Infosperber und die Grenzen eines Ergänzungsmediums

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Infosperber und die Grenzen eines Ergänzungsmediums

Von Medienwoche, 12.05.2020

Wie gut schützt sich «die letzte Pforte vor dem Abgrund»? Die Plattform Infosperber findet viel Zuspruch in sogenannten Alternativmedien und unter Verschwörungstheoretikern. Initiator Urs P. Gasche grenzt sich zwar davon ab, sieht aber keinen Grund, etwas zu ändern.

Wenn jemand sieht, was andere übersehen, kann das an besonders geschärften Augen liegen oder daran, dass man dort hinsieht, wo es sonst niemand tut. Es kann aber auch bedeuten, dass man Dinge sieht, die gar nicht da sind. «Sieht, was Andere übersehen», lautet der Slogan der Plattform Infosperber. Was man dort nicht sieht oder sehen will, ist, wie zahlreich inzwischen die Verbindungen mit umstrittenen Autoren wie Daniele Ganser und Plattformen wie Rubikon und KenFM sind.

Lesen Sie den ganzen Beitrag in der Medienwoche

Der "infosperber" weist die Kritik zurück
Lesen Sie hier die Replik von infosperber-Gründer Urs Gasche

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Von Nick Lüthi, Medienwoche - 07.12.2020
Von Christian Campiche, Infoméduse - 17.08.2020

Für mich der Link zu von wyl in der Medien Woche so ziemlich das Spannendste was bisher hier fand.
Die Alternativmedien der weissen alten Männer sind in der Regel Elfenbeintürme, wo man es vermeidet den Kollegen ans Bein zu Schiffen.
Entsprechend unterhaltend sind jetzt die Kommentare.
Mir hat von Wyl vorallem diese Verlinksmechanismen aufgezeigt.
Auch wenn ich Gasche Gutgläubigkeit zubillige,hier entstehen verschwörungsmächtige Netze.

