Ist Putin an allem schuld?

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Ist Putin an allem schuld?

Von Roman Berger, 03.03.2014

Im Westen wird Russland an den Pranger gestellt. Es gibt aber auch prominente westliche Stimmen, die selbstkritische Fragen stellen.

„…wie wenn Russland versuchen würde, Mexiko oder Kanada  dem Einflussbereich der USA zu entziehen“. Mit diesem Vergleich versucht der bekannte amerikanische Russland Experte Gordon M. Hahn, dem US-Publikum die Ukraine - Krise aus russischer Sicht zu erklären. Natürlich hinkt der Vergleich. Russland ist im Gegensatz zu den USA  keine Supermacht mehr und hat nicht mehr die Möglichkeit, Macht und Einfluss in der ganzen Welt auszuüben.

Dennoch erhebt der Nachfolgestaat der Sowjetunion als Regionalmacht weiterhin einen Anspruch auf eine „russische Einflusszone“ in den ehemaligen Sowjetrepubliken.  Russland ist mit diesen Ländern geschichtlich, kulturell und wirtschaftlich eng verbunden. Millionen von Russen leben in den ehemaligen Sowjetrepubliken, die Moskau als „nahes Ausland“ bezeichnet. Gerade diese neuen Staaten versuchen die USA, verstärkt unter ihren Einfluss zu bringen.

Kein zweites Georgien

Am heftigsten umkämpft sind die geopolitisch exponierten Staaten Ukraine und Georgien. Im Westen glaubt man,  wie Russland 2008 in Georgien militärisch interveniert habe, genauso werde Moskau nun auch auf die Krise in der Ukraine reagieren.  Ein Rückblick auf Russlands Politik gegenüber Georgien zeigt aber eine andere Faktenlage. Ob Moskau damals den Krieg mit Georgien wirklich wollte, ist fraglich. Das zeigte ein Bericht der Schweizer Diplomatin und Kaukasusexpertin Heidi Tagliavini im Auftrag der EU.

Unbestritten ist jedoch, dass der damalige georgische Präsident Michail Saakaschwili - von den USA unterstützt - den Konflikt mit Moskau suchte. Saakaschwili glaubte, so könne er eine Intervention der Nato im Südkaukasus provozieren und auf diesem Weg Georgien sowie die  weiteren mögliche Aufnahme -Kandidaten Ukraine und Moldawien in die Nato hineinmanövrieren. Saakaschwilis Strategie endete mit einer Niederlage. Moskau hingegen intervenierte in einem potentiellen Nato-Mitglied, ohne dass die Nato reagieren konnte.

Viele Zugeständnisse – keine Gegenleistung

Für Putin war der fünftägige Blitzkrieg auch ein Blitzableiter. Ein Jahr zuvor hatte der Kremlchef an der Sicherheitskonferenz in München die dort versammelten Politiker, Verteidigungsminister und Militärexperten erzürnt daran erinnert, wie viele Zugeständnisse Russland seit dem Ende des Kalten Kriege gegenüber dem Westen gemacht hatte: Auflösung des Warschaupaktes, Rückzug der sowjetischen Truppen, Zustimmung zu einem geeinten Deutschland, das in die Nato aufgenommen wurde. Als Gegenleistung werde die Nato „keinen Zentimeter“ weiter nach Osten vorrücken, das sei damals Moskau versprochen worden.  Weniger als zehn Jahre nach der Auflösung des Warschaupaktes begann die Nato, ehemalige Satellitenstaaten  der Sowjetunion als Mitglieder aufzunehmen.

Von Europa ausgegrenzt

 In seinen Memoiren schreibt Michail Gorbatschow: „Washington dachte damals, dass es uns als Konkurrenten nicht mehr gibt und dass es sich alles leisten kann. Die USA waren darauf aus, ein neues Imperium zu errichten.“  In Russland fühlten sich vor allem prowestlich eingestellte demokratische Kräfte betrogen. Sie hatten Angst, jetzt werde ein neuer „Cordon sanitaire“ aufgebaut mit dem Ziel, Russland für immer abzuhängen und aus Europa auszugrenzen.

2008, als der damalige ukrainische Präsident Wiktor Juschtschenko sein Land in die Nato führen wollte, warnte der frühere russische Ministerpräsident Jegor Gaidar den Westen: „Wer die Ukraine in der Nato sehen will, übersieht, dass Russland damit im Ernstfall nicht mehr verteidigungsfähig ist“. Man solle, so der Rat des liberalen Reformers ein Jahr vor seinem Tod, davon lieber die Finger lassen.

