IS marschiert, Pegida marschiert, Paradegetrommel! Faschistengekrächz! Die Erfinder der Demokratie sind pleite, wir fressen und gieren weiter Wir haben unsere Hände / in allen Taschen der Welt. / Was uns in die Klauen fällt, / Blut, Eisen, Kohle – alles ist Geld, / Bares Geld! Profit! Dividende!
Und weit im Osten, und überhaupt in allen magnetischen Richtungen, geht es ums Schicksal der Welt. Sie erblickt nur hohler Wirbel / Grause Tiefen unter sich.
Aber nicht verzagen, Freunde, die Rettung naht! Leipzig, März 2015, wir huldigen dir, oh Muse, oh Göttin, oh Literatur, lasset die Harfen klingen und die Fanfaren ertönen, dass sie auf dem ganzen Erdenball gehört werden! Halleluja, die Buchmesse ist wieder da! Man hat es schon fast nicht mehr geglaubt nach diesem endlosen Winter, auch wenn’s gar nicht so kalt war, aber wieder versammelt sich das Häuflein Dichter und Verleger und Leser, um der wahren Literatur zu huldigen, na gut, es gibt immer noch das Unbeschreibliche Übel wie Fünfzig Schatten im Grau oder so ähnlich, und Anti-Stilisten wie den Augensammler (auch bekannt als Der Augenjäger, Der Seelenbrecher und Die Therapie), die ja auch den Aufdruck »Schriftsteller« auf ihrer Visitenkarte haben und uns mit kruder Schreibe und noch kruderem Plot quälen, aber sei’s drum, auch der große Mickey Spillane, der Erschaffer des knallharten MIKE HAMMER zum Beispiel ist Mitglied in meiner Äkschn GmbH! Aber MIKE HAMMER hätte knallhart den ganzen Müll weggekehrt, nicht nur den in der Literatur, sondern auch auf dem ganzen großen Erdenball. MIKE HAMMER: »Die Unterdrücker der Menschheit bestrafen, ist Gnade; ihnen verzeihen, ist Barbarei.« (aus Büchners Dantons Tod allerdings und frei nach Rambo III)
Und auch wenn die Belletristik, die schöngeistige Literatur, nur wie ein kleines gallisches Dorf inmitten des gewaltigen Kreidekreises aus gedrucktem Schund ist, für mich beginnt das Jahr immer Mitte März: messerlicht mein scharfes / falsches licht in diesem noch schwarzen frühling / in dem mein kreislauf heulend anspringt.
Und so werden wir wieder durch die Straßen der Stadt flanieren, von Lesung zu Lesung, werden die hellen Messehallen queren, Buch um Buch durchblättern, prüfen, anlesen, auf der Suche nach einer Perle, werden Nachts im Bricks am Tresen sitzen, Gedichte zitierend. Oh yes, ladies und gentlemän! Ob mich wohl wieder jemand ansprechen wird auf das Jahr 2008, als ich bei der Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse die Bierflasche in die Höhe riss, als wenn da heute noch ein Hahn nach krähen würde, aber natürlich immer noch eine schöne Erinnerung, oh Augenblick ...
Wir wetten wie jedes Jahr, wer denn diesmal gewinnen wird, the great Preis of the L.E. book fair. Ich sage Nobby Scheuer, ist aber kein sicheres Ding. Vielleicht ja doch the Poet.
Obwohl ich mir sicher bin, dass die auch ein wenig auf die Vermarktbarkeit schauen werden ... OH NEIN DAS IST DOCH NUR IN FRANKFURT SO!
Ein Bekannter von mir hat übrigens letztens in England einem Buchmacher (eigentlich ein schönes Wort, denn er macht Wetten und keine Bücher, aber die Wetten schreibt er sicher in irgendein Buch hinein oder bemüht vorher diverse Bücher bei der Ermittlung der Quoten) die Wette vorgeschlagen (kann man dort machen, man kann da auch auf die Farbe der Festtagsgarderobe der Queen wetten), dass ich mal den Nobelpreis für Literatur gewinnen werde. Hohe Quote, sichere Sache.
Meine Entdeckung dieses Jahr ist übrigens dieser verrückte Italiener D’Arrigo mit seinem Epos über Meer und Krieg. Schon lange tot der Mann. Kannte ich nicht. Ganz große Literatur. Und davon werden wir noch einiges finden in den nächsten Tagen. Venceremos! Oder um es mit Goethe zu sagen: Großer Brahma, Herr der Mächte! / Alles ist von deinem Samen, / Und so bist du der Gerechte!

Ein vielstimmiger Gesang der Nacht: Prostituierte, Engel und Geschäftsmänner kämpfen um Geld und Macht und ihre Träume. Eine junge Frau steht am Fenster, schaut in den Abendhimmel, im Januar laufen die Geschäfte nicht, die Gedanken tanzen ihn ihrem Kopf. »Der Pferdemann«, der alte Jockey, sucht seine Tochter. »Der Bielefelder« rollt mit neuen Geschäftskonzepten den Markt auf, investiert in Clubs und Eroscenter. »AK 47« liegt angeschossen auf dem Asphalt. Schonungslos und zärtlich schreibt Clemens Meyer in seinem großen Roman von den Menschen, den Nachtgestalten, von ihrem Aufstieg und Fall, vom Schmutz der Straße und dem Fluss des Geldes. Mit großer Kraft und Emotion erzählt er die Geschichte einer Stadt, die zum Epochen-Roman unserer Zeit wird.