Der verkrampfte Versuch, Infosperber in eine Ecke zu stellen
Red. / 17. Mai 2020 - Ein Bericht kritisiert, Infosperber befinde sich im Dunstkreis von Verschwörungsanhängern. Hier unsere Antwort.
Der Infosperber kritisiert regelmässig andere Medien, jetzt ist er Gegenstand der Kritik. Das Online-Magazin Medienwoche* veröffentlichte am 12. Mai einen Artikel – 27'000 Zeichen lang – über den Infosperber. Dabei gab es einiges an Anerkennung (danke dafür!), doch auch an Kritik wird nicht gespart. «Die Plattform Infosperber findet viel Zuspruch in sogenannten Alternativmedien und unter Verschwörungstheoretikern. Initiator Urs P. Gasche grenzt sich zwar davon ab, sieht aber keinen Grund, etwas zu ändern», heisst es im Lead.
Der Autor hatte Infosperber-Gründer Urs P. Gasche mit den Vorwürfen konfrontiert und ihn ausführlich befragt. Wichtige Aussagen sind im Text der Medienwoche enthalten, weshalb wir hier nicht auf jedes Detail eingehen. Doch wir möchten uns der Diskussion stellen, auf die Hauptvorwürfe eingehen und Aspekte erwähnen, die im Text der Medienwoche fehlten.
Vorwurf 1
«Zahlreiche Verbindungen (...) zu umstrittenen (...) Plattformen»
Der Infosperber ist eine gemeinnützige, mit Spenden finanzierte Online-Zeitung und stellt seine Inhalte als Allgemeingut zur Verfügung. Alle Infosperber-Inhalte unterstehen freien Nutzungsrechten, jede Publikation darf die Inhalte ohne Rücksprache kostenlos übernehmen – allerdings nur ungekürzt und mit Quellenangabe. Wir sind überzeugt, dass Wissen allen gehört und dass ein freies Nutzungsrecht deshalb der richtige Weg ist – selbst wenn es bedeutet, dass unsere Inhalte auch von fragwürdigen Publikationen übernommen werden.
Es ist richtig, dass gelegentlich auch Medien, deren Werte wir nicht teilen, Infosperber-Berichte übernehmen. Falsch ist, dass wir zu einem der genannten Medien eine «Verbindung» haben. Es existieren weder Kooperationen noch Absprachen. Es haben auch nie informelle Gespräche stattgefunden. Generell gilt: Medienschaffende und Medien sind verantwortlich für das, was sie publizieren, nicht aber für die Leute, die ihre Texte lesen und sie gut oder schlecht finden. Gegen erwünschten oder unerwünschten Beifall, von welcher Seite auch immer, kann und muss sich kein Medienschaffender wehren.
Vorwurf 2
Infosperber gefalle jenen, «die überall Verschwörungen sehen»
Der Infosperber hat nie die Nähe zu Kreisen gesucht, welche irreführende Informationen verbreiten. Und sollten Rechtsextreme, Antisemiten, Klimaleugner oder andere Personen mit einem verdrehten Kompass unsere Inhalte gut finden, sind wir darauf nicht stolz.
Doch wer für Infosperber schreibt, soll nicht zuerst überlegen müssen, ob sein Artikel auch bei Leuten Gefallen finden könnte, welche die Grundwerte von Infosperber nicht teilen. Wir möchten keine relevanten Inhalte verschweigen, nur weil sie womöglich auch ein Publikum bedienen, das uns fern liegt. Die Finanzierung über Spenden ermöglicht uns die grösstmögliche Unabhängigkeit. Wir erachten es als unsere Verantwortung, diese Unabhängigkeit zu nutzen.
Vorwurf 3
«Unkritische Nähe» von Infosperber zu Daniele Ganser
Daniele Ganser bringt sich in die öffentliche Debatte ein. Der Infosperber grenzt Ganser nicht aus wie manch andere, sondern informiert über seine Argumente und setzt sich damit kritisch auseinander. Das heisst nicht, dass wir mit ihm in irgendeiner Art verbunden wären – genauso wenig wie der Tages-Anzeiger oder die NZZ mit Christoph Blocher oder mit Donald Trump «verbunden» sind.
Vorwurf 4
Infosperber verbreite Propaganda von Russland und Syrien
Dieser Vorwurf ist rufschädigend. Konkret beanstandet die Medienwoche etwa, dass Infosperber-Gründungsmitglied Christian Müller einmal RT Deutsch zitiert habe, ohne zu erwähnen, dass es sich «um ein vom russischen Staat finanziertes und kontrolliertes Medium handelt». Wissen denn mittlerweile nicht alle unsere Leserinnen und Leser, dass RT vom russischen Staat finanziert wird?
Auf den Vorwurf der Propaganda für Russland und Syrien werden wir in den nächsten Tagen ausführlich eingehen. Man muss mit Wertungen oder der Einseitigkeit einzelner Artikel nicht einverstanden sein. Doch mit Etikettierungen wie «Russland-Versteher» wird einer faktenorientierten Auseinandersetzung auf eine billige Art ausgewichen.
Was wir noch sagen wollten
Mit einem weiteren Argument versucht die Medienwoche, die Glaubwürdigkeit der Infosperber-Verantwortlichen in Frage zu stellen: Hinter Infosperber stünden «grösstenteils Pensionierte», die sich «bloss einmal pro Jahr treffen». Fakt ist: Fünf von neun Mitgliedern der verantwortlichen Redaktion sind nicht pensioniert. Und sie treffen sich vier Mal pro Jahr physisch, davon einmal zu einer zweitägigen Retraite.
Der Autor des Medienwoche-Artikels hat zahlreiche Personen im Umfeld von Infosperber angeschrieben und gelangte so auch an einige kritische Zitate. (Dem Lieferanten des von der Medienwoche erwähnten anonymen Zitates sei versichert, dass er oder sie wie die geschätzte Kollegin Ariane Tanner mit Namen hätte hinstehen können. Der Infosperber steht für offene Debatte und akzeptiert auch Kritik.)

