Der Sinn der Vollgeld-Initiative
Die Gegnerschaft der Vollgeld-Initiative ist breit aufgestellt, denn es stehen Interessen der Banken auf dem Spiel, die ihre grosszügige Lohnpolitik überdenken müssten, wenn sie darauf angewiesen wären, ohne das Geld auszukommen, das sie selber herstellen können. Zeit ein paar Behauptungen der Gegner zu hinterfragen, denn Argumente sind weit und breit keine in Sicht.
Das Experiment
Behauptung Nummer eins: Die Vollgeld-Initiative sei ein einmaliges Experiment, ohne Vorbild. Man solle sich deshalb auf das bewährte System verlassen.
Das Gegenteil ist der Fall. Das heutige System ist ein Experiment, Vollgeld war in der Geschichte meist die Regel. So lange es Geld gibt, haben sich die Herrschenden – das waren früher meist Könige und Kaiser, das Recht herausgenommen, Geld zu schaffen. Meist mit ihrem eigenen Bild auf der Münze. Wenn man schon die Macht hatte im Staat, gab es keinen Grund, dieses Privileg abzugeben.
Das war in der Schweiz nicht anders. Geld herzustellen war ein Privileg. Dies kam ins Wanken, als erste Banken, die meist aus Handelsgesellschaften entstanden, anfingen Papiergeld herzustellen. Allerdings mit einem recht grossen Risiko für die Besitzer dieser Banknoten. Also hat der Staat sich das Recht wieder zurückgenommen und darauf beharrt, dass nur noch die Nationalbank Papiergeld und Münzen herstellen darf. Soweit die Regel.
Nun ist wieder ein neues, das elektronische Zeitalter, angebrochen und sofort haben die Banken das Privileg, Geld zu schöpfen, an sich gerissen. Das ist das Experiment und wohin es führt, wissen wir noch nicht. Wir wissen nur, dass wenn in der Wirtschaftsgeschichte die Geldmenge so hemmungslos ausgeweitet wurde, dies meist zu einer Krise führte. Und Negativzinsen sind ebenfalls ein Phänomen, das man durchaus als experimentell bezeichnen darf. Es führt im Moment zu einer enormen Umverteilung in der Schweiz und bringt vor allem die Pensionskassen in ärgste Schwierigkeiten. Wie dieses Experiment der privaten Geldschöpfung durch die Banken ausgehen wird, ist mehr als fraglich.
Warum also vom Experiment «private Geldschöpfung» nicht auf die Regel «staatliche Geldschöpfung» gewechselt werden soll, ist von den Gegnern nie dargelegt worden. Den andern den Experimentcharakter vorzuwerfen, ist zwar politisch ein netter Versuch, aber ökonomisch belanglos.
Kreditvergabe
Zweite Behauptung: Es sei durch Privatbanken nicht mehr möglich, Kredite zu vergeben. Wer so etwas behauptet, ist entweder böswillig oder ökonomisch ungebildet. Jeder kann – unabhängig davon, wer das Geld schöpft – Kredite vergeben Das zeigt schon die triviale Tatsache, dass jeder einem andern 100 Franken ausleihen kann, auch wenn er nicht selber Geld schöpft.
Was natürlich der wesentliche Unterschied ist, wenn man selber Geld drucken darf, ist mit einem kleinen Gedankenexperiment schnell erklärt.
Stellen Sie sich zwei Nachbarn vor. Der eine davon kriegt vom Staat gratis das Recht, Geld zu schöpfen. Nun bauen beide ein Haus. Man merkt schon hier, wem es einfacher fallen wird, sein Haus zu bezahlen. Es kommt aber noch besser. Weil der Nachbar mit der Geldmacherlizenz dem andern auch sein Haus gönnt, gibt er ihm einen Kredit. Kein Problem, er kann ja Geld schöpfen. Kommt der andere aber in finanzielle Schwierigkeiten, dann fällt das Haus an jenen, der Geld schaffen konnte und ihm den Kredit gab. Dank seiner Geldschöpferlizenz hat er, trotz Krise, zwei Häuser. Das ist natürlich sehr vereinfacht, zeigt aber was wesentlich ist: Geld schöpfen ist ein Privileg mit enormen Vorteilen.
