Gastkommentar
Seit Jahren finden zwischen Israel und der PA (Palestinian Authority) Verhandlungen statt, durch die ein Friedensvertrag zwischen den beiden Völkern, den Israelis und den Palästinensern, erreicht werden soll. Seit über zwei bis drei Jahrzehnten reden die zwei Partner sogar direkt miteinander – erreicht wurde bisher jedoch nichts. Warum?
Die palästinensische und arabische Feindschaft gegenüber Juden ist alt. Die heutige "moderne" Variante stammt aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts und wurde von der Muslimische Bruderschaft Ägyptens begründet. Hassan Al-Banna und Sayyid Qutb kopierten fast von Beginn an die Thesen des von ihnen bewunderten Hitler. Ihre heutigen Nachfolger ist vor allem die Hamas in der Westbank und Gaza.
Extremistische Ideologen auf beiden Seiten
Geändert hat sich die Situation inzwischen nur in soweit, dass dieser Hass Ausdruck von noch intensiverer Religiosität geworden ist. Immerhin gib es heute einen Friedenswillen arabischer Politiker, die aus Furcht vor der iranischen Gefahr bereit sind, sich sogar mit dem "Teufel" zu verbrüdern, Israel. Israel wurde, inoffiziell natürlich, zum zweitschlimmsten Feind der arabischen Welt relegiert – eine leichte Veränderung politischer Fantasien, wie sie nur in der arabischen Welt möglich sind. Aber immerhin ein Fortschritt auf dem Weg zur Friedensbildung zwischen Juden und Arabern. Geliebt werden Juden deshalb noch lange nicht.
Auch in Israel und unter Juden der Diaspora änderte sich die politische Sicht und bei Einigen wurde die Sehnsucht nach Frieden einer neuen Gewichtung unterzogen. Durch die Besetzung der Westbank in 1967 und die darauf erfolgende Besiedelung arabischen Landes wurden Tatsachen geschaffen, die heute nur mittels immensen israelischen Konzessionen rückgängig gemacht werden können.
Heute scheinen sich die Ideologien auf beiden Seiten in ihrem Totalitarismus immer ähnlicher zu werden: Hier die Israelischen Siedler und ihre Hintermänner und dort die palästinensische Vorstellung eines Palästinas, das sich bis zum Mittelmeer ausdehnt. Wenn man sich erinnert, dass israelische Regierungen seit Staatsgründung mit den feindlichen Nachbarn das Gespräch suchten, welches stets nachdrücklich verweigert wurde, finden sich heute israelische "Falken", denen ein Nebeneinanderleben mit den Palästinensern ein Dorn im Auge ist. Die Tatsache, dass eine Annektierung der Westbank innert weniger Jahrzehnte zu einer arabischen Mehrheit in "Grossisrael" führen würde – das Ende des Staates der Juden - wird verdrängt. Diesen Juden scheint es egal zu sein, dass Israel wirklich zu einem Apartheidstaat würde.
Man soll nicht über ein fremdes Volk herrschen
Ein weiterer ebenso wichtiger Grund, das vorhandene Land mit den Palästinensern zu teilen, ist ethischer Natur – es darf nicht angehen, über ein fremdes Volk zu herrschen, etwas das ich als zutiefst unjüdisch empfinde, auch wenn die Frage im Raum stehen bleibt, warum Israel arabische Bürger haben darf, aber in Palästina angeblich keine Juden leben sollen. Den grundsätzlichen Unterschied zwischen Israel und seinen palästinensischen Gegner gilt es trotzdem zu betonen: In Israel bestehen grosse und aktive Gruppen, wie "Frieden Jetzt", die politische Partei Meretz und grosse Teile der Arbeitspartei, die mit ihrer Tätigkeit und ihren Demonstrationen von Hunderttausenden von Teilnehmern der Welt beweisen, dass sie tatsächlich für Frieden engagieren, ohne extremistisch die Situation ausschliesslich Israel anzulasten. Ein palästinensisches Gegenstück dazu gibt es nicht, wenige arabische Individualisten, vorwiegend im westlichen Ausland lebend, sind die Ausnahme.
