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Gastkommentar: „Entmachtet die Ratingagenturen!“

Die Politik hat ein neues Feindbild. Die Ratingagenturen. Doch sind Fitch, Moodys und S&P wirklich Schuld am Elend Griechenlands? Thomas Straubhaar, Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts, hat dazu sehr eindeutige Ansichten. Sein Gastkommentar auf FOCUS Online.

Die drei großen amerikanischen Ratingagenturen Standard & Poor’s (S&P), Moodys und Fitch Ratings stehen in der Kritik. Dabei ist der Vorwurf absurd, den Bonitätswächtern eine Mitverantwortung oder gar Mitschuld an der horrenden Staatsverschuldung in der Euro-Zone zu geben.

Eine andere Frage hingegen ist, ob die Ratingagenturen rechtzeitig vor einem drohenden Staatsbankrott Griechenlands oder anderer Schuldenländer gewarnt haben und – wichtiger noch – ob ihre Urteile zur Problemlösung oder zur –verschärfung beitragen. Da zeigt sich, dass sie eher zu spät als frühzeitig warnen, eher zyklisch als antizyklisch wirken und eher Öl als Wasser ins Feuer gießen.

Ein überschätztes System


Allerdings wird von den Ratingagenturen auch etwas erwartet, das sie schlicht nicht leisten können. Sie sollen die Fähigkeit eines Schuldners beurteilen, seine Verbindlichkeiten pünktlich und vollständig zu bedienen. Es liegt in der Natur der Sache, dass solche Prüfungen mit Unsicherheit, Wahrscheinlichkeiten und Einschätzungen verbunden sind. Wie lassen sich Aktiva und Passiva bewerten, für die es keine aktuellen Preise gibt, weil sie nicht gehandelt werden?

Die Ratings der Agenturen täuschen eine Genauigkeit, Verlässlichkeit und Objektivität vor, die in der Realität nicht gegeben ist. Deshalb sollte sich aus Prinzip niemand blindlings auf die Urteile anderer verlassen. Die Noten der Bonitätsprüfer sind eine Meinungsäußerung, die eine eigene Analyse der Risiken bestenfalls ergänzen, niemals aber ersetzen können.

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Leser-Kommentare (44)
Bei den folgenden Kommentaren handelt es sich um die Meinung einzelner FOCUS-Online-Nutzer. Sie spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

13.07.11, 08:26 | Tom

Das "Titanik Syndrom" !

Und Sie - Die Unsinkbare - ging "trotzdem" unter!

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12.07.11, 10:30 | Anonym

Genau so ist es

Die Ratingagenturen täuschen eine Genauigkeit, Verlässlichkeit und Objektivität vor. Das ist genau der Punkt, der es trifft. Seit Jahrzehnten haben aber alle Finanzinstitute und noch mehr die Politik dies gepuscht und gefördert, ohne es je wirklich zu hinterfragen. Bis zur Subprimekrise wurde blind den Ratings vertraut und sogar heute noch gewährt die EZB nur Sicherheiten, wenn die Ratings der drei Großen noch über CCC liegen. Das das absurd ist, liegt eigentlich auf der Hand, denn jeder, der Geld verleiht sollte stets selber die Sicherheiten bewerten.

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12.07.11, 08:57 | Carlos

Stoppt die Hedgefonds

Anstatt auf den Ratingagenturen herunmzuhacken, sollte den Hedgefonds das Handwerk gelegt werden!

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12.07.11, 08:05 | Rater

Qualitaet der Ratingagenturen

Leider werden die Ratings total ueberschaetzt. Es sind in Wahrheit nur unverbindliche Einschaetzungen, fuer die die Agenturen keinerlei Haftung uebernehmen. Die Qualitaet ist nicht sichergestellt und die Prozesse nicht durchschaubar. Ausserdem beeinflusst durch die Auftraggeber (die das Rating bezahlen) und durch die Politik. Anders ist das Rating der USA (AAA) und das von Lehman nicht erklaerbar.

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11.07.11, 20:07 | Frank

Probleme verdrängen hilft nicht

Es ist eine Illusion zu glauben, dass die Rating Agenturen Ursache des Problems sind. Sie sind überschätzt und wohl überflüssig, aber sie sind nicht die Ursache. Die hemmungslose und dauerhaft angelegte Staatsverschuldung ist das Problem. Eine Einsicht sehe ich nicht. Die Politik ruft "haltet den Dieb", weil Ihr Schuldenspiel bald vorbei ist. Ja, haltet den Dieb, aber den richtigen.

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11.07.11, 19:37 | ugsburger

Euro Fehlkonstruktion

Eine Währungsunion ohne gleiches Steuerrecht in den Mitgliedsländern kann nicht funktionieren, ob mit oder ohne Ratingagenturen.

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11.07.11, 19:12 | Franz Ranz

Entmachten hilft dem Staatshaushalt keineswegs!

Was passiert, wenn die Ratingagenturen entmachtet sind? Schweigen wir dann die Probleme aus oder reden sie uns schön? Das ist doch Unsinn.

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11.07.11, 18:30 | Anonym

Das auch Ratingagenturen nicht unfehlbar sind

wissen wir ja schon seit dem Herbst 2008. Trotzdem hätte ich mir gewünscht das diese in den Fällen Island, Irland, Portugal und Griechenland schon viel früher Alarm geschlagen hätten. Dann wäre diesen Ländern nämlich schon viel eher der Geldhahn zugedreht worden und die Schlafmützen in der Politik wären eher aufgewacht. Denn vor 4 oder 5 Jahren wären wir vielleicht noch mit einer "schweren wirtschftlichen und währungspolitischen Erkältung" davongekommen. Jetzt werden diese Länder den Rest Europas möglicherweise mit einer unheilbaren Schwindsucht infizieren.

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11.07.11, 18:21 | Sam

Jetzt vom eigenen

Versagen abzulenken ist hochgradig fahrlässig. Die Schulden haben nicht die Ratingagenturen gemacht!

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11.07.11, 17:43 | Gast

Entmachtet

die notorischen Schuldenmacher in der Politik, welche unabhängig von guten oder schlechten Zeiten auf Teufel komm raus neue Schulden machen. Senkt die Abgaben für die Normalarbeitnehmer und stoppt den Ausgabenirrsinn.

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