Dass die Politiker und die Verwaltung ein paar Regeln und Aufsichtsbehörden aufgestellt haben, damit nicht jeder Geld schöpfen kann, sondern nur Banken, welche diese Anforderungen erfüllen, erhöht zwar die Sicherheit des Systems, aber – und das ist der springende Punkt – es rechtfertigt in keiner Weise, weshalb jemand vom Herrscher – und in der Schweiz ist dies das Volk – kostenlos dieses Privileg erhalten soll, welches nur Vorteile beinhaltet.
In der Regel haben die Herrscher in der Vergangenheit die Experimente mit neuen Geldformen beendet und dieses Privileg, welches ihnen kurzzeitig entglitt, wieder an sich genommen.
Nicht können oder nicht wollen?
Dritte Behauptung: Die Nationalbank wolle und könne das nicht. Zu präzisieren ist: Es ist Herr Jordan, der nicht will und nicht kann. Einer, der, um es vorsichtig zu formulieren, grössere Probleme hat, die Geldmenge unter Kontrolle zu halten. Ein Nationalbankpräsident wäre nach Annahme der Initiative leicht auszuwechseln durch eine Person, die das will und kann. Die Vorgänger im Bankenpräsidium, welche das Banknotenexperiment der Privatbanken beendeten und die Noten-Geldschöpfung als Nationalbank übernahmen, konnten das auch – problemlos.
Bei der Vollgeld-Initiative geht es einzig und allein darum, ob das Volk den Banken kostenlos ein Privileg überlassen will, das eigentlich ihm zusteht. Alles andere sind, wie oben dargelegt, leere Behauptungen.
Vielen Dank, Herr Schärli. Genau so ist es! Sie bringen den Inhalt der Vollgeldinitiative objektiv und brillant auf den Punkt.
Sehr gute, einleuchtende Erklärung über die Vollgeldinitiative. Dass die Finanzindustrie kein Vollgeld will, ist der Beweis, dass sie sich die Butter nicht vom Brot nehmen will; will heissen, dass sie Profite machen will um fast jeden Preis, um sich Boni ohne Ende auszahlen zu können. Bei Annahme der Vollgeldinitiative wären die Chancen zur Selbstbereicherung geringer und die Verteilung von Geld an alle Bürger gerechter.
Selten habe ich einen solchen Unsinn über die sog. Geldschöpfung gelesen. Ich empfehle dem Autor ein Semester Volkswirtschaftslehre an einer Höheren Fachschule. FH oder Universität wären zu hoch. Der Autor sollte mal lesen, wie die beiden Arten der Geldschöpfung zustande kommen. Einerseits durch die Zentralbanken (Kauf von Devisen gegen die einheimische Währung = Schaffung von Buchgeld) und andererseits durch die Geschäftsbanken durch die Vergabe von Krediten an Gläubiger (Sparguthaben auf der Passivseite, Schuldguthaben/Grundpfand/Darlehen auf der Aktivseite der Bankbilanz). Eine kurze Einführung in die doppelte Buchhaltung würde auch helfen: Veränderungen die sowohl im SOLL wie im HABEN nur in der Bilanz stattfinden sind nicht erfolgswirsam. Es entsteht also keine Wertschöpfung oder Geldschöpfung. Auch Aktiv- und Passivtausch sind nicht erfolgswirksam. Es ist schon erstaunlich, wie Menschen, zu deren Kernkompetenzen weder die Mathematik, noch Finanz- und Rechnungswesen oder Volkswirtschaft gehören, sich anmassen über Dinge zu schreiben von denen sie keine Ahnung haben.
Eggimann: Die Bilanzverlängerung z.B. bei der SNB ist noch nicht erfolgswirksam, aber was danach kommt dann sehr wohl.
Die SNB hat Ihre Bilanzsumme von Ende 2006 von rund 112 Mrd Fr. auf aktuell 830 Mrd gesteigert, primär durch Bilanzverlängerungen, speziell im Mai 2010 und dann 2011 mit dem Mindestkurs.
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Und auf "wundersame" Weise - entgegen Ihren banalen Behauptungen - hat sich das Eigenkapital in den 12 Jahren von 60 Mrd auf über 130 Mrd entwickelt (plus um die 15 Mrd Dividenden wurden in der Zeit noch ausbezahlt)
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Und Sie wollen uns erklären, dass Bilanzverlängerungen in Assets, die nach dem Fair Value Prinzip bewertet werden (SNB wird sowohl in Swiss-GAAP und IRFS geführt) keine Wirksamkeit auf die Erfolgrechnungen haben.
