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Verlag: Heyne

Feinde - Saygin, Susanne - Heyne

Saygin, Susanne

Feinde

Für den türkischstämmigen Polizisten Can und das Ermittlungs-Team um seine Vorgesetzte Simone fängt alles mit einem Doppelmord im Roma-Milieu in einer deutschen Großstadt an. Doch dieses Verbrechen zieht schnell weite Kreise: Korruption, Menschenhandel und das Schicksal derjenigen, die von der Gesellschaft nichts mehr zu erwarten haben, sind der Schmelztiegel, in dem sich dieser fesselnde, emotionale und realistische Roman um das Leben und Überleben in unserer heutigen Zeit entfaltet.
Der Polizist Can tut alles, um die Wahrheit zu finden und gleichzeitig seine Menschlichkeit nicht zu vergessen.

Autor: Saygin, Susanne
Titel: Feinde
Jahr: 2018-09
Seiten: 352 | Taschenbuch
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-43889-7
Preis: 12.99 EUR

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Unsere Meinung:

Für mich – wie auch für meinen lieben Freund und Hammett-Chef Christian Koch, mit dem ich krimimäßig ziemlich oft auf einer Wellenlänge liege – war Susanne Saygins „Feinde“ schlicht einer der besten, beeindruckendsten Kriminalromane des Jahres 2018. Punkt.

Es überraschte uns dann ein bisschen, dass das Buch beim Deutschen Krimipreis (wenn auch nur knapp) leer ausging, und beim Glauser genauso, da nämlich in zwei möglichen Kategorien (Bester Kriminalroman bzw. Bestes Debüt) nicht mal unter die fünf Nominierten kam. -- Nun ja, etwas später wurde Susanne Saygin dafür immerhin bei den Stuttgarter Kriminächten mit einem Preis für das beste deutschsprachige Krimi-Debüt geehrt. Und, vielleicht auch ein kleiner Trost, ihr Roman wurde 2018 in unserer Krimibuchhandlung der Jahresbestseller Nummer Eins.

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In den nächsten Stunden fuhren sie eine trostlose Folge von verkommenen Alt- und bröckelnden Neubauten ab. Dunkelhaarige Männer und Frauen mit bronzefarbener Haut und billigen Klamotten standen davor, als würden sie auf etwas warten, während sie Sonnenblumenkerne knackten und stoisch den Kindern zusahen, die im wild verstreuten Müll spielten.
Can und Simone hatten absichtlich keinen Streifenwagen genommen, trotzdem verschwanden die Kinder, sobald sie aus dem Wagen stiegen, und die Erwachsenen zogen sich wie von ungefähr zurück. Niemand reagierte auf ihr Klingeln. Wenn es Can und Simone dennoch gelang, in die Häuser hineinzukommen, standen sie vor verschlossenen Wohnungstüren, die sich auf Klopfen bestenfalls spaltbreit öffneten und sofort wieder zuschlugen, sobald Can die Fotos der ermordeten Männer zeigte.
(Seite 28)

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Obwohl ich lange vor Erscheinen des Romans – Heyne brachte das Ding ganz groß als Spitzentitel des Monats heraus – ein Vorabexemplar bekam, drückte ich mich um die Lektüre herum. Susanne ist mit Christian befreundet; er hatte die letzten Phasen der Entstehung des Romans mitbekommen und, wenn ich mich nicht irre, selbst kritisch und ermunternd begleitet; die Autorin hatte jahrelang daran gearbeitet, und das Heyne-Lektorat war es dann mit ihr nochmals gründlich durchgegangen. Was lange währt …?

Ja. Als ich es kurz vor oder nach Erscheinen endlich las, war ich baff. Das ist in verschiedenster Hinsicht so gut, dass ich gar nicht wüsste, wo anfangen und aufhören in einer Rezension. Weshalb ich‘s dann gleich ganz gelassen habe, es den Zeitungen und anderen Medien überlassen habe, den Roman und die Autorin gebührend zu würdigen.

„Feinde“ ist ein so guter spannender ergreifender realitätssatter politischer Kriminalroman, dass man nach der Lektüre eigentlich höchstens befürchtet, da habe die Autorin möglicherweise schon alles reingepackt, damit habe sie ihr Pulver verschossen, so einen Kraftakt schafft sie kein zweites Mal, da kann eigentlich nichts ähnlich Starkes mehr nachkommen, zumindest im Krimi-Genre nicht. - Hoffen wir, dass sie uns eines Besseren belehrt!

Und statt Einzelheiten zu Stil und Inhalt hier jetzt nur so viel: Am meisten gefiel mir, dass das Buch relativ klar im Genre beginnt, als Polizeikrimi in Köln, dann aber etwa nach der Hälfte ins Offene geht, alle Schubladen hinter sich lässt, uns wer weiß wohin mitnimmt. Und nein, zum Finale dieses Politthrillers werd ich hier erst recht nichts verraten!

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[RS/15.05.2019]