Es gibt nur wenige andere Autoren, bei denen das Bild, das von ihnen in den Medien kursiert, anfangs fast genauso stark wirkt wie ihr Werk. Arno Schmidt, der Autor, gilt als extrem schwierig. Negativ gewendet: als unnötig kompliziert. Das Bild des Menschen Schmidts, gefördert durch einige Aussagen à la »

Wie kam es dann doch zu einer Annäherung?
Ich wusste, dass da natürlich viel mehr ist, als dieses eben beschriebene Bild, das ich mir auch als Entschuldigung dafür zurecht gelegt hatte, dass ich mich bislang nicht mit Schmidt beschäftigt hatte, obwohl er zum Kanon gehörte und ich eine Schwäche für Experimentelles habe. Deshalb habe ich dem BR ein Feature über Schmidt zum 100. Geburtstag angeboten. Im Falle einer Zusage, wäre ich sozusagen gezwungen gewesen, Schmidt zu lesen und meine Vorurteile zu überdenken. Der BR sagte zu. Gott sei Dank (Kleine Volte gegen den Atheisten Schmidt …)
Gibt es ein Werk von Arno Schmidt, das für Dich besonders heraussticht, besondere Bedeutung hat?
›Das steinerne Herz‹ und der erste Teil der ›Gelehrtenrepublik‹. Aber eigentlich das gesamte Werk bis 1960, also bevor Schmidt versuchte, Freud und Joyce zu übertreffen. Bei Schmidts halluzinogenem Stil ist es fast schon egal, was er beschreibt. ›Das steinerne Herz‹ schildert die 1950er Jahre und einen Ausflug in die DDR so intensiv wie einen Flugtraum. Der erste Teil des utopischen Romans ›Gelehrtenrepublik‹ mit dem Streifzug des Ich-Erzählers durch eine von Mutanten bevölkerte Zone, inkl. eines Stelldicheins mit einer Zentaurin, liest sich wie ein LSD-Trip. So witzig und durchgeknallt wie es sich nicht einmal die viel spätere Popliteratur traute. Bewusstseinserweiternd. Anders kann man das nicht sagen. Ich meine: »Auf Kankerstelzen aus Licht der kleingeschnürte Sonnenleib über der Landschaft.« (Anfang von ›Die Gelehrtenrepublik‹) …?? - !!!! (um es mit Schmidt zu sagen)
Du hast in der letzten Zeit viel zu Arno Schmidt recherchiert, Gespräche geführt für ein Radio-Feature (16.1.2014, 20.03 Uhr, Bayern 2). Hat sich Dein Verhältnis zu seinem Werk und seinem Arbeiten dadurch weiter verändert? Hast Du etwas entdeckt? Was hat Dich vielleicht überrascht?
In erster Linie habe ich den Autor Schmidt für mich entdeckt. Einiges von ihm hat sich vielleicht nicht so gut gehalten, wie man das von einem Großschriftsteller erwarten dürfte, zu dem er oft stilisiert wurde. Aber Bücher wie jene der 1950er sind mit nichts vergleichbar, was ich jemals gelesen habe. Und dazu noch erstaunlich witzig und unterhaltsam.

Du warst auch in Bargfeld. Erscheint das Arbeiten in solcher Abgeschiedenheit, in völliger Konzentration auf das Werk, heute als völlig undenkbar, als Utopie?


Risiken abzusichern ist ihr Geschäft. Doch sie verstrickt sich in Unsicherheiten, trügerische Phantasien und Ängste. Brillant, packend und raffiniert erzählt Thomas von Steinaeckers großer Zeitroman von unserer Welt, in der alle Sicherheiten endgültig abhanden gekommen sind und unsere Sehnsüchte in die Irre führen. Ein schlau-präzises und gespenstisch-surreales Porträt unserer Gegenwart.