Schon am Tag nach der Einbuchung der Bilanzverlängerung gibt es bei der SNB erfolgswirksame Veränderungen. Bei anderen Zentralbanken ähnlich, auch wenn die Papiere in der Eigenwährung kaufen.
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Die SNB hat praktisch nur Bilanzverlängerungen gemacht, gut auf der Passivseite noch die Notengeldmenge von 40 auf 80 Mrd verdoppelt, aber das ist sowieso Quasieigenkapital, dank dem Seignorage Effekt - oder versuchen Sie mal bei der SNB eine Tausendernote gegen was anderes z.B. Gold einzutauschen - es gibt nur einen anderen Tausender dafür!
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@ Eggimann
Ich habe an der Universität VWL studiert. Sie schreiben: "Es entsteht also keine Wertschöpfung oder Geldschöpfung. Auch Aktiv- und Passivtausch sind nicht erfolgswirksam."
Durch die beidseitige Bilanzverlängerung entsteht sehr wohl Giralgeld, welches man als Geldschöpfung bezeichnen kann. Das Giralgeld, welches durch die Bilanzverlängerung erschaffen worden ist, existiert nur bis zu Tilgung des Kredits. Der Kredit erfordert jedoch Zinsen, welche im System nur durch neue Geldschöpfung wieder gedeckt werden können. (Deshalb gibt es auch den Wachstumszwang) Somit wachsen die Giralgeldbestände kontinuerlich über die Zeit, da es immer wieder neue Kredite braucht um die wachsende Zinsschuld zu decken. Folglich werden die Giralgelder nicht nur über eine kurze Dauer erstellt und wieder vernichtet sondern steigen kontinuerlich. Deshalb ist es auch korrekt zu sagen, dass die Banken Geld schöpfen. Die Bilanzerweiterung ist immer erfolgswirksam: Wenn der Kredit inkl. Zinsen zurückbezahlt werden, beinflusst das den Erfolg der Bank positiv. Die Bank erhält Zinsen auf Geldbestände, welche sie selber erzeugen konnte. Wenn der Kredit nicht oder nur teils zurückbezahlt wird, ensteht der Bank ein Verlust, welche Sie mit ihrem Eigenkapital verrechnet. Die Banken haben jedoch einen Reservesatz von nur 1%, welchen sie in Zentralbankengeld halten müssen. Zusätzlich können die Banken, obwohl sie den Kredit mit nur 1% an Eigenmittel "aus dem Nichts" erschaffen haben, den Kreditnehmer enteignen und die angeeigneten Wertbestände (z.B. Immobilien) oft noch zu einem Gewinn verkaufen.
Zur Wertschöpfung die sie angesprochen haben: Die Wertschöpfung entsteht hauptsächlich in der Realwirtschaft. Das Problem bei der privaten Giralgeldschöpfung sind die negativen Auswirkungen, welche durch die Boom/Bust Zyklen durch Assetkäufe mit geschöpftem Giralgeld entstehen. Die Bank sucht systematisch das Risiko, welches Gewinne überhaupt erst ermöglicht. Ohne Risiko gibt es im Finanzgeschäft der Bank fast keinen Ertrag. Dadurch, dass manche Grossbanken Verluste sozialisieren und Gewinne privatisieren, entsteht eine Marktverzerrung. Der Staat übernimmt die Verluste und überlässt den Banken die Profite. Das Ausmass, bzw. die Höhe der Gewinne und Verluste wird massgeblich durch die private Giralgeldschöpfung verstärkt. Da die Allgemeinheit jedoch nicht in ihrer Gesamtheit von grossen Teilen der Bankengewinne profitiert, muss das Recht Geld zu erzeugen, wieder der Allgemeinheit zugeschrieben werden. Dadurch wird die Segniorage über den Staat an die Bürger weitergereicht und das Risiko systematischer Finanzkrisen wird erheblich vermindert. Als Ökonom wäre ich natürlich auch bereit eine Marktöffnung der Geldschöpfung zu diskutieren, wobei jeder Marktteilnehmer Geld schöpfen darf und somit verschiedene Währungen in einem freien und kompetitiven Markt spielen können (Wobei der Staat Banken pleite gehen lassen sollte). Ich lehne jedoch ein oligopoles Geldschaffungsrecht, wie wir es heute kennen strikt ab. Vermutlich gehören Sie noch zur alten Schule, die den Geldschöpfungsmechanismus an der Universität nie richtig gelehrt bekommen hat. Ich habe selber an der Universität Zürich erlebt, wie Professoren erzählt haben, dass die Geldschöpfung durch den Staat erfolge, wobei sie die private Gelschöpfung nicht erwähnt haben(welche den grössten Teil [90%] der Geldmenge ausmacht!). Dies ist kein Einzelfall und führt dazu, dass sogar viele VWL Studenten nie richtig verstehen wie Geld entsteht. Es wird auch oft suggeriert, dass eine Bank Kundenassets an andere Kunden verleihen. Dem ist nicht so! Die AKB hat eine gute und bündige Erklärung herausgegeben, welche Ihnen vielleicht hilft den Mechanismus der privaten Geldschöpfung besser zu verstehen: https://www.akb.ch/documents/30573/89695/wie-banken-geld-schaffen.pdf/49...
