Griechischer Trost

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Griechischer Trost

Von Alex Bänninger, 29.06.2015

Der Konflikt zwischen der EU und Griechenland ist mehr eine Tragödie als ein Thriller. Wir brauchen neben Nerven auch Trost.

Wer nicht an den Schalthebeln der Macht, sondern im Zuschauerraum vor der Weltbühne mit den Stars, Primadonnen und Heldentenören des Polittheaters sitzt, braucht in diesen Tagen Trost. Zum Beispiel den, dass die EU nicht aus von der Brüsseler Bürokratie flach gebügelten und an Normen erstickenden Ländern besteht, sondern aus eigenwilligen, widerspenstigen und verwirrend nach Entwürfen aus der eigenen Geschichte lebenden Staaten.

Hätten alle den gleichen Verstand wie die Deutschen, Briten oder Franzosen, gäbe es weniger Konflikte. Natürlich auch dann, wenn alle dächten wie die Griechen. Doch der fehlende Einheitsgeist bleibt, um uns in dramatischen Tagen optimistisch Mut zuzusprechen, ein Segen.

Trost liegt in der Hoffnung, der Kampf um den Euro laufe verbissen genug, um als irrige Lehre aus der griechischen Mythologie nicht auch noch die EU und mit ihr ganz Europa ins Bett des Prokrustes zwängen zu wollen.

Sofern auch die europäische Welt ein Dorf ist, dann eines, in dem jeder jeden nicht kennt. Damit müsste es ein Ende haben. Die aktuelle griechische Tragödie könnte es beschleunigen. Auch diese Vorstellung tröstet über die chaotische Darbietung der Stars, Primadonnen und Heldentenöre hinweg. Dass allerdings der Trost die gute Lösung nicht ersetzt, beschreibt die Trostlosigeit.

Ich bin sicher, dass es eine Einigung gibt und dies bereits so auch besprochen ist. Jetzt gehts für die EU erstmal darum, so zu tun, als könne man Griechenland von oben herab Ultimaten setzen. „Griechenland muss liefern“ heißt es da und „In fünf Tagen ist aus, die EU bleibt hart“. Das dient alles nur der Gesichtwahrung der EU. Man tut so, als hätte Tsipras nicht gewonnen und die Griechen kriechen hungernd über die Straßen.

Tatsächlich hat Obama ja bereits mit Merkel undTsipras telefoniert und die Marschrichtung ist klar abgesteckt. Was wir nun in den Medien erleben, ist nach meiner Überzeugung reines Theater. Für Merkel kann es jetzt nur noch darum gehen, es so aussehen zu lassen, als würden die Greichen den Kurs nicht diktieren.
Der Ball liegt in Griechenland, das Geld liegt in Deutschland.
Bald werden die Griechen den Ball gegen Geld tauschen.

Das alles ist so jämmerlich!

Wenn der Tsipras zu dem Ultimatum Ja gesagt hätte,
dann hätte er seiner Bevölkerung sagen müssen: Ich
breche alle Wahlversprechen. Das mag ja in
Deutschland Mode sein, aber in Griechenland nicht,
um es einmal ganz klar zu sagen.

Merkel hat gesagt, ein Referendum ist das
gute Recht jedes Volkes:
Na bravo – wie wäre es dann mal mit einem
Referendum in Deutschland? Themen für ein
Referendum gibt es in Deutschland mehr als
genug.

Merkel sprach über unsere gemeinsamen Werte:
Heißt also, dass uns die Griechen zwar seeehr leid
tun, aber wir ihnen nicht helfen können, weil sie
eben leider die falsche Regierung gewählt haben?

Wenn das EU-Projekt scheitert, dann kann uns
Brüssel nich mit TTIP an die USA verkaufen und
anketten. Dann kann uns Brüssel keine Flüchtling-
Quoten aufs Auge drücken und die Afrikaner
bleiben in der Nähe ihrer Heimat in Afrika. Die
Missgeburt EUR wird unsere Altersvorsorge
nicht bedrohen. Warum sollte sich noch jemand
für die EU und für den EUR einsetzen?

Wann gibt die EU ihren Schmusekurs auf?
Tsipras und Co. betrachten die EU als Gegner, nicht als Partner. Die ganzen Verhandlungen der letzten Wochen und Monate waren lediglich vorgeschoben. Tsipras und Varoufakis wollten von Anfang an das Scheitern der Verhandlungen. Staaten haben nun mal keine Freunde, nur Interessen. Insofern war Tsipras durchaus professionell. Juncker, Schulz und Schäuble stehen nun wie Amateure da, reingelegt und abgezockt von knallharten Spielern.

Die EU und der IWF sollen endlich weiteres
Geld nach Griechenland schicken, sonst muß
Griechenland ein Veto gegen die Sanktionen
gegen Russland einlegen, um weitere Hilfen
aus Russland oder China zu erhalten. Warum
sollte Griechenland in der NATO bleiben, wenn
Griechenland von der EU und von dem (von
den USA gelenkten) IWF im Stich gelassen
wird?