Die Verheissungen der israelischen Unabhängigkeitserklärung
In der israelischen Unabhängigkeiterklärung vom 14. Mai 1948, einem Dokument von tiefstem Humanismus, geschrieben mitten im von den Arabern begonnenen Krieg, stehen unter anderem folgende zwei Abschnitte:
"Wir wenden uns - selbst inmitten mörderischer Angriffe, denen wir seit Monaten ausgesetzt sind - an die in Israel lebenden Araber mit dem Aufruf, den Frieden zu wahren und sich auf Grund voller bürgerlicher Gleichberechtigung und entsprechender Vertretung in allen provisorischen und permanenten Organen des Staates an seinem Aufbau zu beteiligen."
"Wir bieten allen unseren Nachbarstaaten und ihren Völkern die Hand zum Frieden den und guter Nachbarschaft und rufen zur Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe mit dem selbständigen jüdischen Volk in seiner Heimat auf. Der Staat Israel ist bereit, seinen Beitrag bei gemeinsamen Bemühungen um den Fortschritt des gesamten Nahen Ostens zu leisten."
Dem gegenüber steht der arabische Angriff auf Israel (1947/48) mit dem Ziel, den soeben entstandenen Staat im Keim zu zerstören, denn die arabische Welt lehnte die UNO-Resolution 181, die einen jüdischen und einen arabischen Staat in Palästina beschloss, ab. Damit wurde eine Tradition gründend, mit der von allen Beteiligten, je nach politischer Wetterlage, UNO-Resolutionen ignoriert wurden. 1967, nach der totalen arabischen Niederlage im Sechstagekrieg folgten die "drei Neins" von Khartum, der "psychohygienische" Krieg Ägyptens und Syriens am Jom Kippur 1973. Danach Friedensverträge mit Ägypten und Jordanien, Frieden mit den jeweiligen Herrschern dieser zwei Staaten, der jedoch von ihren Völkern bis heute nicht mitgetragen werden.
Netanyahus Unglaubwürdigkeit
Nachdem sämtliche Friedensvorschläge, die Israel den Palästinensern vorlegte und die von diesen abgeschmettert und mit Terror beantwortet wurden (Intifada 2), nachdem Israel den Gazastreifen verliess und dafür mit Tausenden von Raketen beschossen wurde, scheint sich der Wunsch nach Frieden bei einem Teil des israelischen Volkes etwas relativiert zu haben. Man wurde kritischer und das Resultat waren Parlamentswahlen, bei denen linke Parteien wie die Arbeitspartei und Meretz Niederlagen einstecken mussten und einen grossen Teil ihrer Relevanz verloren. Rechtsextremistische und andere Parteien rechts der Mitte kamen so an die Macht.
Heute fragt man sich, wie weit es sich Ministerpräsident Benjamin Nethanyahu leisten kann, einen Aussenminister wie Avigdor Lieberman, der mit seinen stalinistischen Eskapaden das Land blamiert, in seiner Regierung zu halten. Die einzige sinnvolle Antwort darauf ist die schlichte Erkenntnis, dass Nethanyahu selbst an einem Frieden nicht interessiert ist und nicht über den Schatten seiner Ideologie springen kann. Wäre es nicht so, hätte er schon längst seine rechtsextremen und extrem orthodoxen Regierungspartner fallen lassen und wäre eine Koalition mit der moderaten Kadima Partei Zippi Livnis und der Arbeitspartei Ehud Baraks eingegangen.