Freundliche Grüsse
Sehr geehrter Herr Zenger (war nicht so schwierig, Ihren Namen rauszufinden).
Sie sind ein Befürworter der Vollgeldinitiative und sollten auch dazu stehen. Kann ja sein, dass Sie VWL an der Universität studiert haben. Aber eben es genügt nicht nur zu studieren, man sollte die Materie auch verstehen. Es hat sich aber auch einiges geändert seit Ihrem Studium. So zum Beispiel die Theorie der Phillipskurve ist überholt, weil sie schlicht nicht mehr funktioniert. Ich unterrichte heute VWL und BWL als Dozent und weiss sehr wohl wovon ich spreche. In meinen Ausführungen ging es um die Bilanz in der Realwirtschaft (Mikroökonomie). Eine Bankbilanz ist was anderes und die Leistungsbilanz einer Volkswirtschaft auch. Ich habe auch in einer Grossbank gearbeitet und weiss, was Soll-Positionen, Abwicklungslimiten bedeuten und kenne den Aufbau einer Bankbilanz und den Mechanismus der Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken. Sie sollten sich unbedingt das Lehrmittel "Makroökonomie" von O.Blanchard/G.Illing beschaffen. In Kapitel 4 erfahren Sie die Funktionsweise der Geld- und Finanzmärkte und in Kapitel 9 über das Geldmengenwachstum. In Kapitel 23.1 erfahren Sie auch wie die Geldschöpfung funktioniert und wie die reale Geldmenge berechnet werden kann. Den Zusammenhang zwischen Seignorage und Geldmengen können Sie auch in Kapitel 23.3 nachlesen. Halbwissen genügt heute nicht mehr. Wenn Sie mehr über die Funktionsweise der realen Finanzwirtschaft wissen wollen, empfehle ich Ihnen das Lehrmittel «Principles of Corporate Finance» von R.Brealey und C.Myers. Sie sprechen von von einem Mindestreservesatz von 1%. Das gilt in der EU. In der Schweiz sind es 2.5% (siehe auch Basel III-Regulativ). Des weiteren kann ich ihre Ausführungen unterstützen. Aber das Märchen der Geldschöpfung aus dem Nichts gibt es nicht, hat es nie gegeben und wird es auch nie geben. Wenn Sie als Privatperson oder als Unternehmen einen Laptop gegen Rechnung also auf Kredit kaufen, dann erhöht sich ihre «Bilanz». Sie haben «Geld geschöpft» wenn Sie so wollen. Wenn sie aber den Kredit zurückzahlen, ist die Position glattgestellt. Sie haben die Schuld weg und das Bankkonto reduziert und dafür mehr Anlagevermögen (Aktivtausch). Es war alles wie vorher. Sie können diese Buchungen bei allen Akteuren in diesem Geschäft machen, also beim Händler/Lieferanten und bei der Bank. Alle haben auf eine Weise «Geld geschöpft». Die Geldschöpfung der Banken, wie in der von Ihnen empfohlenen Broschüre der AKB beschrieben trifft zu und hat sich auch bewährt. Wenn Banken aber Geld aus dem Nichts schöpfen könnten, dann könnte bei einer Krise dieses Nichts auch wieder ausgebucht werden, dem ist aber nicht so. Die Realitäten des Bankgeschäfts sind etwas komplexer als in dieser Broschüre vereinfacht dargestellt.
