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Hundertvierzehn | Extra
Ein zynisches Grinsen

Die Flüchtlinge in Europa und Russlands Entzweiung mit dem Rest der Welt. Der russische Autor Sergej Lebedew ist zu Gast auf der Frankfurter Buchmesse. In seiner Kolumne auf hundertvierzehn.de berichtet er täglich von Erlebtem und Erlesenem.

 
Sergej Lebedew

Sergej Lebedews Zeitung, für die er in den letzten Jahren schrieb, wurde während des Ukrainekonflikts verboten. Lange Zeit fand sich kein russischer Verlag für ›Menschen im August‹, die deutsche Ausgabe ist die Weltpremiere, nun wird der Roman im Januar 2016 doch in Russland veröffentlicht.
Zuletzt erschien sein Roman ›Der Himmel auf ihren Schultern‹. Sergej Lebedew wurde 1981 in Moskau geboren, wo er zurzeit lebt.

Als ich im Warteraum des Moskauer Flughafens saß, von dem ich nach Frankfurt abflog, sah ich im Fernsehen eine Talkshow: Russische Politiker erörterten das Flüchtlingsproblem in Europa: Barbaren … Terroristen … Europa wird untergehen … alle Europäer haben Angst, aber keiner wagt es, darüber zu sprechen …
Mehr muss ich wohl nicht zitieren.
Aber das Erstaunlichste waren die ungezügelten Angriffe, der giftige, boshafte Spott über die Bereitschaft Europas und insbesondere Deutschlands, den Zuwanderern zu helfen. Über die Bereitschaft, den Flüchtlingen freiwillig Wasser zu den Bahnhöfen zu bringen, Sprachunterricht zu geben und so weiter.
Die Deutschen seien naiv, schaufelten sich das eigene Grab, wollten der ganzen Welt demonstrieren, was für Gutmenschen sie seien …  
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Dabei kommt mir der Gedanke: Was ist mit meinem Land passiert, wenn die allernormalste, allernatürlichste menschliche Reaktion – Menschen in Not zu helfen – bei der Mehrheit meiner Mitbürger ein zynisches Grinsen hervorruft?
Woher kommt dieser Zorn, der geradezu unverhohlene Wunsch, Europa möge sich ins Unglück stürzen und alle Flüchtlinge mögen sich ausnahmslos als Terroristen erweisen?
Leider liegt der Grund wohl darin, dass Russland an der Entzweiung mit dem Rest der Welt leidet. Wenn es sieht, wie Europa im Ganzen und Deutschland im Besonderen mit den Flüchtlingen umgeht, möchte Russland eigentlich, dass man es genauso offen annimmt und ihm hilft.
Dabei will es jedoch seine Mitschuld an dieser Entzweiung nicht eingestehen. Deswegen werden die ankommenden Flüchtlinge mit naiver Unverblümtheit dämonisiert, so wie man nach einer Trennung die neue Freundin des anderen in einem möglichst schlechten Licht darstellt.
Wir sind die wahren Europäer, nicht sie, scheinen die Russen sagen zu wollen. Wir sind eure Freunde, nicht sie.
Aber zu hören bekommt man leider nichts anderes als Hass-Propaganda.
Wenn ich nach Moskau zurückkomme, wird man mir im Fernsehen sicher wieder erzählen, dass das Leben in Europa heute beängstigend sei, seine jahrtausendealten Grundsätze zerstört würden und der Weltuntergang nahe.
Übrigens rechnet das russische Fernsehen jeden zweiten Tag mit dem Weltuntergang. Man ist also schon fast daran gewöhnt. 

Aus dem Russischen von Franziska Zwerg

Menschen im August

Russland im August 1991: ein Putsch bringt das Land zum Beben, Gorbatschow wird abgesetzt, Jelzin übernimmt die Macht und Putin kann kaum erwarten, der Nächste zu sein. Das Land zerfällt. Nichts ist mehr, wie es Jahrzehnte lang war. Die einen verscherbeln Bodenschätze und Panzer und werden Multimillionäre, die anderen versinken in bitterer Armut. In dieser Zeit des totalen Umbruchs entdeckt der Ich-Erzähler das Tagebuch seiner Großmutter und erkennt, dass das Schweigen über die Vergangenheit gebrochen werden muss, wenn Russland eine Zukunft haben will. Ein hochaktueller, ein spannender Roman über ein Land, das schon lange keine Weltmacht mehr ist.

Mehr Infos auf fischerverlage.de
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Fischer Kinder- und Jugendbuch Verlag GmbH
Frankfurt am Main 2020
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