Der Bundesnachrichtendienst sieht in Griechenland
die Möglichkeit eines Militärputsches jetzt zum
Greifen nahe. Parallel dazu warnt er vor apokalyptischen
Zuständen durch Aufstände von mehr als 1,5 Millionen
arabischen und afrikanischen Asylanten, die nun
plötzlich aller Hoffnungen beraubt werden und in
Richtung Deutschland ziehen werden.
Der Bundesnachrichtendienst hat in einer aktuellen
Lageeinschätzung für das Berliner Kanzleramt
mit deutlichen Worten darauf hingewiesen, dass
die Putschgefahr in Athen nie größer gewesen sei.
Einer der ersten Schritte nach einem Militärputsch –
so der BND – wäre die Ausweisung von mehr als
500 000 Illegalen und die Weiterleitung der 1,5 Millionen
im Land lebenden Flüchtlinge nach Westeuropa. Die
Gewerkschaft der griechischen Streitkräfte hat das
seit Monaten ganz oben auf ihrem Forderungskatalog
stehen. Genau vor diesem Hintergrund haben in den
vergangenen Monaten immer wieder einmal griechische
Politiker angekündigt, die im Land verweilenden
Flüchtlinge mit Papieren auszustatten und nach
Deutschland zu schicken.

Der Chefvolkswirt der Bremer Landesbank, Folker Hellmeyer, hielte einen Austritt Griechenlands aus dem Euro für konsequent. Es werde jedoch trotz all des Getöses nicht zu kommen. Griechenland sei für die Amerikaner geopolitisch zu wichtig. Die politischen schwachen EU-Retter werden einlenken, glaubt Hellmeyer.
Die EU wird am Ende das machen, was die USA sagen. Die
EU ist voll von US-Lakaien, US-Kollaboranten und US-Agenten.

Wir haben den Primat des Ökonomischen schon überwunden. Wir sind in der Diktatur der supranationalen Finanzeliten angekommen. Sie ersetzen die „immateriellen Werte eines geeinten Europa“ (Schirrmacher) durch die materielle Zucht-Rute der globalen Schulden-Industrie. Die Wahlurne wird nicht mehr gebraucht. Das Referendum erfolgt durch den Geldautomaten. Wenn da Volk nicht spurt, wird der Automat abgeschaltet. Alte, Kranke, Gebrechliche? Medikamente, Kinderbetreuung, Sprit? Mütter, Studenten, Krankenschwestern? Alle irrelevant. Der Dämon des totalitären Geldsystems macht keine Gefangenen. Das griechische Volk braucht nicht mehr abzustimmen. Es wird verlieren, so oder so.Und es wird nicht das einzige Volk in Europa bleiben. Ab Montag gilt eine neue Währung in der Euro-Zone: Es ist die Angst vor der Versklavung durch den Geldautomaten, der uns als Segnung verkauft wurde, bis wir alle Junkies dieses Geld-, Konsum- und Wachstumswahns geworden waren. Die Inkubation-Phase der nächsten autoritären Krise ist vorüber. Sie ist angekommen und wird sich durch Europa fressen, die Griechen zuerst verschlingend, und dann immer weiter und immer tiefer hinein bis in den Norden. Auf unserem Rückzugsgefecht werden wir immer aufs Neue verlieren. Wir werden uns nicht auf die Vernunft berufen können. Denn ihr Name wäre jetzt, genau jetzt und gegenüber dem griechischen Volk, „Solidarität“ gewesen, gemeinsamer Kampf, Widerstand.

Den Primat des Ökonomischen überwunden ? Nein, wir stecken augenscheinlich im Zenit dieser verfluchten Ideologie des steten Geld-, Konsum- und Wachstumswahns. Wirtschaft über alles! Aber nur wie von der Führerschaft hüben und drüben erlaubt. Nein, ihr Herren und Knechte des falschen Mammon jetzt ist genug.
Ja, wir vertrauen den Kräften, die sich für das notleidende Volk, für
Alte, Arme, Hilflose, für eine Zukunft der Kinder und jugendliche
Arbeitslose einsetzen. Not macht erfinderisch. Ich bin dabei. Du auch?

Die Herrscher hören auf zu herrschen, wenn die Kriecher aufhören zu kriechen'' - Friedrich Schiller.
Das sollte sich das Volk in Europa und weltweit mal hinter die Ohren schreiben. Alle wollen Sicherheit die es gar nicht gibt und verkaufen ihre Menschenrechte. Also aufwachen und aufstehen!! Geld abschaffen und wieder mit echten Werten handeln...