Die Vollgeldinitiative löst aber die damit verbundenen Probleme der Geldschöpfung aus dem Giralgeld nicht. Konsequenterweise müsste mit der Umsetzung der Vollgeldinitiative das Wirtschaftssystem geändert werden und zwar von der Sozialen Marktwirtschaft in eine Planwirtschaft. Vom reinen Kommunismus will ich gar nicht sprechen, das hat nie stattgefunden und die Kommunistische Planwirtschaft ist überall gescheitert (Kube, Nordkorea und jetzt Venezuela). Das Endziel der Initianten ist die Einführung dieser Planwirtschaft und des Bedingungslosen Grundeinkommens. Es wäre das Ende der Schweiz als Spitzenreiter im Ranking der erfolgreichen Volkswirtschaften. Es gibt kein Land auf der Welt (ausser gewissen OPEC-Staaten), welche bessere makroökonomische Daten aufzeigen können als die Schweiz: BIP pro Kopf, Staatsquote, Staatsverschuldung sowie die Kriterien zur Messung der Wohlfahrt. Das wird alles aufs Spiel gestellt. Ich hoffe nur, dass die Mehrheit der Bevölkerung vernünftig ist und diese Initiative ablehnt.
Sie, Herr Eggimann, sind der klassische Besserwisser! Einseitig nur die Interessen der Bankenlobby in der Schweiz vertretend, anderseits die EZB mit ihrer katastrophalen Geldpolitik (zu Recht!) kritisierend.
In Tat und Wahrheit tun weder unsere Grossbanken (namentlich UBS und CS, diese unschweizerischen Zockerbuden) noch die EZB etwas für die reale Volkswirtschaft hier in der Schweiz resp. in den Euro-Ländern. Aber sehr wohl mischeln sie in der internationalen Finanz-wirtschaft mit. Da wird Geld aus dem Vollen geschöpft - aber nicht für uns Bürger. Grüssen Sie mal die Herren Fink + Hildebrand von BLACKROCK recht schön! Ersterer Herr ist z.B. auch Schöpfer des ganzen Derivate-Zoos...
Lieber Z.
Sehr gut, dass Sie VWL an der Universität studiert haben. Es hat sich aber einiges geändert seit Ihrem Studium. So zum Beispiel die Theorie der Phillipskurve ist überholt, weil sie schlicht nicht mehr funktioniert. Ich unterrichte heute VWL und BWL als Dozent und weiss sehr wohl wovon ich spreche. In meinen Ausführungen ging es um die Bilanz in der Realwirtschaft (Mikroökonomie). Eine Bankbilanz ist was anderes und die Leistungsbilanz einer Volkswirtschaft auch. Ich habe auch in einer Grossbank gearbeitet und weiss, was Soll-Positionen, Abwicklungslimiten bedeuten und kenne den Aufbau einer Bankbilanz und den Mechanismus der Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken. Sie sollten sich unbedingt das Lehrmittel "Makroökonomie" von O.Blanchard/G.Illing beschaffen. In Kapitel 4 erfahren Sie die Funktionsweise der Geld- und Finanzmärkte und in Kapitel 9 über das Geldmengenwachstum. In Kapitel 23.1 erfahren Sie auch wie die Geldschöpfung funktioniert und wie die reale Geldmenge berechnet werden kann. Den Zusammenhang zwischen Seignorage und Geldmengen können Sie auch in Kapitel 23.3 nachlesen. Halbwissen genügt heute nicht mehr. Wenn Sie mehr über die Funktionsweise der realen Finanzwirtschaft wissen wollen, empfehle ich Ihnen das Lehrmittel «Principles of Corporate Finance» von R.Brealey und C.Myers. Sie sprechen von von einem Mindestreservesatz von 1%. Das gilt in der EU. In der Schweiz sind es 2.5% (siehe auch Basel III-Regulativ). Des weiteren kann ich ihre Ausführungen unterstützen. Aber das Märchen der Geldschöpfung aus dem Nichts gibt es nicht, hat es nie gegeben und wird es auch nie geben. Wenn Sie als Privatperson oder als Unternehmen einen Laptop gegen Rechnung also auf Kredit kaufen, dann erhöht sich ihre «Bilanz». Sie haben «Geld geschöpft» wenn Sie so wollen. Wenn sie aber den Kredit zurückzahlen, ist die Position glattgestellt. Sie haben die Schuld weg und das Bankkonto reduziert und dafür mehr Anlagevermögen (Aktivtausch). Es war alles wie vorher. Sie können diese Buchungen bei allen Akteuren in diesem Geschäft machen, also beim Händler/Lieferanten und bei der Bank. Alle haben auf eine Weise «Geld geschöpft». Die Geldschöpfung der Banken, wie in der von Ihnen empfohlenen Broschüre der AKB beschrieben trifft zu und hat sich auch bewährt. Wenn Banken aber Geld aus dem Nichts schöpfen könnten, dann könnte bei einer Krise dieses Nichts auch wieder ausgebucht werden, dem ist aber nicht so. Die Realitäten des Bankgeschäfts sind etwas komplexer als in dieser Broschüre vereinfacht dargestellt.
