Handschlag ins Gesicht
Seit das Schweizer Fernsehen in der "Arena" am 1. April - scherzfrei - auf das Handschlag-Theater in einer basellandschaftlichen Schule hinwies, gehen die Wogen hoch. Doch die Empörung sollte sich nicht am Islam entzünden, sondern an der Schulleitung, die muslimische Knaben davon entbindet, ihren Lehrerinnen zur Begrüssung die Hand zu reichen.
Vor allem in westlichen Ländern ist der Handschlag üblich. Seine Verweigerung bedeutet Geringschätzung oder Verachtung. Es ist, aus welchen Gründen auch immer, ein bewusst unfreundlicher Akt. Wer sich daran stört, wehrt sich und befindet sich im Recht. Sofern es sich beim Wohnort nicht um Therwil handelt.
Der behördliche Handschlag-Dispens für muslimische Schüler ist völlig daneben. Er segnet die Unflätigkeit ab. Respektlosigkeit gegenüber Lehrerinnen wird von Amtes wegen zum schützenswerten Gut. Die Begrenzung der Freiheit durch die Freiheit anderer gilt offenbar für die Religionsfreiheit nicht.
Wir wollen hoffen, der Therwiler Rektor habe sich auf seinem Weg des geringsten Widerstandes nichts, aber auch wirklich nichts überlegt und werde von vorgesetzter Stelle an eine vornehme Aufgabe der Schule erinnert, nämlich das Denken zu lehren.
Ich musste in der ganzen Schulzeit nie die Hand geben. Aber Hauptsache, man kann sich wieder mal über die ach so bösen Muslime aufregen. Und gleichzeitig sieht man locker darüber hinweg, wie viele Milliarden jedes Jahr an Steuern hinterzogen werden - und wie unser sogenannter Finanzminister das öffentlich gutheisst. Rechtsbürgerlich eingestellt müsste man sein - die Welt ist dann grad so schön simpel.
Mit allem Respekt, aber die fraglichen Syrer sind Gäste in der Schweiz und müssen sich an die landesüblichen Gepflogenheiten halten. Wenn Sie als Europäerin in Iran oder Saudi-Arabien sind, müssen Sie sich auch an die geltenden Regeln (zB Kopftuch) halten. Dort gibt es keine Kompromisse und keinen Interreligiösen Dialog mit Christen
Im Islam berühren streng gläubige Muslime eine fremde Frau nicht. Sie befolgen dadurch eine Auslegung des Korans oder handeln entsprechend den Ueberlieferungen aus dem Leben des Propheten Mohammeds. Sie drücken dadurch einen Respekt vor der Frau aus und keine Respektlosigkeit.
Wir aber empfinden das Verweigern des Händedruckes als Affront. Es stehen sich also zwei gegensätzliche Bedeutungen, Interpreta-tionen gegenüber.
Wir könnten einwenig kreativ sein, miteinander eine Form finden, wo beide Seiten respektiert werden, die den Burschen nicht in Gewissensnot und die Lehrerin nicht in Abwertungsgefühle stürzt?
Eine schöne Form der Begrüssung habe ich bei Muslimen gesehen: sie legen eine Hand aufs Herz und machen eine leichte Verbeugung, das wäre doch eine win-win Situation. Kooperation anstatt Konfrontation.
Danke für Ihren vermittelnden Ansatz. M.f.G. M. Brönnimann
Wann wurde das eigentlich eingeführt, dass Schüler(-innen) den Lehrern oder Lehrerinnen die Hand geben müssen? In meiner Zeit als Schüler gab es das nicht. Weder wenn der Lehrer reinkam (dann musste anschliessend gleich gesungen werden), noch beim Rausgehen (dann stürmten wir raschmöglichst aus dem Zimmer). Irgendwie finde ich das eine eher läppische Massnahme ohne irgendwelchen pädagogischen Wert.
Lieber Alex
ein sehr guter Kommentar: kurz, eindeutig und treffend.
Besten Dank und schöne Grüsse
Jean-Pierre
Die Boulevardpresse treibt wieder einmal eine Sau durchs Dorf. Im vorliegenden Fall offenbar sogar zwei. Stand heute, scheinen die beiden Schüler einem Lehrer und einer Lehrerin, nach einer offenbar hitzigen Diskussion über den Islam bzw. den Salafismus, den Handschlag verweigert haben. Das ist so weit verständlich.
Wenn sich ein Lehrer oder eine Lehrerin mit einem 14-jährigen auf eine Diskussion über Salafismus einlässt, dann sollte er sich so weit im Griff haben, dass die Diskussion nicht ausartet. Natürlich sind die Aussagen von Salafisten zumeist unerträglich. (Aber, wer die Hitze nicht erträgt, der sollte nicht in einer Küche arbeiten). Strafrechtlich abzuklären ist die offenbar belegte Nähe der beiden Buben zum IS. Zudem sind die Predigten ihres Vaters zu untersuchen. All dies hätte in aller Ruhe stattfinden können. Aber wir alle sehen eben doch auch gerne zu, wenn Schweine durchs Dorf getrieben werden.