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16. Februar 2021

Wie ruiniert man seinen Ruf?

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Wie ruiniert man seinen Ruf?

Von Heiner Hug, 09.10.2012

Der Chef des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) wird von der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrates vorgeladen. Nachher verhält er sich abstrus.

Der Datendiebstahl beim Nachrichtendienst beschäftigt die Politik und die Bevölkerung. Bundesrat Ueli Maurer tut etwas Edles. Er steht vor die Kameras und spricht M.S., dem Chef des Nachrichtendienstes, sein Vertrauen aus. Nicht alle Chefs stehen öffentlich vor die Mitarbeiter.

Doch dieser M.S. tut etwas, was in der Kommunikationsbranche als Gau bezeichnet wird. Nach der Sitzung will er die vor der Tür wartenden Journalisten meiden und verlässt den Sitzungssaal durch die Toilette. Die "Tagesschau" berichtet darüber und zeigt seinen Fluchtweg. Hat der Mensch keinen Medienberater?

M.S. mag ein guter Chef und in jeder Hinsicht unschuldig sein. Aber sein Verhalten – will man der Tagesschau glauben, und daran gibt es keinen Zweifel – ist einfach nur peinlich. Ist er sich bewusst, was da an ihm hängen bleibt? Ist er feige, ein Drückeberger – oder handelte er einfach nur unüberlegt?

Er mag unschuldig sein, aber der Ruf wird an ihm kleben bleiben: „Das ist der Mann, der durch die Toilette flüchtet.“ Ein solches Etikett bringt man ein Leben lang nicht mehr los, so wie der einstige SRG-Chef Walpen das Porsche Cayenne-Etikett nicht los bringt.

M.S. ist ein gut bezahlter Beamter. Wer so kneift, vermittelt den Eindruck, dass er doch etwas zu verbergen hat.

Das A und O jedes Medientrainings besteht darin: Steht hin, zeigt Euch. Seid nicht feige. M.S. hätte vor die Kameras treten können und sagen: „Guten Tag Ihr Journalisten. Wir haben ein ausführliches, offenes Gespräch geführt. Sie verstehen, dass ich im Moment mich nicht weiter dazu äussern möchte. Ich danke Ihnen.“ Und weg wäre er – und seine Ehre wäre gerettet.

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Es wäre interessant zu wissen, was da für Daten geliefert oder fast geliefert worden sind. Vor allem aber wäre interessant zu wissen, an wen - ob an Freunde oder Feinde des Westens - sie allenfalls geliefert worden sind.

Das Verhalten von M.S.: So etwas von peinlich. Peinlicher geht's wohl nicht mehr.

Was ich mich frage ist, ob ein solcher "Gemeindienst" überhaupt etwas taugt? Oder werden da einfach Sandkastenspiele geübt und wenn der Ernstfall eintritt, geht's durch die Hintertüre ab ins stille Kämmerlein. Es ist schon erbärmlich, was in den letzten Jahren eine Bundesanwaltschaft oder nun der Geheimdienst zustande gebracht haben. Flop um Flop wird in Bundesbern produziert und das alles mit Steuergeldern. Es wäre Zeit den Augiasstall auszumisten. Was für einen Leistungsausweis können diese Landesbehüteranstalten eigentlich vorweisen? Aber das einzig wissenswerte am Geheimdienst ist, dass keiner weiss, was er macht und ob es ihn überhaupt braucht? Und es liegt in der Natur der Sache, dass dies so bleiben wird. Und wenn die Welt brennt wird Herr Seiler zu Herr Maurer sagen: "Gut, dass es uns gibt, so können wir rundum das Feuer löschen."

Über den Datendiebstahl ist laut Nachrichten auf DRS1 weiter nichts zu erfahren, ausser, dass das Zeitfenster nicht über Monate... bla bla bla. Da kann ich (in leichter Abwandlung) nur dazu sagen: Ist der Ruf noch nicht ganz ruiniert, lebt sich's hier(noch) ganz ungeniert.

Fabelhaft!....oder ev..Le fabuleux destin dM.S? Geheimdienste sind eben geheim, ( ausgenommen in CH!) weil sie auch so heissen.....aber durchs W.C.? Sie haben vollkommen recht Herr Hug.

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