Granulares als Bares
Auf Rang vier der Sachbücher des Monats Dezember:
Christoph Kucklick "Die granulare Gesellschaft". Ullstein Verlag.
Die Digitalisierung verändert unsere Wahrnehmung der Welt: Unsere Körper, die Natur, die Gegenstände – alles erscheint in höherer Auflösung, es existieren immer mehr Daten. Feinste Unterschiede werden erkennbar, das Individuelle überlagert das Allgemeine. Lässt sich unser gesellschaftliches Ideal der Gleichheit vor diesem Hintergrund aufrechterhalten? Im Umgang mit komplexen Daten sind uns Computer zusehends überlegen. Wer sind wir noch, wenn Intelligenz und Rationalität nicht mehr als allein menschliche Merkmale gelten können? Müssen wir uns vom homo rationalis zum homo irritabilis entwickeln, um uns von intelligenten Maschinen abzugrenzen?
"Granularität", das erklärt uns der Verfasser, ist das "Maß der Auflösung, die Präzision von Daten: je feinkörniger, desto granularer".
Ich würde dem widersprechen und die Feinkörnigkeit jener Daten anzweifeln, die sich überhaupt digital erlangen, verwalten und auswerten lassen. Dahinter steckt die typisch reduktionistische, grobkörnige Sicht von Vorgestern. Schließlich behaupte ich: wir sind sehr viel mehr als unser facebookprofil und unser digitales Krankenblatt. Wir sind eigentlich Poeten. FM
Christoph Kucklick im Gespräch mit Sascha Lobo.
Neuen Kommentar schreiben