Abu Mazen schlug Israel kürzlich vor, zu den Grenzen von 1967 (die Grüne Linie, die eigentlich die Waffenstillstandsgrenze von 1948 ist) zurückzukehren – dann sind wir im Geschäft, meinte er. Nethanyahu trat darauf nicht ein, ein Fehler, der seine Unglaubwürdigkeit unterstreicht. Israel sollte den Beweis der Friedensablehnung den Palästinensern überlassen. Doch nun liegt auf einmal das Stigma der Friedensverweigerung auf Israel – ein Novum. Bisher bewies stets die jeweilige palästinensische Führung ihre Unfähigkeit, einen Frieden mit Israel wirklich zu wollen. Die israelischen Angebote von Camp David, Taba und Sharm El-Sheikh, die umfassenden Vorschläge des Ehud Olmert – alles enorme Zugeständnisse an die Palästinenser, wurden bestenfalls ignoriert, meist gewaltsam abgeschmettert. Friedensverhandlungen wurden zum Selbstzweck.
Verpasste Chancen der Palästinenser
Israel muss alles unternehmen, um sich nicht als offensichtlicher Friedensgegner zu erweisen. Die Sicht des Westens auf das Geschehen im Nahen Osten wird zwar weitgehend von palästinensischer Propaganda und Manipulation gesteuert – palästinensische Manipulationstalente sind ungleich grösser und erfolgreicher, als palästinensische Suche nach Frieden. Denken wir an das zehnmonatige Einfrieren der Bautätigkeit in der Westbank durch Israel. Die PA hat diese Zeit vollständig vertan, Nichts wurde getan, nichts erreicht, die baufreie Zeit wurde zum puren Selbstzweck, um zehn Monate über eine Verlängerung zu diskutieren. Mehr nicht.
Es ist tatsächlich an der Zeit, dass nicht nur von Israel vertrauensbildende Massnahmen verlangt werden, sondern auch von der PA. Etwa die Befreiung des Gil'ad Shalit, das Beenden der antisemitischen Hirnwäsche in palästinensischen Schulen, die Auflösung der als Freiheitskämpfer getarnten Verbrecherbanden in der Westbank und Gaza – man könnte eine lange Liste erstellen.
Eine mögliche Einigung zwischen Israel und Palästina ist möglich – doch beide Parteien müssen die notwendigen Verzichte leisten wollen, ein ideologisches Unterfangen. Die ganz grosse Frage bleibt jedoch offen: welche Lehren wird Israel aus seinen Erfahrung aus dem Abzug aus dem Libanon und seinem Abzug aus Gaza ziehen – beides Erfahrungen, die schlechter nicht hätten sein können. Israel stand nach diesen Rückzügen für lange Zeit unter Raketenbeschuss, bis es die Geduld verlor und Hizbollah und Hamas, vorläufig wenigstens, zum Schweigen brachte. Es wurde jedem, der es sehen wollte, klar, dass israelische Zugeständnisse von den Palästinensern grundsätzlich als Schwäche angesehen werden. Ob diese Rückzüge mit den betroffenen Regierungen hätten abgesprochen werden sollen? Dieses Argument hört man auch heute noch, ist völlig irrelevant und dient als Ausrede, Israel weiterhin attackieren zu dürfen.
Keine Lösung ist risikofrei
Eine unabhängige Westbank könnte, allfällige Abkommen hin oder her, zur Basis für Raketenangriffe auf ganz Israel werden, der, wie alles in Israel, grenznahe interkontinentale Flughafen Ben-Gurion und an- und abfliegende Verkehrsflugzeuge wären ein leichtes Ziel. Dasselbe gilt für Israels Grossstädte. Die Frage stellt sich Jedem, der sich mit der Materie befasst: wie bringt man einen, von muslimischen Extremisten mitregierten Nachbarstaat dazu in Frieden neben Israel zu existieren?
Auch wenn man, wie ich, die Zweistaatenlösung sucht, jüdische Siedler abziehen will und einen (in den ersten Jahrzehnten demilitarisierten) palästinensischen Staat begrüsst, die Sicherheit Israels mitten in einer Nachbarschaft grundsätzlicher Feindschaft bleibt das grosse Dilemma für den Staat der Juden, das dieser nicht allein lösen kann.
