Wir sind schlecht informiert

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Wir sind schlecht informiert

Von Roman Berger, 30.04.2014

Die schwerste Krise seit dem Ende des Kalten Krieges ist in einem Land ausgebrochen, das auf der politischen Weltkarte bis vor kurzem kaum wahrgenommen worden ist.

Bilder aus der Ostukraine: Panzer mit russischen Fahnen fahren durch die Stadt Kramatorsk. Auf den Fahrzeugen bewaffnete Männer in Kampfanzügen ohne Abzeichen. Sind es russische oder ukrainische Panzer? Haben ukrainische Truppen freiwillig die Seiten gewechselt, oder wurden sie dazu gezwungen? Wer hat die Männer geschickt? Die Lage ist unübersichtlich. Erst einige Tage nachdem über die Ereignisse in Kramatorsk berichtet worden war, war es sicher, dass ukrainische Truppen freiwillig übergelaufen waren.

Zu Beginn der Krise im letzten Herbst schien alles klar zu sein: Friedliche «proeuropäische» Demonstranten kämpften gegen den korrupten «russlandtreuen» Präsidenten Viktor Janukotwitsch. Viele westliche Journalisten logierten im Hotel «Ukraina», wo sich ein «Pressezentrum der Opposition» etablierte. Kaum ein Journalist entfernte sich vom «revolutionären» Maidan, um sich ein Bild von der Lage im Land zu machen.

Alte Feindbilder

Der Konflikt in der Ukraine fand medial im traditionellen Ost-West-Schema statt: «Hier der gute Westen, dort der finstere Herrscher und das dunkle Russland. Fortschritt gegen Korruption,» meint der Osteuropahistoriker Simon Weiss  (Universität Heidelberg).

Die Berichterstattung fiel entsprechend einseitig aus. In den ARD-Nachrichtensendungen waren in der Zeit von November bis Februar fast 80 Prozent der Interviewpartner Regierungsgegner (Medienmagazin «Zapp» NDR). Ein beliebter Gesprächspartner war der Deutsch sprechende Boxer Vitali Klitschko, der zu einer Art Galionsfigur stilisiert wurde, obwohl er nur einer von mehreren Oppositionsführern ist.

Personalisierte Krise

Erst nach dem Sturz von Janukowitsch gab es kritischere Töne. Jetzt tauchte der Name «Swoboda» in den Medien auf, weil die nationalistische Partei mit diesem Namen prominent in der Übergangsregierung vertreten ist. Und spätestens seit Putin die Halbinsel Krim annektiert hat, erhält der Ukraine-Konflikt eine neue Dimension: Jetzt stossen die «Russland-Versteher» und «Russland-Kritiker» aufeinander.

Die Krise wird personalisiert: Der deutsche «Spiegel» titelt: «Der Brandstifter – Wer stoppt Putin?» (Spiegel, 10. März 2014) . Vor wenigen Monaten war der gleiche «Brandstifter» noch ein Feuerwehrmann, als Putin nämlich Verhandlungen über die Vernichtung der syrischen Chemiewaffen ermöglichte und so den USA eine militärische Intervention in Syrien ersparte.

Fallschirmspringer statt Korrespondenten

Zur Berichterstattung über die Ukraine-Krise wurden die Journalisten eingeflogen. Viele von ihnen waren zum ersten Mal in der Ukraine und mussten aus dem Stegreif  über dieses komplexe Land informieren.

Der «Parachute-Journalismus» ist eine Folge der drastischen Einschränkung der Auslandsberichterstattung. Zu beobachten war das in Moskau, wo in den 90er Jahren die Anzahl der westlichen Korrespondenten mit jedem Jahr schrumpfte. Anstatt die Berichterstattung über die 15 neuen unabhängigen Staaten der Ex-Sowjetunion auszubauen, begannen viele westliche Medien ihre Korrespondentenbüros zu schliessen.