Brzezinski: „Die Krim gehört zu Russland“

Die Krise um die Ukraine hat sich inzwischen auf die Halbinsel Krim verlagert, wo die Solidarität mit den prorussischen Kräften am grössten, der Widerstand gegen die neuen Machthaber in Kiew am stärksten ist. Es ist bemerkenswert, dass  ausgerechnet der ehemalige amerikanische Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski in einem CNN-Gespräch daran erinnert, dass die Krim seit Jahrhunderten zu Russland gehöre. In seinem Buch „Die einzige Weltmacht“ (2003) hatte er die These vertreten, nur wenn es dem Westen gelinge, die Ukraine auf seine Seite zu ziehen, könne er verhindern, dass Russland wieder als neues Imperium auferstehe.

Jetzt gibt sich der Geopolitiker weniger ideologisch. Er hält fest, die Krim sei nur durch einen Willkürentscheid des Ukrainers Chruschtschow 1954 an die Ukraine gefallen. Brzezinski sieht folgendes Szenario: „Die Krim trennt sich von Kiew und verbündet sich mit Moskau. Die neue ukrainische Regierung kann nicht viel dagegen tun.“

Warum Washington vorsichtig reagiert

Brzezinski erklärt auch, warum Washington so vorsichtig reagiere. Russland liefert durch die Ukraine Gas zu den westlichen Märkten und unterstützt das Nachbarland gleichzeitig mit einem massiv reduzierten Gaspreis. Ein Wegfall dieser Subvention hätte den Kollaps der ukrainischen Wirtschaft zur Folge, was nicht im Interesse des Westens wäre.

Mit unbequemen Fakten konfrontiert auch Nikolas K. Gvosdev den Westen. Der Professor für Nationale Sicherheit am „US Naval War College“ erinnert, dass nach dem knappen Wahlsieg von Janukowitsch im Februar 2010 die Ukraine endgültig darauf verzichtete, in die Nato aufgenommen zu werden.  Kiew verlängerte auch den Mietvertrag mit der russischen Schwarzmeer Flotte bis 2042.

 Auf Zusammenarbeit mit Moskau angewiesen

Diese Konzessionen Richtung Moskau brachten die Ukraine aus der Schusslinie und entschärften die russisch-amerikanischen Beziehungen. Dies verstärkte die Bereitschaft Moskaus, in anderen Konfliktzonen der  Welt (Iran, Afghanistan, Naher Osten) mit dem Westen zusammenzuarbeiten. Gvosdev hofft, dass es der neuen Regierung in Kiew gelinge, so rasch als möglich wieder eine „Balance zwischen Ost und West herzustellen“. Sonst könnte die Regierung Obama  den Sturz von  Janukowitsch bald einmal bereuen “ (The National Interest, 28.Februar 2014)

Die Nato-Osterweiterung bis an Russlands Grenzen (Baltische Staaten) hat den 2012 erneut zum Präsidenten gewählten Putin  bestärkt, sein Projekt einer Eurasischen Wirtschaftsunion wieder aufzunehmen, das die ehemaligen Sowjetrepubliken in einem gemeinsamen Wirtschaftsraum zusammenführen soll. Putin wollte die Ukraine in dieser Union haben. Die ukrainischen Oligarchen, die Janukowitsch unterstützten und seine Partei finanzierten, waren aber von „Putins EU“ nie begeistert. Sie wollten zwar den Export-Markt in Russland behalten und weiterhin von Russlands günstigen Energiepreisen profitieren. Gleichzeitig hatten sie aber Angst, sie könnten unter Putins Aufsicht - wie die russischen Oligarchen - ihren politischen Einfluss verlieren.

Die eurasische Union existiert erst auf dem Papier und ihr Start ist für den Januar 2015 vorgesehen. Die eurasische Idee ist ursprünglich eine Ideologie, die 2001 vom rechtsnationalistischen Politologen Alexander Dugin lanciert wurde.

Konflikt mit dem Westen – nicht in Putins Interesse

Eurasien hat unter den Hardlinern im Kreml zweifellos seine Anhänger. In Putins Umkreis gibt es aber auch Pragmatiker, die ihn mit harten Fakten konfrontieren.  Russland braucht für die Modernisierung seiner maroden Industrie und Infrastruktur dringend Investitionen und Technologie. Die kommen aber nicht aus „Eurasien“ sondern aus dem Westen. Putins Achillesverse ist die Wirtschaft und Putin will 2018 wieder gewählt werden. Ein Konflikt mit der Ukraine und dem Westen ist nicht in Putins Interesse.

