Wie, wenn alles anders verlaufen wäre?

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Wie, wenn alles anders verlaufen wäre?

Von Roland Jeanneret, 30.06.2014

Wie sähe unsere Vergangenheit aus, wenn sich das Rad der Geschichte anders gedreht hätte? Dazu ein spannendes Buch über Geschichte, einmal alternativ betrachtet.

32 Mal fand in diesem Frühsommer die Schlacht von Murten erneut statt, und stets gewannen die Berner Eidgenossen unter Adrian von Bubenberg gegen das übermächtige Heer von Karl dem Kühnen. Die 81 Darsteller und Darstellerinnen und sieben Pferde der erfolgreichen Grossinszenierung „1476“ auf dem Original-Kriegsschauplatz über dem Murtensee liessen keinen Zweifel daran, wie die Geschichte damals abgelaufen ist und wer – sowohl bei Abendsonne wie bei Platzregen – jeweils siegreich von dannen zog. Und wer sich zwar noch an gähnend langweilige Geschichtsstunden aus der Schulzeit, jedoch nicht mehr an Fakten erinnert, erhielt auf gedeckter Tribüne 150 Minuten lang eindrücklichen und differenzierten Nachhilfeunterricht zu einem bewegten Kapitel Schweizergeschichte.

Was wäre, wenn ...?

Doch: Was wäre, wenn seinerzeit alles anders gelaufen wäre? Adrian von Bubenberg und Karl der Kühne nicht Jugendfreunde mit einem Rest menschlichen Respekts geblieben wären?

Wenn das Wetter eine andere Rolle gespielt, der Ruhetag des burgundischen Heeres erst anderntags stattgefunden hätte? Das stolze Patrizier-Bern hätte wohl zu Frankreich gehört, die späteren Eroberer der Waadt eher Bücklinge vor dem französischen Hof machen müssen…

Der Historiker und Journalist Hans-Peter von Peschke hat sich einen alten Traum erfüllt und kenntnisreich ein spannendes Buch mit Kurzgeschichten zu zwanzig Wendepunkten aus der gut 2000-jährigen Geschichte geschrieben.

Lust an Alternativen

Was wäre, wenn Cäsar an den Iden des März dem Attentat entgangen wäre? Was, wenn das mittelalterliche Europa von den Mongolen überrannt worden wäre? Was, hätte der Bayernkönig Ludwig II. Bismarck getrotzt? Sähe die Welt anders aus, wäre der Machtkampf zwischen Trotzki und Stalin anders herausgekommen? Hätte sich etwas geändert, wenn Deutschland 1954 nicht die Fussball-Weltmeisterschaft gewonnen hätte? Und – um auch ein Kapitel noch neuerer Geschichte zu analysieren – was wäre passiert, hätten sich die Hardliner im Kreml gegen Gorbatschow durchgesetzt?

Das Buch ist mehr als eine Spielerei mit „Was-wenn“-Geschichten. In Tabellenform werden jeweils die reale und die fiktive Version einander gegenüber gestellt. Es geht also nicht nur um Gedankenspielereien, die Texte zeichnen auch historisch weniger Bewanderten die Fakten der damals entscheidenden Ereignissen nach. Hans-Peter von Peschke sammelt seit Jahren kontrafaktischen Geschichten und Bücher dieses Stils. Schon früher hat er sowohl beim Bayerischen Rundfunk wie bei Radio DRS entsprechende Sendungen und Diskussionsrunden gestaltet.

„Ich stellte fest, dass die Lust am mehr oder weniger ernsten Nachdenken über alternative Geschichtsszenarien nicht nur an Biertischen beliebt war“, erinnert sich der Journalist und Autor. Und irgendwann wurde das Hobby zum Buchprojekt: Einerseits sollte das Ganze amüsant, spannend und vor allem verblüffend sein, andererseits zu kniffligen Gedankenspielen anregen, eine historic science fiction, die aber das Wort science ernst nimmt.“ Jetzt liegt das Werk vor.

