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16. Februar 2021

Demokratie im Härtetest

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Demokratie im Härtetest

Von Alex Bänninger, 13.10.2016

Trotz widerwärtiger Seiten funktioniert die Demokratie. Es sind die wie am Schnürchen laufenden Wahlen, die Misstrauen verdienen. Mehr …

Die US-Präsidentschaftswahl findet ausserhalb der guten Kinderstube statt. Sie verlagerte sich in Hinterzimmer, Umkleidekabinen und Spelunken. Geboten wird ein Gruselfilm mit albtraumhaften Szenen. Die Welt staunt bis zum hellen Entsetzen. Was in Europa an ordinärer Post abgeht, wirkt vergleichsweise gesittet.

Länder mit politischen Wahlen ohne üble Entgleisungen müssen wir weit suchen. In Russland, China, Nordkorea oder Kasachstan etwa gelingt die Installation der Machthaber ohne infantile Pöbeleien. Dreckschleudereien aus dem Hinterhalt gibt es nicht. Für pronografische Indiskretionen ist kein Platz.

Sollen wir ob dieser Zucht und Ordnung neidisch werden? Sicher nicht. Ein demokratisches Schmierentheater ist allemal der undemokratischen Märchenbühne vorzuziehen. Staaten, die für die Demokratie eine Tradition entwickelten, halten Schläge und Tiefschläge aus, parieren Liebeserklärungen und Kriegserklärungen und sind robust genug, Kandidierende und Wählende zu nehmen, wie sie sind.

Die USA treiben es mit dem demokratischen Crash-Test allerdings auf die Spitze. Doch wer immer ins Weisse Haus einzieht: Der Bevölkerung in den USA wird es besser gehen als jener in Ländern mit Wahlen ohne krachendes Gebälk und ohne Kampfsport unter der Gürtellinie.

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Amerika ist ein ganz schlechtes Beispiel für eine funktionierende Demokratie im Sinne einer Präsidentschaftswahl, in der Inhalte und intellektuelle Inhalte gefragt wären. Funktioniert eine Demokratie noch, wenn nur Kandidaten aufgestellt werden, die astronomische Summen in einen Wahlkampf investieren können? Und wenn die Bürger Amerikas froh sein können, in einem Land zu leben, das politisch freiheitlicher funktioniert als Kasachstan oder China, ist das noch lange kein Ruhmesblatt. Der Autor verkennt, dass eine Demokratie durchaus Schaden nehmen kann, wenn in einer TV- Wahlkampfveranstaltung nur noch gelogen und unter der Gürtellinie agiert wird. Was man hier zu hören und zu sehen bekam, war derart populistisch, derart dümmlich, dass einem Angst und Bange werden kann, ob dem Politsystem in den USA. Und was dort an Klamauk aufgeführt wird, ist auf dem besten Weg auch in Europa und der Schweiz Fuss zu fassen.

Danke Herr Hofstetter, das sehe ich auch so.

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