Präfaschismus in Frankreich?

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Präfaschismus in Frankreich?

Von Ulrich Meister, 06.02.2014

Eine unheilige Allianz gegen die laizistische Republik:

Diese Allianz aus  Religionen, Ultra-Konservativen, Rechtsextremisten, linken und rechten Antisemiten greift die laizistische Republik an. Man hat, wie Robert Badinter, der Justizminister von Mitterrand, der die Todesstrafe abgeschafft hat, bemerkte, seit der Nazi-Besetzung von Frankreich nie mehr den Ruf "Juden raus aus Frankreich" gehört - ausser nun am 26. Januar in Paris am  sogenannten "Tag des Zorns". Und andere rassistische Slogans, Parolen gegen Präsident Hollande ("dégage", als sei man in einer arabischen Diktatur), den Staat im allgemeinen, die laizistische Schule, die Steuern, die Freimaurer und gegen "Satan". Eine triste Anekdote, wäre da nicht mehr. Zum Beispiel  die unheilige Allianz zwischen Katholiken und Muslimen, die ihre intolerante moralische Kontrolle über das Gesetz des Staates stellen wollen.

Das Parlament hat das Gesetz über die sogenannte "Homo-Ehe"  schon lange verabschiedet. Die unheilige Allianz protestierte aber am 2. Februar zum x-ten Mal gegen eine angebliche  "familiphobie" (Familienfeindlichkeit) der Regierung. Die hat das neue Familiengesetz leider sofort zurückgezogen. Ein Erfolg für die Strasse, obwohl die heterogene Opposition - Neo-Nazis und Katholiken - Lügen über eine angeblich sexuelle Indoktrination der Kinder in der Schule verbreitet. Die konservative Opposionspartei von Ex-Präsident Sarkozy hat dies triumphierend gegen Hollande aufgegriffen, bevor ihr die Lügen auffielen und sie merkte, dass zu viele ihrer Anhänger geschieden sind oder in wilder Ehe leben. "Die Wahrheit ist für die Idioten", ist die Losung dieser neuen gefährlichen, weil präfaschistischen und nihilistischen "Ideologie der Krise".    

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Soweit ich weiss hat die Französische Revolution eine Faschistische Diktatur hervorgebracht. Nach Massenmord und Terror blieb nur noch eine Diktatur die den gesamten Kontinent in den Krieg riss. Nein ich rede nicht von Deutschland, sondern von Frankreich um 1800. Und statt Bischöfen und Mönchen, die ermordet worden sind, regieren Spiritistische "Aufgeklärte" Freimaurer mit pseudoritualen und billigen Freundschaftsbünden zwischen dem Volk unbekannten Personen die ihre geheimen Ziele verfolgen.

Revolutionen haben in erster Linie mit gesellschaftlichen Umbrüchen zu tun.
Das ist an sich etwas Gewalttätiges. Wir können zur Zeit live mitverfolgen wie so eine Revolution ablaufen kann. Das missachtete Volk rottet sich, nach längerer Unzufriedenheit infolge Armut zusammen und geht gegen die Regierung vor, welche umgehend alles in Bewegung setzt um den sogenannten Pöbel zu bändigen. - Und hinter den Kulissen mischt sich alles ein, was aus den Trümmern des Landes etwas abzustauben hofft, was die Gewalt, den Tumult bis zum Exzess verschlimmert.
Aber:
Alles das könnte vermieden werden, wenn sich die jeweiligen Eliten an ihre Amtseide halten, ihrem Arbeitgeber, dem Volk, mit Respekt begegnen und im Interesse des Volkes handeln würden - anstatt sich von der Finanz-Wirtschaft an die Leine nehmen zu lassen.

Ja die Bischöfe und Mönche, die Henker der Inquisition welche vorher unter den Frauen so gewütet haben, dass es ein Wunder ist das es überhaupt noch Frauen gibt, genau die wurden damals auch ermordet.
Warum tut mir das wohl nicht leid???