Amerikanische Fernsehstationen reduzierten ihre gesamte Auslandsberichterstattung mit der Begründung: Der Westen hat den Kalten Krieg gewonnen. Die Welt ist weniger gefährlich und deshalb weniger «newsy» geworden. Der bekannte US-Politologe Samuel Huntington unterstützte diese Rückzugsbewegung: Nach dem Verschwinden der Sowjetunion brauche die alleinige Supermacht USA zwar eine «neue Mission». Doch Aussenpolitik könne die Öffentlichkeit jetzt mit ruhigem Gewissen den Profis in der Regierung und einer gut informierten Elite überlassen.

Unter dem Spardruck der Verleger begannen auch europäische Medien, viele Aussenposten zu schliessen. In Moskau verzichteten Zeitungen wie  die deutsche «Die Zeit», das «Handelsblatt» oder der Zürcher «Tages Anzeiger» auf ständige eigene Korrespondenten, obwohl diese Blätter von weiterhin profitablen Verlagen herausgegeben werden. Auf den Redaktionen selber machte sich angesichts der Stagnation unter den Putin-Jahren auch eine gewisse Russland-Müdigkeit breit.

Konfliktparteien im Informationskrieg

Der Abbau der Auslandsberichterstattung ist ein schleichender, für die Leserschaft nicht sofort erkennbarer Prozess. Seine Auswirkungen werden aber in Krisensituationen wie der jetzigen spürbar. Je weniger Reporter vor Ort recherchieren, desto leichteres Spiel haben die Konfliktparteien, die sich im Kampf um die Deutungshoheit einen harten Informationskrieg liefern.

Ein Beispiel: Die ukrainische Übergangsregierung macht Ex-Präsident Janukowitsch und den russischen Geheimdienst für das Massaker vom 20. Februar verantwortlich, dem über hundert Menschen zum Opfer gefallen sind. Das russische Staatsfernsehen berichtete sofort nach dem Blutbad, dass auch Scharfschützen aus dem Hotel «Ukraina» geschossen hätten, das an jenem Tag fest in der Hand der Opposition war.

Die Informationen aus russischer Quelle galten als unglaubwürdig. Erst Wochen später weckten Recherchen des ARD-Magazins «Monitor» Zweifel an der offiziellen Version der neuen Regierung und stützten die These, dass auch die Opposition am Blutbad beteiligt gewesen sein könnte. Die «Monitor»-Recherchen wurden aber in den grossen europäischen und amerikanischen Medien kaum zur Kenntnis genommen.

Oder: Seit dem Beginn der «antiterroristischen Operation» gegen die Separatisten sind die Scheinwerfer der westlichen Medien auf die Ostukraine gerichtet. Den pro-russischen Kräften wird vorgeworfen, sie hielten sich nicht an das Genfer-Abkommen, das die Freigabe der besetzten Gebäude und das Niederlegen der Waffen verlangt. Aus dem Blickfeld verschwunden sind «Swoboda» oder der «Rechte Sektor», die ebenfalls bewaffnet sind und Gebäude sowie Strassen in Kiew besetzt halten.

Auch Osteuropaforschung reduziert

Weil sie weniger Auslandskorrespondenten beschäftigen, sind die ausgedünnten Redaktionen immer mehr auf Experten angewiesen. Osteuropahistoriker sind zurzeit gesuchte Interviewpartner. Aber auch sie haben die Zeitenwende zu spüren bekommen. Zahlreiche Lehrstühle wurden als überflüssig bezeichnet, nicht mehr besetzt und ganze Institute sind geschlossen worden. 

Die Begründung lautete ähnlich wie beim Abbau der Auslandsberichterstattung nach dem Ende des Kalten Krieges: «Der Zusammenbruch der kommunistischen Regime in Ost- und Ostmitteleuropa und die überraschend leichte deutsche Einigung hatten zu der weit verbreiteten Annahme verleitet, dass sich Politik und Wirtschaft des gesamten postkommunistischen Raums von der Oder bis zur Beringstrasse der euroatlantischen Norm angleichen würden.» (Manfred Sapper. Die Krise der deutschen Russlandexpertise. Osteuropa 6-8, 2012).