(Der Autor ist 1937 in Zürich geboren. Er absolvierte eine Buchhändlerlehre bei Emil Oprecht in Zürich. Rekrutenschule in der Schweiz, dann Mitglied eines Kibbuz in Israel, dort auch Militärdienst, später beruflich wieder in der Schweiz tätig, seit 2000 erneut wohnhaft in Israel. Russak schreibt einen eigenen Blogg und engagiert sich für die Kunstgallerie eines palästinensischen Freundes in Um al-Fahm.)
Der Konflikt ist schon im alten Testament mit David und Goliath dokumentiert und demzufolge nicht erst seit hundert Jahren da.
Nachtrag
Lieber Herr Hottinger,
Wir sind in einigem beileibe nicht gleicher Meinung, doch freut es mich, dass es zwischen uns beiden zivilisiert und freundschaftlich zugeht. Herzlichst, Ihr Paul Uri Russak
Antwort auf Kommentar 2
Lieber Herr Hottinger
Die Fixierung auf Palästinenser und ihrem Schicksal, ist die Basis für den heutigen wieder erstarkten Antisemitismus. Judenhass ist die treibende Kraft für die völlig unreflektierte und grundsätzlich rassistische Parteinahme für die Palästinenser. Wäre dem nicht so, wäre die Aufmerksamkeit der Medien und sich "Friedenslager" nennender Gruppierungen auf wirkliche Katastrophen gerichtet. Ich bin es inzwischen leid, solche aufzuzählen. Ich wiederhole mich mit der Bemerkung, dass selbst ausgelöste und verlorene Kriege Konsequenzen für den Verlierer (auch für den Sieger) haben. Die palästinensische und arabische Welt scheint dieses Prinzip nicht gelernt zu haben. Ich habe sehr wohl Mitgefühl mit dem einzelnen palästinensischen Opfer, doch als Volk wurde und wird es von seinen Führern betrogen. Es sieht bis heute nicht den wirklichen Grund seines Schicksals, nämlich die Korruption seiner Führung. Es besteht heute jedoch die Hoffnung, dass unter Salam Fayyad Vernunft einzieht, wenn man ihn mit seinen Bemühungen gewähren lässt. Palästinensische Flüchtlinge sind Teil der Welt der Flüchtlinge und werden aber von EU, USA, UNO und Israel im Vergleich mit anderen Flüchtlingen unverhältnismässig massiv unterstützt. Was dann allerdings mit dieser Unterstützung passiert, wohin die Gelder strömen ist eine andere Frage und ausschliesslich die Verantwortung ihrer korrupten Führungen. Übrigens: verdienen jüdische Flüchtlinge aus arabischen Ländern kein Mitgefühl? Wenige Jahre nach ihrer Ankunft in den neuen Gastländern hatten sie das nicht mehr nötig – sie waren integriert. Heute brauchen sie es tatsächlich nicht mehr. Ungleich dem palästinensischen Volk – dem eingeredet wird von Rückkehr zu träumen und die Juden zu hassen. Ich bilde mir ein sehr viel guten Willen zu besitzen, tue für unsere arabischen Israelis was in meinen Kräften steht. Das bereichert mein Leben, verschleiert aber nicht meine Sicht auf die Wirklichkeit. Bitte legen Sie die Verantwortung für alles, das im Nahen Osten schief läuft nicht auf Israel und die USA, sondern verlangen sie auch von der arabischen und muslimischen Welt Verantwortung zu übernehmen. Alles andere ist modischer Antiamerikanismus und Antiisraelismus, Ausdruck eigener Verantwortungslosigkeit.