Bitte seien wir vorsichtig mit den Begriffen präfaschistisch und nihilistisch, denn es kommen zur Zeit mehrere, sehr unterschiedliche Strömungen zusammen, die zum Teil von rechts (nationalistisch, zum Teil rassistisch, aber - noch nicht ? - faschistisch) oder von links (zum Teil auch nationalistisch, zum Teil sogar auch rassistisch) instrumentalisiert werden. Diese Mischung kann sogar explosiv werden, wenn die freiheitlichen und demokratischen Kräfte versagen - und ich hoffe, sie versagen nicht. Der Bürger mit seinen Alltagssorgen und seiner täglichen Beanspruchung beim Broterwerb ist schlicht und einfach ohnmächtig ob der politischen Überforderung und der politischen Vorschriften: Brüssel schreibt ihm vor, keine Glühbirnen mehr benutzen zu dürfen, dafür aber sehr viel schädlichere und umweltbelastende Energiesparlampen, gleichzeitig darf er tiefer in die Tasche greifen, um seinen Strom zu bezahlen. Die nationale Politik ist nicht mehr in der Lage, wirklich mit dem Bürger zu kommunizieren, weil sie auf vielen Feldern ihre Glaubwürdigkeit verloren hat. Da fällt es dann extremistischen Politiken, unabhängig davon, ob sie in der Opposition sind oder regieren, leicht, mit Stammtischparolen den Bürger zu ködern: Da werden wir plötzlich überrannt von Fremden, die unser letztes Hemd wollen, da wird suggeriert, wie in Deutschland, ausländische Autofahrer würden die Straßen kaputt fahren, weshalb es eine Maut nur für Ausländer geben müsse und da fällt es mit den Stammtischparolen der FN in Frankreich leicht, einen der schwächsten Präsidenten, die Frankreich je hatte, "platt" zu machen. Zurück bleibt trotzdem die Ohnmacht des Bürgers, der wie so oft in der Geschichte keine Chance hat, sich wirklich zu wehren. Was Not tut, ist eine demokratische Bürgerkampagne und eine Presse, die die Zusamenhänge erklärt, aufklärt und ermutigt, auch einmal Nein zur Politik zu sagen. "Die Wahrheit ist für den Bürger, nicht für die Idioten." Idiotie überlassen wir schon viel zu lange der Politik.

auf das Versagen eines Systems:
"Diese Allianz aus Religionen, Ultra-Konservativen, Rechtsextremisten, linken und rechten Antisemiten greift die laizistische Republik an."

Es waren 'zigtausende die demonstriert haben und es noch tun. Man kann annehmen, dass sehr viele unter den Demonstranten mit keiner der von ihnen aufgeführten Gruppierungen viel am Hut haben.
Grundsätzlich muss man erkennen, dass diese "Horden" genug vom Staat und seiner Willkür haben. Die Leute wollen vielleicht wieder gefragt werden, welche Gesetze sie wollen und welche nicht. Die Leute haben vielleicht einfach genug von den grossartigen Experimenten ihn Europa, die vor allem auf den Rücken der Bürger ausprobiert werden, welche nun krisengeschüttelt auf der Strasse stehen. Da helfen auch die amourösen Fehltritte eines sonst eher hilflosen Präsidenten nicht die zunehmenden Agressionen zu glätten.
Die Gruppierungen um die es Ihnen anscheinend geht, sind allesamt zweifelhaft unterwegs. Aber die gab es nicht erst seit der Krise, die waren immer da. Nur finden sie, je länger die sich dauernd noch verschlimmernde Krise dauert, je mehr Zulauf.
So funktionierte das doch schon wiederholt in der europäischen Geschichte. Man denkt unwillkürlich an den Sturm auf die Bastille im MIttelalter.
Diese Revolution erfolgte, weil die Herrschenden das Volk zu lange nicht ernst nahmen - es nicht mal wahrnahmen, ausser wenn es um Steuern ging. Da gibt's doch durchaus Parallelen zur "Zentrale" in Brüssel, bzw. zu den Regierungoberhäuptern der einzelner EU-Staaten.
Das alte System kollabiert und damit auch die alten Denkweisen und Schuldzuweisungen - und die Hemmschwellen sinken.
Man kann sogar damit rechnen, dass Marie le Pen aus allen Lagern der Franzosen Zulauf bekommt und es denen Piepegal ist ob der Front National in die rechte Ecke gehört oder nicht. Sie wollen raus aus der EU in erster Linie, mit wem ist egal! Guter Nährboden für Extreme.
Die Ursachen die zu einem bestimmten Verhalten führen sind häufig sehr interessant und aufschlussreich.

"Die Wahrheit ist für die Idioten"
Ach! Welche denn?

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