Es gibt E-Mail Beweise, dass Deutschland den Kiev Aufstand samt Vitali Klitschko
finanziell unterstützt und gefördert hat.
Wenn man auf die schnelle noch die Ukraine in den EU SchuldenClub aufnehmen könnte, dann könnten die Amis ihren Raketen "Abwehr"Schirm direkt an der Russischen Grenze bauen.
Also schnell den Presidenten stürzen,
(wie in Libyen, Ägypten) dann einen gekauften Sympathisanten ins Amt schleusen. Vor, während und nach dem Staatsstreich die Medien mit Falschinformationen auf den Gegner einschiessen, darf natürlich nicht fehlen.
Und die Medien sind entweder gekauft, oder schlichtweg zu voreingenommen um nach Zusammenhängen oder der Wahrheit zu suchen.
Fakt ist, jeder Führer der vor den Amis nicht gekuscht hat, wurde erst Monate lang per Medien in ein schlechtes Licht
Gerückt, und anschließend per aufgegleistem Aufstand oder per Militär
gejagt und gekillt.......
In all diesen Ländern, in die der feine Westen ihre "Schein" Demokratie gebracht haben herrscht heute das Chaos.
Die Amis und DE (bzw.EU) haben das Gefühl unantastbar zu sein.
Nötigung und Erpressung sind ihr Tagesgeschäft.
Autonome Staaten sind unerwünscht und werden mit komplexen Verträgen, Druck und leeren Versprechen in den Club der NWO eingebunden bis sie nichts mehr zu sagen haben.
Die UNO sowie die Nato werden zum großen Teil von den USA und deren Geheimdienst Erkenntnissen beeinflusst und gelenkt.... Gibt es keine Beweise, bastelt man sich die Beweise halt selbst.
New World Order.........
Putin ist den USA und DE ein Dorn im Auge, weil der nicht macht was die wollen, und vermutlich sehr brisante Infos vom Snowden erhalten hat.
Was kommt können wir uns denken.
Wollen wir's nicht hoffen, aber wir sollten damit rechnen, dass verschiedene Nationen mit den Amis noch offene Rechnungen haben und eine Eskalation im Osten als Startschuss zur Vergeltung nützen könnten. Frei nach dem Moto
"Meines Feindes Feind ist mein Freund"...

Wollen wir hoffen und beten, dass es sich nicht zum Armageddon entwickelt......

http://www.gerhard-mangott.at/
“Faschistische Banden”
February 26th, 2014 by Gerhard_Mangott

MaidanRussland erkennt die revolutionäre Führung in Kiiv nicht an. Die Machthaber seien durch einen bewaffneten Aufstand “faschistischer Banden” an die Macht gekommen, die “terroristische Methoden” einsetzten. Die Absetzung des Präsidenten Janukovic sei unter Verletzung des in der geltenden Verfassung dafür vorgesehenen Verfahrens erfolgt. Damit hat Russland recht. Janukovic wurde von der Verchovna Rada – dem Parlament der Ukraine – in einem Votum mit 328 Ja-Stimmen für abgesetzt erklärt. Die Verfassung von 1996 sowohl i.d. Fassung von 2004 als auch 2010 sieht zur Amtsenthebung aber vor: Die Rada kann mit 226 der 450 Stimmen ein Amtsenthebungsverfahren einleiten, wenn sie dem Präsidenten Hochverrat oder ein anderes Verbrechen vorwirft. Damit wird eine Sonderkommission eingesetzt, der auch der Generalsstaatsanwalt angehört, die diese Vorwürfe bestätigen muss. Dann muss das Verfassungsgericht entscheiden, ob das Verfahren zur Amtsenthebung formal korekt durchgeführt wurde. Danach muss das Oberste Gericht entscheiden, ob die Vorwürfe des Parlaments zutreffen. Wenn all das absolviert wurde, kann die Rada mit 338 Stimmen die Absetzung beschließen (Art.111 der Verfassung). Dieses Verfaren wurde am 22. Februar nicht eingehalten. Legalistisch betrachtet, wäre Janukovic damit weiterhin im Amt; Interimspräsident A. Turcinov hingegen wäre unrechtmäßig mit der Führung des Staates betraut. Er hätte damit nicht das Recht, Gesetze gegenzuzeichnen und wäre auch zu Unrecht Oberkommandierender der Streitkräfte.