Ein Regierungschef wagt es, das Volk zu befragen. Am nächsten Tag gibt es für die Griechen kein Geld mehr, keine Banken. Die Versklavung eines ganzen Volks durch die nackte Angst - das ist die neue Währung in Europa. Der Dämon des Totalitären erhebt sich und beendet die demokratischen Freiheiten mit der Diktatur des Geldautomaten. Diese wird zuerst die Griechen verschlingen, und dann den Rest.
Das System ist kollabiert, weil Alexis Tsipras etwas getan hat, wofür die EU einmal erfunden wurde: Er hat ein Referendum angekündigt. Er will das griechische Volk über eine Schicksalsfrage entscheiden lassen. Das ist nicht nur sein Recht, es ist seine Pflicht. Es ist das Recht des Volkes, über sein Schicksal zu bestimmen. Das ist das Wesen der Demokratie, der Markenkern der EU. Das ist der Unterschied zu den Diktaturen in dieser Welt, über die die EU-Apologeten sich so gerne und so lautstark erheben. Sie schicken ihre politischen Stiftungen in die Ukraine, nach Mazedonien, nach Georgien, Albanien, in den Kosovo. Um den Völkern zu zeigen, wie Demokratie geht.

Frage, wo ist die Kanzlerin? Seit Tsipras Freitagnacht vorerst das Tischtuch mit den Geldgebern zerschnitten hat, ist Angela Merkel öffentlich auf Tauchstation. Wie ernst die Situation ernst, beweist am Sonntagabend ein Telefonat Merkels mit US-Präsident Barack Obama. Das Weiße Haus teilt danach mit, beide seien sich einig, dass Athen unbedingt im Euro gehalten werden müsse. Bereits beim G7-Gipfel in Elmau hatte Obama intern gewarnt, ein Scheitern des Nato-Mitglieds Griechenland wäre auch geostrategisch wegen des Ukraine-Konflikts mit Russland riskant. Wie soll die NATO ohne
Griechenland Russland einkreisen? Werden sich die Griechen mit
einem Veto gegen die Sanktionen gegen Russland an der EU rechen? Den deutschen Unternehmern und Arbeinehmern würde
ein Veto gegen die Sanktionen helfen die Arbeitsplätze zu retten.

Angela Merkel ist an der Grenze ihrer Fähigkeiten
und Belastbarkeit angelangt. Wie einfach war ihr
früheres Leben in der DDR, in der FDJ. Von der
Sowjetunion lernen heißt siegen lernen, hieß es
damals.

Die Bundesregierung haftet für Hilfskredite an Griechenland von rund 53 Milliarden Euro. Mit Sicherheit kommen noch andere Posten wie die deutschen Anteile an den Forderungen des IWF und der EZB hinzu.
Nicht eingerechnet ist bisher die Höhe der ELA-Notfallkredite: Sie belaufen sich mittlerweile auf mindestens 100 Milliarden Euro, woraus sich für Deutschland ein Risiko von knapp 30 Milliarden ergibt.
Unterm Strich kommen die Volkswirte des Münchner Ifo-Instituts auf ein maximales Risiko von 87 Milliarden Euro.

Um solche Summen mit Steuern und Abgaben zu kompensieren
müßte zu der KFZ-Vignete auch noch Vignette für Fahräder, Kinderwägen und Fußgänger eingeführt werden.

Ausgemerkelt.
In Washington steigt die Verärgerung über das abenteuerliche
Krisen-Management von Angela Merkel. Die Unzufriedenheit geht
so weit, dass nun US-Präsident Obama mit Frankreichs Präsident
Hollande die Krise selbst lösen wollen – eine echte Blamage für
Angela Merkel.

Tragödie - ja, für das griechische Volk. Thriller - mag sein, für die Zuschauer. Im Grunde aber eine trostlose Schmierenkomödie.

Vordergründig eine Schmierenkomödie für dumb gehaltenes Volk. Hintergrund ist die Falschwährung Euro, eingeführt von den "EU-Vätern" Kohl und Mitterrand. Diese Herren und ihre Vasallen setzen das technokratische Paradigma - fehlgeleiteter Antrophozentrismus und entsprechendes Handeln in der Welt (Relativismus) - knallhart um. Statt europäische Globalisierung gaben sie ihm den Namen "EU-Friedensprojekt" und die "Gemeinschaftswährung Euro" sollte
wohl Gemeinwohl suggerieren. Wessen Interessen werden und wurden im "Gemeinsamen Haus Europa" primär vetreten ? Etwa die des Griechischen Volkes ? Nicht eher diese der sattsam bekannten Finanznomenklatura aller Länder ? Der Finanzhaie, Bänker und sonstiger Korrupter ?
Mein Resümee: Heil Dir Helvetia. Unterstütze die Vollgeld-Initiative, ja. Die macht Sinn und hat Potenzial zum Weiterdenken. Auch für die Andern, die zu trösten sind.

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