Schleichwerbe-Limbo

Ronnie Grob's picture

Schleichwerbe-Limbo

Von Ronnie Grob, Medienwoche - 01.04.2014

Diverse Medien opfern zugunsten von Werbung und Public Relations offenbar bedenkenlos ihre redaktionelle Unabhängigkeit.

Die Grenzen zwischen Werbung und Inhalten verwischen sich bei einigen Schweizer Printmedien schon auf der Titelseite. Vergangenen Montag, am 24. März 2014, verloste Blick Tickets des hauseigenen Ticketcorners, 20 Minuten titelte mit einem Pressefoto von McDonald’s und Blick am Abend hatte die SBB gern.

Lesen Sie den ganzen Artikel bei Medienwoche.

Ähnliche Artikel

Von Nick Lüthi, Medienwoche - 07.12.2020
Von Christian Campiche, Infoméduse - 17.08.2020

Eine unvorstellbare Korruption besteht bei uns in Bezug auf das Alkoholproblem. Kaum ein Medium, das sich getraut, ehrlich darüber zu recherchieren und zu berichten. Dafür wird in jeder Nummer, in fast jedem Programm dem Alkohol gehuldigt. Auch dieses Medium hat es kommentarlos abgelehnt, einen Artikel von mir dazu zu bringen. Wir sind Geisel einer Industrie, die mehrheitlich in ausländischen Händen ist und wagen es nicht, gegen diese Tyrannei aufzustehen. Warum auch? Die Medien und die Werbung haben uns konditioniert.

Schleichwerbung würde noch gehen. Ein wenig Korruption, Steuerhinterziehung und Bestechung ist heutzutage in allen Berufsgruppen normal. Was aktuell geschieht, ist eine völlig einseitige Berichterstattung. Sozusagen eine eigens auferlegte Zensur, an die sich alle Medienhäuser halten. Ich war eigentlich immer der Meinung, dass Kartellabsprachen illegal sind?

Weiter fällt mir auf, dass selbst in den seriöseren Medien neuerdings extrem viel für Sex geworben wird. Ich denke da an eine Sängerin, die sich mit der Zunge besonders hervortut. Heute war sie mit einem weissen Pferd mit nackten Busen zu sehen, was ich nicht sehen will. Es erscheint mir fast so, dass gewisse Leute wollen, dass die 8 Milliarden-Menschen Grenze möglichst schnell erreicht wird, um das Wachstum anzukurbeln?
Auch der maximal frauenfeindliche Bachelor, darüber schreiben sich die Medien die Finger wund. Für was? Dieses strunzdumme Format ist eine totale Frechheit gegenüber den Frauen, die sich die Emanzipation hart erkämpften. Wieso erzürnt sich die Alice Schwarzer nicht, die sonst immer wegen allem reklamiert?

Auch Homosexuelle werden medial ausgeschlachtet und ich frage mich weshalb? Nichts gegen diese Menschen, aber gibt es nichts anderes, Wichtiges zu berichten? Den Platz für Sex, Gender und Homoschleichwerbung könntet ihr doch besser einsetzen, wenn ihr die Schuldigen aus- und fertigmacht, für deren Gewinnsucht unzählige Menschen verhungern. Also ich kenne auf Anhieb drei Schweizer Konzerne und lese keine Zeile darüber. Da werden maximal die Quartalszahlen präsentiert, die - wer hätte etwas anderes erwartet - jedes Mal ein höheres Wachstum aufweisen. Ein Wachstum auf Kosten von Menschenleben, so weit sind wir schon.
Der Einzige der noch darüber berichtet ist Jean Ziegler. Der Mann sollte einen Nobelpreis kriegen und nicht die EU oder Obama. Ziegler wurde so oft verklagt, dass er mittlerweile Millionenschulden hat. Immerhin wurde er mehrfach ausgezeichnet.

Es gibt Tiere, die wegen Gewinnsucht oder dummen Aberglauben bestialisch abgeschlachtet werden. Darüber kann man höchstens etwas in einer Doku erfahren. Während Michael Schumacher - echt nichts gegen ihn - wieder monatelang die Schlagzeilen beherrscht, obwohl man nichts Neues weiss. Während in den USA täglich etwa 205 Personen in Spitälern mit Keimen angesteckt werden und daran sterben, hunderttausende in dieser Zeitspanne verhungern. Leider vernimmt man auch davon wenig bis nichts.

Nein, etwas Schleichwerbung geht mir am A… vorbei. Aber was ihr berichtet, nicht berichtet, über wen und wie, das ist relevant. Manchmal sind es auch wichtige Fragen, die Ihr Journalisten nicht stellt, die mir und vielen kritischen Lesern oder Zuhörer zu denken geben. Zum Beispiel als Horst Seehofer bei Pelzig sagte: Diejenigen die entscheiden sind nicht gewählt und diejenigen die gewählt werden haben nichts zu entscheiden! Wieso fragt da kein Journalist nach, wer den nun genau diese Personen sind, die etwas zu sagen haben? Wieso fragt niemand, was getan werden müsse, damit die gewählten Personen wieder etwas zu sagen haben?
Ab Minute 4:40: http://www.youtube.com/watch?v=f1XJ9v6iV4Q

SRF Archiv

Newsletter kostenlos abonnieren