Kommentar 2
Lieber Herr Russak, nur eine kleine Zusatzanmerkung: Ich finde es beachtenswert, dass Sie mich mangelnder Sensibilität in Bezug auf die Juden oder die Israeli (Sie machen keinen klaren Unterschied ) bezeichnen, während Sie selbst Null Sensibilität gegenüber den Palästinensern zeigen. Ich will damit nicht das Unrecht, das die Juden erlitten gleichstellen mit dem, was gestern, heute und morgen den Palästinensern angetan wird, aber Unrecht ist es doch. Ich gebe zu bedenken: es besteht ein wichtiger Unterschied zwischen Unrecht, das vergangen ist und solchem, das heute vor sich geht und weiter anzudauern droht in die Zukunft hinein. Der Unterschied liegt darin, dass das heutige Unrecht gestoppt werden kann und gestoppt werden sollte, das vergangene jedoch nicht mehr zu stoppen ist. Dies gilt auch von befürchtetem Unrecht (z. B was Sie von Ahmendinejad befürchten), und solchem das heute begangen wird. Das befürchtete kann man abzuwenden versuchen, jedoch wenn die Abwendung aus Methoden besteht, die ihrerseits Unrecht hervorbringen (z.B. Bush's Präventivkriege) so wird sie fragwürdig bis unmoralisch, je nach der konkreten Lage der Verhältnisse.. Über die Vergangenheit kann man natrülich viel diskutieren, schon weil sie NIE voll objektiv beurteilt werden kann. Das Urteil wird immer von dem Beurteilenden abhängen. Doch einem Menschen guten Willens sollte es möglich sein, heute laufendes Unrecht als Unrecht zu erkennen. Herzlich Ihr Arnold Hottinger
„Die Sprache des Islamismus ist klar und deutlich genozidal. Eine Wiederholung des Massenmordes an den Juden wird angestrebt, das ist schwarz auf weiss nachzulesen.“ (Jehuda Bauer im November 2002 in Berlin)
Lieber Herr Hottinger,
Ich danke Ihnen für ihre Stellungnahme zu meinem kleinen Essay über die israelisch/palästinensischen Friedensaussichten. Einverstanden bin ich allerdings nur mit wenigen Ihrer Erklärungen. Ich will mich hier dazu äussern.
Mir ist nicht ganz klar, was Sie mit der "israelischen Version" meiner Darstellung meinen. Es ist die Version eines einzelnen Israelis, der aus eigenen Erfahrungen und Kenntnissen heraus Stellung nimmt. Stellung zu beziehen ist für mich der einzig ehrliche Weg etwas zu beeinflussen, auch wenn es nur ganz bescheiden ist. Was ich schrieb, ist meine eigene erarbeitete Meinung, ganz und gar nicht die der heutigen Regierung Israels oder anderen offiziellen Gremien. Ich kann das problemlos tun, weil ich in einer Demokratie mit einer fast schon extremen Meinungsfreiheit lebe, was mir, das gehört dazu, auch persönliche Angriffe einbringt. In Gaza, der Westbank oder sonst einem Ort ausgelebter arabischer Traditionen würde ich dafür einen Baum oder einen Strommast hängend dekorieren. Beispiele dazu gibt es genügend, man denke an die 1969 mit 13 Juden behängten Bäume von Bagdad.
Die Flüchtlinge Leider haben sie in ihrer Antwort all jene Tatsachen ausgelassen, die irgendein Verständnis für Israels Aktionen seit seiner Gründung erklären. Hintergründe lassen Sie aus. Sie schreiben, dass, als die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet wurde, die Vertreibung der Palästinenser schon im Gange war. Dazu folgendes: der arabische Angriff auf Israel war dann tatsächlich schon im vollen Gange – das wird ja in diesem Dokument erwähnt - viele Araber waren auf der Flucht. Trotzdem bot Israel diesen in der Unabhängigkeitserklärung Frieden an. Ich halte mich in diesem Punkt vor allem auf Benny Morris "1948" (Yale 2008) und die in diesem wohl genauesten Buch (die Archive waren geöffnet worden) zu dem Israel aufgezwungenen ersten Krieg der Araber gegen Israel. Lange nicht alle Araber (bis dann waren Palästinenser noch und nur jüdisch, ich kann ihnen Dokumente dazu zeigen) wurden vertrieben, der grössere Teil floh aus Angst oder weil die arrogante Angreifer sie dazu zwangen. Hätten die Araber die UNO-Resolution 181 angenommen, gäbe es heute keinen palästinensischen Flüchtlingen, sondern sie würden als israelische Bürger in ihren angestammten Dörfern leben. Ich gebe zu Israel wäre wesentlich kleiner als es heute ist, doch selbst ausgelöste Kriege zu verlieren hat seinen Preis. Auch für die arabische Welt und seine Palästinenser. Doch das, lieber Herr Hottinger, wird von Israelfeinden unterschlagen. Zur Flucht von Arabern habe ich Zeugnisse aus in Israel verbliebenen arabischen Kreisen und aus wie auch von beteiligten Leuten meines Wohnortes erhalten, genau wie selbst Erlebtes aus dem Sechstagekrieg 1967.