Legitimer russischer Schutzeinsatz vor Banditen und illegitimen Putschisten
http://derunbequeme.blogspot.ch/

Ukraine: Banditentum statt Demokratie
http://tauroggen.blogspot.de/

Ukraine: Klitschko als US-Agent im heiß-kalten Krieg?
http://www.ef-magazin.de/2014/02/28/5024-ukraine-klitschko-als-us-agent-...

Vorwurf aus den USA: Adenauer-Stiftung bezahlt Demonstranten
http://www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de/2014/02/498830/vorwurf-aus-...

Ausländische Söldner am Maidan beteiligt
http://alles-schallundrauch.blogspot.de/search/label/Ukraine

Russisch – Ukrainische Optionen
http://kai-ehlers.de/texte/artikel-zur-lage/2014-03-02-russisch-ukrainis...

EU/NATO/Ukraine: Die Meute bellt
http://hinter-der-fichte.blogspot.ch/

Faschisten in der Ukraine drohen Russland mit Atomwaffen
http://einarschlereth.blogspot.ch/

„Putin darf den Informationskrieg nicht gewinnen“
http://www.cicero.de/krim-krise-die-eu-hat-den-aktuellen-konflikt-mit-ge...

Verdrehtes Gedenken
http://www.publikative.org/2013/02/03/verdrehtes-gedenken/

Die Propagandaschau ~ Ein niemals vollständiges Logbuch deutscher Medienpropaganda
http://propagandaschau.wordpress.com/

Ukraine: Live-Ticker
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/

Putsch Ukraine: Wer waren die Todesschützen wirklich?
http://nocheinparteibuch.wordpress.com/

Die fatalen Fehler der Regierung in Kiew
http://www.spiegel.de/politik/ausland/krim-krise-die-fatalen-fehler-der-...

Live-Ticker zur Situation in der Ukraine
http://german.ruvr.ru/2014_03_01/Live-Ticker-zur-Situation-in-der-Ukrain...

Entweder hat die Klitschkos e-mails ein Anderer geschrieben, oder ist es alles eine 'Ente'. Ich habe einige Intervies von Klitschko gehört. Da kann er noch drei Doktortitel bekommen, so kann er sich nie im Leben ausdrucken können.

Danke für diesen Beitrag, der das geopolitische und strategische Denken von Putin und wahrscheinlich auch etlicher Russen aufzeigt. Meines Erachtens unterscheiden die sich kaum von denen des alten Zarenreichs des 19. Jahrhunderts, die auch Stalin übernommen hat. Aus dieser Perpektive gesehen, kann sich Putin und seine Anhänger als die "Betrogenen" sehen. Was mich jedoch an Putin und seiner Entourage, irritiert ist, dass diese die Gründe, die zum Zerfall der Sowjetunion führten nicht verstehen wollen oder können - obschon sie Zeitzeugen sind. Ist es für diese Leute so schwer zu begeifen, dass all diese Länder nur einen Wunsch hatten: möglichst weg aus dieser unsäglichen Misswirtschaft und all den unerträglichen Repressalien. Wenn diese Länder gleichzeitig Schutz durch Anschluss an ein stärkeres Bündnis suchten ist dies nachvollziehbar. Da Putin nun nichts anderes einfällt, wie zu Zeiten der Sowjetunion Panzer aufzufahren, dann spielt er nicht nur mit dem Feuer, er zerstört damit in erster Linie das Image eines modernen und fortschrittlichen Russlands. Damit weckt er insbesondere bei den älteren Generationen der ehemaligen Ostblockstaaten alte Erinnerungen an einen Horrorstaat, den sich niemand mehr zurück wünscht. Ein Rückgriff auf die Diplomatie der Panzer ist nun wirklich das denkbar dümmste Rezept um sich bei seinen Nachbarn als verlässlichen und modernen Partner zu empfehlen. Putin hat damit schon zuviel Good-Will zerschlagen. Um das wieder zu Richten braucht es intelligentere Mittel als Marschbefehle an Truppen zu erteilen.
Es ist nur zu hoffen, dass es der Diplomatie gelingen wird möglichst rasch eine Deeskalation zu erreichen und auf dem Verhandlungsweg eine Lösung zu finden.

Danke Herr Berger für diese unaufgeregten und ausgeglichenen Betrachtungen!

jetzt nicht den Kennedy!

Für solche Drohungen (Ultimaten) hat die USA keinerlei Verständnis.
Jedenfalls dann nicht, wenn andere das machen.

Deeskalation mit Sofortwirkung. Russland stelle ein Beitrittsgesuch zur EU! .....cathari

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