschine saß
und später ein Teller Brühe,
dessen Dampf mich an die Rauchwolken einer Seeschlacht erinnerte.
Dies ist die beste Art zu lieben, dachte ich,
ohne Belohnungen oder Geschenke,
ohne böse Worte oder Mißtrauen
noch Schweigen am Telefon.
Die Liebe der Kastanie,
der jazz cap und eine Hand auf dem Lenkrad.
Keine Lust und kein Türenknallen –
die Liebe des Orangenbäumchens,
des sauberen weißen Hemdes, der abendlichen Dusche,
des Highways, der mitten durch Florida geht.
Kein Warten, keine Gereiztheit, kein Groll –
nur ein kleiner Stich dann und wann
für den Zaunkönig, der sein Nest
auf einem Ast direkt über dem Wasser baute
und für die tote Maus,
in ihrem hellbrauen Kleid.
Und noch immer steht mein Herz
auf seinem Dreifuß bereit
für den nächsten Pfeil.
Nachdem ich die Maus an ihrem Schwanz
gerade zu den Blättern im Wald gezogen hatte,
stand ich bereits im Badezimmer am Waschbecken
und sah mich liebevoll auf die Seife blicken,
so geschmeidig und geduldig
und vollkommen zu Hause in ihrer lindgrünen Seifenschale.
Und während ich sie in meinen nassen Händen hin und her wendete
und einen Hauch von Lavendel und Stein erhaschte,
spürte ich, wie es schon wieder geschah.
Aus dem amerikanischen Englisch von Stefanie Golisch
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