Die Vollgeldinitiative löst aber die damit verbundenen Probleme der Geldschöpfung aus dem Giralgeld nicht. Konsequenterweise müsste mit der Umsetzung der Vollgeldinitiative das Wirtschaftssystem geändert werden und zwar von der Sozialen Marktwirtschaft in eine Planwirtschaft. Vom reinen Kommunismus will ich gar nicht sprechen, das hat nie stattgefunden und die Kommunistische Planwirtschaft ist überall gescheitert (Kube, Nordkorea und jetzt Venezuela). Das Endziel der Initianten ist die Einführung dieser Planwirtschaft und des Bedingungslosen Grundeinkommens. Es wäre das Ende der Schweiz als Spitzenreiter im Ranking der erfolgreichen Volkswirtschaften. Es gibt kein Land auf der Welt (ausser gewissen OPEC-Staaten), welche bessere makroökonomische Daten aufzeigen können als die Schweiz: BIP pro Kopf, Staatsquote, Staatsverschuldung sowie die Kriterien zur Messung der Wohlfahrt. Das wird alles aufs Spiel gestellt. Ich hoffe nur, dass die Mehrheit der Bevölkerung vernünftig ist und diese Initiative ablehnt.
Sehr geehrter Herr Eggimann
Sie schreiben: Veränderungen (ohne Komma), die sowohl im Soll wie im Haben nur in der Bilanz stattfinden (ohne Komma), sind nicht erfolgswirksam.
Ich möchte Sie fragen, wie kann es Veränderungen geben, welche nur in der Bilanz stattfinden? Die Bilanz bringt einen Abschluss der Buchhaltung von Soll und Haben zum Ausdruck und dazu muss vorher Buch geführt worden sein (Journal, Buchführung, Bilanz). Damit bilden die einzelnen Fälle die Ereignisse (stattfinden) und nicht allein die Abwägung von Soll und Haben. Die Bilanz ist meines Wissens nicht der Ort, wo Veränderungen aufgezeichnet werden, die Bilanz hält einen Zustand fest.
Sehr geehrter Herr Strahm
Bitte entschuldigen Sie meine Unaufmerksamkeit betreffend Interpunktion. Selbstverständlich wird der Relativsatz durch ein Komma getrennt. Die Bilanz ist eine Bestandesrechnung an einem Stichtag, z.B. 31.12.2017 und die Erfolgsrechnung ist eine Periodenrechnung, z.B. 01.01. - 31.12.17. Veränderungen in der Bilanz sind erfolgsunwirksam: Sie kaufen einen Laptop für CHF 1'000 gegen Rechnung: Buchungssatz: EDV-Anlagen an Kreditoren. Dann bezahlen Sie die Rechnung: Kreditoren an Bank. Diese beiden Soll-Haben-Buchungen haben keinen Mehrwert geschaffen. Die Bilanz wurde auf der Aktivseite (Konto EDV-Anlagen) und auf der Passivseite (Konto Kreditoren) um CHF 1'000 erhöht. Sie haben keinen Franken verloren. Bei der Bezahlung der Rechnung wird die Bilanz glattgestellt, d.h. die Bilanzsumme ist wieder gleich wie vorher. Im Lehrmittel "Rechnungswesen 1" von Leimgruber/Prochinig aus dem KV-Verlag können Sie dies alles gut nachlesen. Es ist das Standardwerk zur Einführung in die doppelte Buchhaltung. Dann wissen Sie "wie der Hase läuft" (so heisst das Buch im Untertitel). Mit der ganzen Aktion wurde kein Mehrwehrt im Unternehmen geschaffen, aber beim Verkäufer des Laptops schon, denn seine Buchungssätze waren Debitoren an Warenverkauf und bei der Zahlung Bank an Debitoren. Das Konto Warenverkauf ist ein Erfolgskonto. Nur der Lieferant hat mit dem Verkauf einen Mehrwert geschaffen, von dem natürlich die Einstandskosten des Laptops abgezogen werden müssen. Eine Diskussion über die Geldschöpfung der Banken ist nur möglich, wenn die grundlegenden Kenntnisse über das Bankgeschäft vorhanden sind. Basis ist das Zinsdifferenzgeschäft, wo die Bank Kredite vergibt. Das Geld für die Kredite aber gehört den Sparern und die Bank muss mittels Eigenkapitalunterlegung (3 bis 5%) für den Default (Ausfallrisiko) Gerade stehen. Durch die Kreditvergabe schöpfen die Banken Geld aber es ist lediglich der Transfer vom Gläubiger zum Schuldner über einen Vermittler und das ist die Bank. Sie können dies im Standardlehrmittel "Das Schweizerische Bankgeschäft" gut in Kapitel 14 nachlesen. Des Weiteren empfehle ich Ihnen, die Monatsbulletins der SNB zu abonnieren (kosten nichts). Dort können Sie die geldpolitischen Grundsätze unserer Zentralbank nachschlagen und erfahren, wie die SNB über die Steuerung der Geldmenge Geldpolitik betreibt, die nota bene unabhängig von der Politik sein muss. Wenn Politiker die Notenbanken steuern, kommt das raus was wir während der Grossen Depression in Deutschland erfahren haben: eine Hyperinflation. Ja, die Themen Volkswirtschaft, Wirtschaftspolitik, Geldpolitik und das Geschäft der Banken sind nicht einfach zu verstehen und auch ich als Dozent muss mich immer weiterbilden um am Ball zu bleiben. Die Vollgeldinitiative ist eine interessante Idee, die aber in der Realität nie funktionieren wird. Es gibt Beispiele, wie die Politik es gut meint und die Katastrophe bewirkt. Venezuela mit einer Inflationsrate von 6000% p.a. und einem totalen Zusammenbruch der Wirtschaft und 1.5 Millionen Flüchtlinge, davon 600'000 in Kolumbien. Das Experiment Vollgeld wird die Schweizer Volkswirtschaft und uns alle ruinieren. Vor allem unsere Kinder und Enkel werden die Suppe auslöffeln müssen.
Lieber Herr Strahm
In der doppelten Buchhaltung haben sie vier Buchungsmöglichkeiten:
Aktiven/Passiven; Aufwand/Ertrag. Wenn Sie zum Beispiel einen Computer über CHF 1'000 auf Rechnung kaufen, so buchen Sie EDV-Anlagen / Kreditoren. Ihre Bilanz erhöht sich um 1'000. Sie haben aber keine Rappen verdient. Wenn Sie die Rechnung bezahlen, so buchen Sie Kreditoren / Bank. Alle diese Buchungen gehen nur über die Bilanz und nicht über die Erfolgsrechnung, sind also nicht erfolgswirksam. Was sie gemacht haben, ist die Umwandlung von Geld auf dem Bankkonto in Anlagevermögen.
Ich empfehle Ihnen das Buch von KV-Verlag "Das Rechnungswesen" (Leimgruber/Prochinig), dann wissen Sie "Wie der Hase läuft" (so heisst dieses Buch!). Ich setze dieses Lehrmittel in meinen Lehrgängen Einführung in die doppelte Buchhaltung ein und kann es Ihnen empfehlen. Die Bilanz zeigt Investition und Finanzierung an einem Stichtag. Die Erfolgsrechnung ist eine Periodenrechnung
Eggimann: Können Sie mir auch noch erklären wie Sie Credit Default Swaps, FX Long-Short Futures und andere teilweise mehrfach veschachtelte (embedded) Derivatekonstrukte korrekt buchen und nach dem fair value Prinzip bewerten oder wie Sie die korrekt off-Balance Sheet ausweisen müssen und wie an die Finma rapportieren?
Da liegen die Milliarden-Hasen nämlich wirklich im Pfeffer und sicher nicht in Ihren Buchhaltungslehrmitteln für Anfänger!
Sind Sie eigentlich KV Lehrer oder sowas, so besserwisserisch wie Sie mir im Tagesanzeiger rübergekommen sind, vermute ich fast sowas!
IAS 39 & Co - haben Sie da auch eine Ahnung davon? Steht vermutlich nix in Ihren Lehrmitteln davon.
@Eggimann
So wie Sie es beschreiben, war es einmal. Goldstandard und Bretten Woods existieren aber nicht mehr. Oder anders gefragt: warum kommt es immer wieder zu Blasen, warum brauchen wir ständig Wachstum und warum musst ich mit meinen Steuergeldern eine Bank retten, bekomme aber für mein Sparguthaben keine Zinsen mehr? Und wohin fliesst all das Gratisgeld der Zentralbanken?