Hans-Peter von Peschke, Was wäre wenn – alternative Geschichte, Theiss Verlag 2014

Es gibt unendlich viele Kriegsfilme, oft auch Fantasiegeschichten,
die der Realität nicht entsprechen. Wieso gibt es eigentlich keinen
Fantasiefilm über einen siegreichen Krieg der Nazis? Ein Film in
dem sich junge Amerikaner in die HJ freiwillig melden und in
den Naturreservaten Wehrübungen und Sport treiben. Jeder
Arbeiter aus den Ford-Werken bekommt einen Gutschein für
ein Traumschiff Kraft durch Freude. Alle US- Bürger haben eine
Krankenversicherung. Die Eliten schicken ihre Kinder in die
Eliteschule NAPOLA. Es gibt kaum noch Arbeitslose, die
Rüstungsindustrie nimmt jeden, der 2 gesunde Hände hat.
Die schwarzen Amerikaner werden zurück nach Afrika als
Spätaussiedler transportiert.

Es ist oft ein bisschen peinlich, wenn man historische oder auch aktuelle Ereignisse verwendet - oder missbraucht -, um seine eigenen Ideen oder Interessen an den Mann oder an die Frau zu bringen. Das ist beileibe nichts Neues. Schon die Römer mussten dies zur Kenntnis nehmen: «Ceterum censeo...»

Wie hoch wäre die Bevölkerungszahl in Deutschland heute ohne
den ersten Weltkrieg, ohne den zweiten Weltkrieg, ohne beide
Kriege? Welche Auswirkung hätte dann die wesentlich höhere
Bevölkerungszahl auf das Leben heute? Auf Bevölkerungsdichte?
Auf Energieverbrauch, auf Rohstoffverbrauch, auf Naturbelastung
und auf die Immobilienpreise? Hat das schon jemand berechnet?

Die Buchidee ist gut um von der Geschichte zu lernen. Was ist damals und heute noch identisch?
Die Kaiser und Könige sind mehrheitlich weg, auch wenn einige Königshäuser viel mehr Macht haben, als man denkt. Die Landesgrenzen wurden neu gezogen, neue Verfassungen und politische Systeme regieren. Alte Allianzen wurden durch neue ersetzt. Die Globalisierung verbindet Menschen, was früher sicher nicht so der Fall war. Das einzige in den Grundzügen noch genau gleich wie damals, ist das Geldsystem.

Meine These: Hätte man den Thronfolger nicht umgebracht, wäre es wäre trotzdem zum Krieg gekommen, weil das Geldsystem mit dem logarithmischen Giralgeld-Zinseszins am Ende war, so wie jetzt auch. Es hätte einfach einige Monate gedauert. Das Volk wäre vielleicht etwas schwerer zum Krieg zu überreden gewesen, als durch einen Mord eines Adligen.

Bei der ganzen 1. WK Diskussion darf man nicht vergessen, dass es England darum ging, das erstarkte Deutschland zu stoppen, dass ihrer Macht im Wege stand. Meines Erachtens war England das Land, das sich am meisten den Krieg wünschte und auf eine über 500 Jahre lange Kriegstradition zurückblicken konnte.

Die USA aber profitierte am meisten vom Krieg, weil sie durch die Aufrüstung zur Weltmacht wurden, die sie im zweiten Weltkrieg ausspielen konnte und England als Weltmacht ablöste, seither die Welt anführt, jedoch kaum zum Guten der Welt. Ohne die USA wäre die Welt garantiert ein friedlicherer Ort.

Wenn man das Giralgeldsystem und Zinseszins nicht hätte, wäre die USA nie zu einer Weltmacht aufgestiegen und Deutschland hätte vermutlich keinen Hitler gehabt.
Wenn man aus der Geschichte lernen will, dann muss man dringend dieses Geldsystem in ein Zinsloses Vollgeldsystem ev. verbunden mit einem Fliessgeldsystem und einer Bodenreform ändern. Zumindest das Vollgeldsystem haben wir jetzt in der Hand, eine Initiative lief an. Das Zinssystem muss aber auch weg, dazu müsste man jedoch aus dem IWF austreten, denn diese Organisation verlangt Zinsen und ist auch gegen eine Golddeckung.

Ich hoffe die Menschheit lernt durch die Aufarbeitung der Geschichte und zieht die richtigen Schlüsse. Den Historikern kann ich nur empfehlen die makroökonomischen Gründe zu untersuchen und nicht nur die Machtblöcke und deren militärisches Verhalten aufzuarbeiten. Geld regiert die Welt! Es ist Zeit dass wieder vernünftige Menschen dies übernehmen.

Es freut mich, dass hier Werbung für die Vollgeld-Initiative gemacht wird. Weiter so:-))

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