Vielleicht können wir uns gelegentlich zu einem Kaffee treffen und ich kann ihnen solche Dinge erzählen. Eine Frage: warum werden orientalische und sephardische aus arabischen Ländern verjagte Juden kaum in die Gleichung einbezogen. Ihnen geschah ähnliches wie den deutschen Juden in den dreissiger Jahren, sie wurden verfolgt, es gab Pogrome, sie wurden enteignet und durften nur ihren Besitz zurücklassend ausreisen. Aber sie sind schnell in Israel (und auch in anderen westlichen Ländern) integriert worden. Besonders aus Ländern wie Irak und Ägypten kamen hochgebildete Juden, die dem Land viel beitragen konnten. Im Gegensatz dazu wurden geflohene Palästinenser von ihren arabischen Volksgenossen ausgegrenzt und werden bis heute als Spielbälle arabischer und islamischer Politik missbraucht. Darüber wird nicht publiziert – höchstens wird wie's sich gehört, Israel dafür allein verantwortlich gemacht.
Die Zweistaatenlösung Auch ich bin für die Zweistaatenlösung (was mich und sehr viele meiner Freunde von Nethanyahu und Liebermann unterscheidet) – wie kann man als Demokrat etwas anderes wollen? Ich frage sie nur warum Herr Arafat und nach ihm Herr Abu Mazen, denen angeboten wurde praktisch fast alle ihrer Wünsche zu erfüllen (Ausnahme: das Recht der Rückkehr), sich nicht darauf eingelassen haben? Das kann nur religiös-ideologische Gründe (vor allem Judenhass und die traditionelle arabische Einstellung des "Alles oder Nichts" Wollens).
Das Versagen der arabischen Welt
“Wenn sie sich in Israel sammeln, erspart es uns die Mühe, sie auf der ganzen Welt zu verfolgen.” Hassan Nasrallah, der Hisbollahchef
Sie haben bestimmt recht damit, dass die faschistischen arabischen Regime Israels Existenz dazu benutzen, ihre eigenen Verbrechen, ihre Korruption und ihr politisches Versagen zu übertünchen. Diese Fabrikationen sind der eigentliche Grund der heutigen Situation. Das Traurige daran ist die Tatsache, dass dies in der westlichen Welt unbesehen (und wenn nicht, aus Antisemitismus) übernommen wird. Was haben die Schlächtereien im Sudan und in Jemen, der Krieg in Afghanistan und Irak, Massentötungen in Syrien und Jordanien, die Christenverfolgungen in Ägypten, Iran und Irak und die Unterdrückung alles nicht Muslimischens in Saudi Arabien mit Israel zu tun? Gar nichts. Ich bin noch stärker als früher der Meinung, dass Israel den Watschenmann für die islamische Welt spielt. Gäbe es Israel nicht, müsste es dafür erfunden werden. Ihre einleuchtende Erklärung über die wachsende Wut der Moslems anerkenne ich, nicht aber Ihre Schlussfolgerung. Wieso soll Israel für sämtliche selbst verursachten Nöte und Verbrechen der arabischen Welt die Verantwortung übernehmen? Für die Tyrannei ihrer Diktatoren, für das völlige Versagen der Wirtschaft und Bildung, die Wertlosigkeit des menschlichen Lebens – ich sehe hier eher (berechtigten) arabischen Neid auf Israel, das mit seinen westlichen Werten Erfolge demonstriert. Die muslimische Welt wird manipuliert und belogen um ihren Herrschern den wackelnden Thron zu erhalten.
