Vergrabene Unterhosen zum zweiten

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Vergrabene Unterhosen zum zweiten

Von Claude Lüscher, 23.09.2019

Wir sind existenziell auf fruchtbaren Boden angewiesen, tun aber viel zu wenig, um diesen zu schützen.

Im Juni haben Forschungsfachleute der Agroscope mit interessierten Kindern werbewirksam Unterhosen vergraben, um sie zwei Monate später wieder hervorzuholen. Der Abbaugrad der Unterhosen solle zeigen, wie es um das Bodenleben steht. Das Ergebnis war zwiespältig. Die eine Unterhose war arg zersetzt, eine andere weniger. 

Schreibender hat mitgemacht und ebenfalls eine alte Unterhose im Gemüsegärtchen vergraben; er hat aber den Termin verpasst und diese drei Monate im Boden liegen gelassen. Das Bild präsentiert sich wie folgt!

Das bleibt von einem Paar Unterhosen, das drei Monate lang im Boden vergraben war. (Bild: J21)
Das bleibt von einem Paar Unterhosen, das drei Monate lang im Boden vergraben war. (Bild: J21)

Der damals frisch gewaschenen und gebrauchten Unterhose hat das Bodenleben arg zugesetzt; bis auf die Gummibänder und das Gewebe aus Elastan ist nicht viel übriggeblieben. (Was im übrigen mit dem Elastan geschehen würde, wenn man das Teil länger im Boden liesse, bleibt Spekulation. Elastan ist ein Kunststoff, somit nicht oder schwer abbaubar, gehört also nicht in den Boden.) Die Bodenlebewesen haben sichtbar volle Arbeit geleistet, was nicht verwunderlich ist für einen Gemüsegarten, dem Kompost beigegeben und der regelmässig gegossen wurde. 

Anders könnte sich die Situation in intensiv genutzten Landwirtschaftsböden präsentieren: Dort dürften die vergrabenen Exemplare weit weniger zersetzt sein. Der Beweis steht noch aus. Allein schon wegen des trockenen Sommers dürfte der Abbau gehemmt sein, denn dann warten die Bodenlebewesen. Zudem wird vermutet, dass in intensiv genutzten Böden das Bodenleben weit weniger aktiv ist als zum Beispiel in Gemüsegärten.

Ohne intaktes Bodenleben keine Nahrung

Wir wissen nicht sehr viel über das Bodenleben; zu komplex, zu vielfältig, zu standortspezifisch ist die ganze Angelegenheit. Jeder Boden hat sein besonderes Bodenleben; der Vergleich eines Standortes mit einem andern, selbst in nächster Nähe, dürfte grössere methodische Schwierigkeiten bieten. Lange Zeit hat man einfach Regenwürmer gezählt (was gar nicht so einfach ist!) und deren Vorkommen als Mass für ein mehr oder weniger entwickeltes Bodenleben betrachtet. Nun auf Unterhosen, beziehungsweise deren Abbau setzen zu wollen, wäre kaum adäquat.

Ein intaktes Bodenleben ist aber wichtig für den Boden. Für uns ist es sogar existentiell! Wir leben schliesslich von Früchten, das heisst, wir ernähren uns von Pflanzen und (von pflanzenfressenden) Tieren, die allesamt auf fruchtbaren Boden angewiesen sind. In Tat und Wahrheit werden viele Böden malträtiert: sie werden mit grossen Düngermengen und sogenannten landwirtschaftlichen Hilfsstoffen behandelt, sie werden mit schweren Maschinen befahren und zusammengedrückt, was besonders schädlich ist für die Mykorrhiza-Pilze. Viele wertvolle Böden werden schliesslich überbaut und damit zerstört. 

Das ganze Ausmass ist langsam bedrohlich. Unsere Gesellschaft unternimmt viel zu wenig, um diesem Missstand zu begegnen. Unterhosen zu vergraben, wäre ein Anfang; die Aktion war ja auch kein wissenschaftlicher Versuch, sondern eine durchaus gut gemeinte Kampagne über das Thema Boden.

Bodenschutz ist ein Gebot der Zeit. Es ist zu wiederholen, was im früheren Beitrag geschrieben wurde: Die Landwirtschaft und der von ihr bewirtschaftete Boden haben zentrale Bedeutung für uns alle; ihr und ihm muss man Sorge tragen, Unterhosen hin oder her!

Einmal mehr wird vergessen, dass die Ackerböden immer mehr Menschen ernähren sollen, müssen. Die Böden sind beschräänkt, das Wachstum der Menschen ist unbeschränkt. Als ich geboren wurde, hatten wir 2.1. Milliarden Umweltbelaster, jetzt haben wir 7.3 Milliarden, pro Jahr 80 Millionen mehr. Nur die Chinesen und die autochthonen Europäer haben dieses krebsartige Wachstum der Umweltbelaster eingedämmt. Die andern produzieren munter weiter. Greta ignoriert dies gekonnt und wird dafür von gewählten Staatvertretern in New York applaudiert.
Sogar von unserem Bundesratspräsidenten.

die landwirtschaft tut viel um die fruchtbarkeit der böden zu erhalten. in dem die böden gedüngt werden. was nötig ist. weil durch den abtransport der ernte dem boden substanz entzogen wird. in ackerbaulich genutzten böden wird durch die bodenbearbeitung kohlenstoff in form von CO2 freigesetzt. was den humusgehalt mindert. düngung fördert neben dem oberirdischen pflanzenteil auch das wurzelwachstum. dadurch wird CO2 gebunden und humus gebildet.

mit reduzierter, oder dem verzicht auf bodenbearbeitung und dem säen von zwischenkulturen, leistet die landwirtschaft einen weiteren beitrag zur erhaltung der bodenfruchtbarkeit.

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