Heute schon gedealt?
Anbieter von Hotelübernachtungen, Kreuzfahrten, Flügen oder von Pauschalreisen, ebenso Versandhäuser, Plattformen für Elektronikartikel oder Telefonabos: Sie alle halten keine Sonderangebote mehr bereit, sondern sie preisen „Deals“ an. Da gibt es den „Deal des Tages“ für Hotelübernachtungen oder einen „Special Deal“ für manche Reiseziele zu bestimmten Zeiten, den „Black-Friday-Super-Deal“ für Motorradklamotten oder „Weihnachts-TopDeals“ für Digicams, Spiele oder Drucker. Das Wort „Deal“ darf heute ebenso wenig fehlen wie früher „Preisknüller“ oder „Hammerpreis“.
Wann hat das angefangen? War es die Reisebranche? Der Menge der ersten „Deal“-Mails nach zu schliessen, ist das durchaus möglich. Und die Reisebranche dealt tatsächlich. Denn sie kauft Dienstleistungen, Lieferungen wie Lebensmittel und Hotelkapazitäten zu Preisen ein, die denjenigen, die sich darauf einlassen, gerade mal das unterste Minimum zum Überleben lassen. Man kann das auch als Knebelverträge bezeichnen. Irgendwann muss irgendjemand aus der Werbung auf die Idee gekommen sein, das auf Kosten der Dienstleister und Lieferanten generierte Angebot den erhofften Kunden als super tollen Deal darzustellen. So als ob jetzt der Kunde mit dem Anbieter einen Deal machte. Das aber ist purer Unsinn.
Denn der Deal ist Sache einer Verhandlung mit offenem Ausgang. Der Hotelbesitzer oder Lebensmittellieferant kann die Preisvorstellung und die Rahmenbedingungen des Reiseveranstalters zurückweisen und etwa einen höheren Preis verlangen. Die „Deals“ für die Kunden sind so aber nicht gemeint: Entweder kaufen sie zu dem angegeben Preis oder nicht. Es käme den Anbietern höchst ungelegen, wenn der Kunde anfinge zu verhandeln und etwa einen Erlebnisurlaub in der Karibik mit seinem gebrauchten Auto bezahlen wollte. Der Kunde soll Kunde bleiben, sich aber wie ein toller Dealer fühlen. Schliesslich bleibt er auch da ein blosser Tourist, wo ihm die tollsten Abenteuer („Entdecken Sie ...“) versprochen werden.
Da die meisten Werber ihre Kreativität im Kopieren und Abschreiben austoben, haben wir es nun überall dort mit Deals zu tun, wo eigentlich nur Sonderangebote gemeint sind. Aus Anbietern sind Dealer geworden, wobei den wackeren Werbern offenbar noch gar nicht aufgefallen ist, dass der Dealer eine anrüchige Figur ist. Bei dem Wort Dealer fallen einem als erstes Drogendealer ein.
Der Autor hat völlig recht: Vor einigen Jahren war die Bezeichnung Dealer identisch mit Drogendealer. Dass nun Deal oder Dealer salonfähig geworden sind, hat auch damit zu tun, dass in den heutigen Konsumwelten kaum mehr ein Produkt als anrüchig gilt. Was Geld bringt, darf gemacht werden. Eben: Es darf gedealt werden, dort wo Kohle gemacht werden kann. Somit verliert die Bezeichnung Dealer fast gänzlich ihre Abschreckung. Da wir ja alles mündige Bürger sind, wie uns von den Konsumindustrien immer bestätigt wird, muss uns die Bezeichnung Dealer nicht weiter beunruhigen.
>Ja, der Diil ist so beliebt wie der Se-il. Dann gibts noch die Rückübersetzungen wie Herausforderung, für die wir jahrhundertelang die Wörter Aufgabe/Schwierigkeit/Problem hatten. Oder.: neuerdings wird Sinn gemacht, denn das Wort sinnvoll ist zu kurz.