Mahmud Ahmedinejad
“Eine Welt ohne Amerika und Israel zu bekommen ist sowohl möglich, als auch machbar.” M. Ahmedinejad
Zum Schluss noch zu Ahmedinejad. Ihr Satz Israel baue diesen zu einem Hitler auf, ist für mich nicht akzeptierbar, er ärgert mich, er zeugt – entschuldigen Sie bitte – von einem vollständigen Unwissen über die existenziellen Ängste der Juden, erworben in den bald zwanzig Jahrhunderten ihrer Exilgeschichte. Sie, lieber Herr Honegger demonstrieren damit ein Fehlen jeglicher Empathie für das jüdische Volk und dessen Schicksal und Geschichte. Können Sie garantieren, dass A. trotz seinem krankhaften Judenhass (nicht nur auf Israel), bloss ein grosses Maul hat – seine Unflätigkeiten in Sachen Israel, Holocaust und Juden sind ja sattsam dokumentiert – und eigentlich gar nicht meint, was er sagt. Warum blenden Sie seine zahlreichen und dauernd wiederholten Aussagen und Drohungen einfach aus? Empfinden Sie den Terror gegen seine eigenen Bürger und der Welt bloss als eine herzige ethnische Tradition? Man kann an der Ernsthaftigkeit von Ahmedinejads "Versprechungen" gegenüber Israel zweifeln, doch sie nicht ernst zu nehmen wäre unverantwortlicher Leichtsinn, den Israel sich nicht leisten kann. Mit dem Leben anderer zu spielen, ohne, wie viele Medienschaffende, Verantwortung zu übernehmen ist, sagen wir mal, arrogant. Das alles zu verstehen ist was ich mit Empathie meine.
Ihr Paul Uri Russak
Die Amerikaner können darin nichts Ungerechtes sehen, denn bei der Besiedelung Amerikas sind sie auch so vorgegangen.
Als einfacher Schweizer fürchte ich die Arroganz der Amerikaner, welche glauben weltweit als einzige für alles die richtigen Lösungen zu haben. Ich fürchte den Tag, an welchem sie Siedler irgend einer Organisation gewähren lassen, vor unseren Augen, auf unserem Land ihre Häuser zu bauen.
Lieber Herr Russak,
Sie geben hier die israelische Version der Geschehnisse wider. Palästinenser würden anmerken "während die von Ihnen zitierte hoch humanistische Erklärung bei der Staatsgründung abgegeben wurde, war unsere Vertreibung aus Palästina durch israelische Bewaffnete, später die IDF ,in vollem Gang." Für diese Sicht der Dinge gibt es Belege.