Folgende Antwort von Erich Gysling hat der Autor der Medienwoche nicht berücksichtigt, was wir an dieser Stelle gerne nachholen möchten:
Lieber Herr von Wyl,
Besten Dank für Ihre Zeilen / für Ihr kritisches Interesse an Infosperber.
Also, der Reihe nach: Christian Müllers Beitrag über Bargeld: Ich habe den Text eben nochmals gelesen, und auch danach, nach der wiederholten Lektüre, kann ich Ihrer Kritik nicht zustimmen. Christian Müller weist ja, im Kern, einfach darauf hin, dass es Finanzinstitute gibt, für die es von Vorteil wäre, würde nicht mehr mit Bargeld bezahlt. Und dass insbesondere US-amerikanische Banken bei anderer Gelegenheit international gewaltig Druck auch auf europäische Finanzinstitute ausübten (Beispiel Iran-Sanktionen), ist ja leider Tatsache.
Dann Müllers Russland-Beiträge: Die zeichnen sich generell dadurch aus, dass sie auf journalistischer Arbeit vor Ort beruhen. Was die Krim betrifft, hätte ich persönlich allerdings jeweils noch einen weiteren Aspekt mit «verarbeitet»: Umstände des Referendums hin oder her, die Annexion widersprach dem Völkerrecht. Über dieses Thema könnte man allerdings auch weiter ausgreifend debattieren - die Annexion des Golangebiets durch Israel war ebenso völkerrechtswidrig, und die jetzt in Gang kommende Annexion eines Grossteils des Westjordanlands ebenso. Aber nochmals, und zurück zum Thema generell: Ich begrüsse es, dass wir mit Christian Müller einen Autor haben, der das tut, was sich Infosperber zum Ziel setzt: zu sehen, was andere übersehen.
Damit zu Daniele Ganser respektive meiner Rezeption der Publikationen von Daniele Ganser: Ich halte all die Verschwörungstheorien zu 9/11 für abstrus. Ganser «bekennt» sich allerdings auch nicht zu Schlussfolgerungen aus solchen Theorien – er stellt sie in Frage. Nun ja, wohl auf eine recht suggestive Weise – aber Infosperber dafür verantwortlich zu machen, halte ich für etwas kühn. Gansers kritische (superkritische) Haltung gegenüber der Nato jedoch finde ich interessant, auch wenn ich nicht all seine Schlussfolgerungen teile. Ich vermute / befürchte zum Beispiel, dass der Krieg in Bosnien tatsächlich unvermeidlich war. Wäre er nicht geführt worden, wären die Zahlen von Opfern wohl noch weiter gestiegen, wäre die Tragödie noch weiter eskaliert. Aber das ist, wie angetönt, meine persönliche Einschätzung – mit den Publikationen Gansers auf Infosperber hat sie nichts zu tun.
Und schliesslich noch Urs Gasche und seine Meinung zu einer zweiten Welle von Corona-Infektionen: das ist Urs Gasches persönliche Schlussfolgerung. Das ist ein ebenso guter wie möglicherweise problematischer Diskussionsbeitrag über das, was noch kommen wird. Ähnliches, fast Ähnliches, Gegensätzliches lese ich auch in anderen Medien. Wollen Sie solche Kommentare verbieten? Ich nicht, auch wenn ich «vermeine», dass die nähere Zukunft anders aussieht. Aber da gibt es meine Meinung, Ihre Meinung, sind weitere Meinungen so gut wie diese oder jene.
Und nun zur Schlussfolgerung: Ich kann nicht erkennen, dass es bei Infosperber zu einer problematischen «Entwicklung» gekommen ist.
Mit besten Grüssen
Erich Gysling
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• Ungekürzte Korrespondenz:
Wer nachlesen möchte, wie der Medienwoche-Mitarbeiter seine Thesen zu erhärten suchte, kann seine ungekürzten Fragen und Nachfragen sowie die Antworten von Infosperber nachlesen. Interessierte erfahren darin, wie eine Recherche sich entwickelt und der Artikel der Medienwoche entstanden ist, den wir oben verlinkt haben. Download PDF-Dokument.
• Lesen Sie in den nächsten Tagen auf Infosperber:
Das Etikett «Russland-Versteher» klemmt das Argumentieren ab. Warum es im allseitigen Propagandakrieg der Grossmächte wichtig ist, Konflikte einzuordnen und Übersehenes zu thematisieren.

Wenn Medien über andere Medien den Begriff "Verschwörungstheoretiker" gebrauchen, werden Verschwörungen vertuscht.

In einer echten Demokratie hat es auch Platz für ein paar "Verschwörungstheoretiker" Es sind immer die Mächtigen die nicht möchten das die Menschen ihr Hirn selber benützen und dadurch kritisch sind. Früher war die Kirche mächtig und zu dieser Zeit nannte man die selbigen "Ketzer". Auch wenn manche Theorien dieser Leute haarsträubend und hanebüchen sind, sie gehören auch zu unserer Gesellschaft, wie auch die rechten, linken, schwulen, lesben, religions Fanatiker usw. Demokratie heisst das auch ein Daniele Ganser sich kritisch äussern darf, das er dann von den Medien in die Ecke der Verschwörungs Theoretiker gedrängt wird, spricht ja eigendlich für sich...

Bleibt kritisch und bei Verstand= also Demokratisch

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