Sehr geehrter Herr Reinhard
Jede Volkswirtschaft muss mindestens soviel wachsen, um die demographische Veränderung, spricht das Bevölkerungswachstum, bewältigen zu können. Jedes Jahr haben wir junge Menschen, die auf den Arbeitsmarkt drängen, damit sie überleben können. Ohne Wachstum ist dies nicht möglich. Es würde bedeuten, den Kuchen immer mehr zu teilen und kolletiv zu verarmen anstatt den Kuchen zu vergrössern, mittels Wertschöpfung durch Güter und Dienstleistungen. Länder ohne Wachstum verarmen. Siehe Griechenland, das ohne Eurokredite längst verarmt wäre, bzw. sich auf die Schaffung von Mehrwert hätte konzentrieren müssen anstatt sich den Import von Gütern durch Kredite leisten zu können. Sehen Sie sich doch mal die Handelsbilanz Griechenlands an: grauenhaft.für jeden Volkswirtschafter. Die Rettung der UBS war systemrelevant. An jenem Mittwochmorgen hatte die UBS noch Liquidität bis Donnerstagabend. Am Freitag wäre zuerst der Zahlungsverkehr der UBS ausgefallen und der Sturm auf die Bankkonten der UBS und aller anderen Banken hätte in der Schweiz zum Zusammenbruch geführt. Ohne die Rettung der UBS durch den Bundesrat wäre es zu einer weltweiten Finanzkrise gekommen. Wenn die Initianten Recht hätten, so hätte die UBS ja einfach Geld schöpfen können und niemand hätte etwas bemerkt. Aber das geht gar nicht. Warum ist es zur Krise bei der UBS gekommen? Gier und Verblendung sind die Ursachen. Die Bankleitung unter M. Ospel war auf Akquise von Kundengeldern (Assets under Management), die auf der Passivseite der Bankbilanz verbucht werden und durch Renditeversprechen angelockt wurden. Aber diese Gelder mussten ja angelegt werden (Aktivseite der Bankbilanz und dadurch Erhöhung der Bilanzsumme und Geldschöpfung durch die Bank). Zuerst in grundpfandgesicherte Kredite (Hypotheken) in der Schweiz und im Ausland, später in sogenannte Subprime Hypotheken in den USA (hohe Zinsrenditen und höheres Ausfallrisiko). Als dann diese Subprimes default gingen, fehlte das Geld auf der Aktivseite. Es gab eine gravierende Unterdeckung, d.h. das Geld der Sparer war weg und der Staat (38 Mia.) und die SNB (30 Mia.) haben das mittels Darlehen verhindert. Für die Nationalbank und den Bund hat sich diese Hilfe gelohnt: Gewinn 6.5 Mia. (siehe NZZ 04.08.2013). Und weshalb gibt es keine Zinsen mehr auf Sparguthaben? Weil die EZB jeden Monat Milliarden von Staatsanleihen (quantitative Easing) kauft, und damit die EUR-Geldmenge erhöht (Geldschöpfung) damit der Euro tief, die Inflation auf 2% steigt und die Wirtschaft anzieht, was ja wie man feststellen kann Mario Draghi gut gelungen ist. Die maroden griechischen Staatsanleihen mussten alle gekauft werden, sonst wären Banken pleite gegangen und viele Sparer, die die Schuldenwirtschaft Griechenlands indirekt finanziert haben, hätten ihre Ersparnisse inklusive Pensionsguthaben verloren. Davon schreiben und sagen die Initianten aber nichts. Nicht weil sie es nicht wissen, sondern weil sie nicht wollen, dass die Bevölkerung aufgeklärt wird. Es ist eben schon so: Wer wenig weiss, muss vieles glauben. Wer viel weiss, muss nichts glauben. Er weiss es.
Sehr geehrter Herr Eggimann
ich bin eine erfolgreichte Unternehmerin in zweiter Generation und bin der Meinung zu wissen, was wirtschaften ist.
Das zur Berichtigung des Grundlagenirrteums der Anrde.
Danke, Herr Schärli, für ihre Ausführungen. Sie sind 100%ig im Sinn der wahren Interessen der VOLLGELD-Initianten.
Wenn sich auch viele wache JOURNAL21-Leser am 10.Juni zu einem JA zur Vollgeld-Initiative entschliessen, könnte der Traum von "souveräner" Geldschöpfung durch die SNB wieder wahr werden.