In den Augen der heutigen Palästinenser hat die Siedlungstätigkeit den Zweck, systematisch den letzten Rest ihres Landes zu enteignen und in Besitz zu nehmen. Man muss nur die Bauweise und verteilung der Siedlungen anschauen, um dies als Realität zu verstehen. Natürlich gibt es in Israel Leute, die immernoch für eine Zweistaatenlösung eintreten. Die Frage ist nur, wie soll sie überhaupt noch möglich sein? Diese Leute sind ausserdem nicht an der Regierung, und die heutige Rechtsregierung scheint nicht gewillt zu sein, sie an die Regierung kommen zu lassen. Der Judenhass der Araber kommt - im Gegensatz zu dem was in Europa geschah- einzig und alleine dadurch zustande, dass das arabische Land Palästina von Juden in Beschlag genommen wurde und dass diese Inbeschlagnehme immernoch weiter geht (Siedlungen). Dies geschah zuerst mit der Hilfe der britischen Kolonialmacht später mit der Unterstützung der USA. Die einzige Möglichkeit diesen Hass zu beenden, ist den Arabern einige (muss nicht 100% sein) Gerechtigkeit zukommen zu lassen. Dies wäre möglich mit einer Zweistaatentlösung. Wenn die Palästinenser ihren Staat bekämen - sie haben heute keinen, genau so wie es der Fall der Juden war vor 1948, - wenn sie einen erhielten, würden sie ein Interesse daran entwickeln, als Staat fortexistieren zu können - dies tut jeder Staat. Sie könnten dies einzig, wenn sie die Israeli nicht herausforderten. Täten sie das, würden sie von der isr. Armee und ihren amerikanischen Waffen in wenigen Stunden überrollt. Im Anfang wäre dies der Hauptgrund, weshalb sie ihre Wut zügelten. Später könnte man auf ein sich langsam entwickelndes Zusammenleben hoffen.Immer auf Grund von Realinteressen beider Seiten. Doch wenn die Pal. keinen Staat bekommen, haben sie keinen Anlass dazu, ihre Wut zu besänftigen. Sie wird weiter dauern und - weil die ganze islamische Welt heute in einer Krise steckt - bewirken, dass alles was schief geht, auf den einen wunden Punkt "Israel" zurückgeführt wird. Also wird die Wut anwachsen, soweit sie das immernoch kann. Israel müsste wählen. Doch ich fürchte Isr. kann garnicht wählen. Die Leute, die nicht Frieden wollen, sondern die Besetzten Gebiete an sich reissen, das heisst die Rechtsregierungen seit Sharon (2001) bis heute, sorgen dafür, dass unter den Israeli soviel Angst verbreitet wird, dass sie sich nicht auf das Risiko eines Friedens einlassen wollen. Zum Beispiel, durch die permanente Gleichsetzung von Hitler und den heutigen Gegnern Israels. Der Unterschied ist, dass diese (d.h. die Palästinenser) sich zu recht ungerecht behandelt fühlen. Hitler handelte aus reiner Demagogie und echten Rassenwahn.
Dass die Araber Iran wie den Teufel fürchten ist israelische Propaganda. Man sollte das nicht glauben. Es wird lanciert, um die Kriegspläne zu fördern. Wenn die arabischen Staaten - heute, das heisst zugegebener weise recht spät - der Ansicht sind, sie wollten eine Zweistaatenlösung, so ist es nicht wegen Iran sondern weil die - eher wackeligen - dortigen Machthaber Saudi, Aegyten u.a. einsehen, dass der Palästinastreit auch für sie gefährlich ist, weil er die - heute religiös gefärbte - nicht mehr nationalistische -Unzufriedenheit und Umsturzlust steigert. - Lieber Herr Russak ich danke Ihnen dafür, dass Sie mir Gelegenheit geben, meine Sicht der Dinge hier ausführlich auszubreiten. Vielleicht wissen Sie, dass dies garnicht so einfach ist, weil es nämlich wegen des propagandistischen Druckes, der aus Israel und den USA kommt, die meisten Zeitungen nicht zu drucken wagen. Dies nur nebenbei und mit den herzlichsten Grüssen Ihr Arnold Hottinger
Es gab da einmal ein Jude, er wurde als Jude geboren und starb auch als Jude der sagte: "hört auf damit, Auge um Auge und Zahn um Zahn kann nicht die Lösung sein". Ich denke da hatte er Recht!Wie wäre es in zwei autonomen Staaten zusammenzuleben.Die Siedlungen aber da zu belassen wo sie sind und sich mit Palestina zu arrangieren.Die jüdischen Siedler müssten die Garantie bekommen unter israelischem Recht und Schutz zu stehen und dann den Versuch wagen beide Staaten durch die Israelische Armee zu sichern.Eventuell auch mit palestinänsischer Beteiligung in vertretbarem Rahmen. Wäre doch einen Versuch wert?