Wenn es in den neunziger Jahren noch eine Beschäftigung mit dem Raum des ehemaligen «Ostblocks» gab, dann unter der Prämisse «Transition to Democracy». Doch diese Grundannahme hat sich als falsch erwiesen. Die Wirklichkeit in Russland und im postsowjetischen Raum hat sich nicht an diese Erwartungen gehalten.

Gosse Wissenslücken

Transformationsprozesse erfolgen eben nicht geradlinig und über Nacht. Es kann auch  autoritäre Rückwärtsentwicklungen geben, wie das unter Putin zu beobachten ist. Dies unvoreingenommen zu vermitteln heisst aber nicht, Korruption oder Wahlbetrug zu billigen, wie den «Russland-Verstehern» vorgeworfen wird, sondern eben die Entwicklung kritisch zu beobachten.

Aber dazu fehlt immer mehr das Wissen, wie Hans-Henning Schröder (Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin) klagt. Weder Universitäten noch Institute seien fähig, aktuelle Entwicklungen in der Innen- und Aussenpolitik, der Wirtschaft und Gesellschaft Russlands einzuordnen, zu erklären und Handlungsoptionen zu entwickeln, meint der bald pensionierte Osteuropa-Experte. (Russland-Analysen Nr. 250, 2013).

In den Medien wird das «Phantom Putin» dämonisiert. Wichtiger wäre es, mehr Fakten zu kennen. Zum Beispiel, wie der ehemalige KGB-Offizier, protegiert von Russlands Demokraten der ersten Stunde, Anatoly Sobtschak und Boris Jelzin, seine politische Karriere beginnen und Präsident werden konnte. Oder, wie sich die russische Gesellschaft in den letzten Jahren verändert hat und warum der Kremlchef in der Bevölkerung so populär ist. Dazu fehlen auf Feldforschung beruhende Studien.

Ukraine lange übersehen

Noch grösser sind die Wissenslücken über die Ukraine. Der deutsche Ukraine-Experte Andreas Umland konstatierte vor zwei Jahren: «Die Ukraine ist das grösste Land Europas. Doch in den Medien und in der politischen Debatte ist die Ukraine ein Randthema.» (Andreas Umland: Weisser Fleck. Die Ukraine in der deutschen Öffentlichkeit. Osteuropa 6-8, 2012).

Der damals in Kiew lehrende Umland warnte, Kiew habe im postkommunistischen Osteuropa eine geopolitische Schlüsselfunktion inne. Die geringe Aufmerksamkeit für die Ukraine könnte Folgen für die (deutsche) Aussenpolitik haben. Denn: «Ob die politische Nationsbildung der Ukrainer erfolgreich sein oder scheitern wird, beeinflusst die nach dem Ost-West-Konflikt entstandene Sicherheitsstruktur in Europa.»

Warum tauchten solche Warnungen nicht rechtzeitig auf den Radarschirmen in Brüssel, Berlin oder Washington auf? Viele Fehleinschätzungen, die zur aktuellen Krise führten, hätten vermieden werden können.

Noch eine Chance das Allerschlimmste zu verhindern?

Grosse deutsche Unternehmen wollen keine weiteren Sanktionen gegen Russland durch die deutsche Regierung:

http://de.ria.ru/politics/20140502/268401805.html

Vielleich verhindert das grosse Geld für einmal einen Krieg in Europa?

Ruvr.ru
Ria
Radio Stimme Russland
Mögst noch Itar-Tass und RT dazuschreiben bitte?
Euch ist bewusst das Russland kein Hort der Pressefreiheit ist?

Das ist Europa und Amerika auch nicht, wie man gerade wieder erleben darf.

Die ehemalige ARD-Korrespondentin in Moskau, Krone-Schmalz, sagt, das EU-Assoziierungsabkommen mit der Ukraine habe fast notwendigerweise zu den jetzt zu beobachtenden Auflösungserscheinungen des Landes führen müssen - zumal in diesem Abkommen auch eine Passage über militärische Zusammenarbeit zu finden sei.

Erschreckend ist heutzutage die fehlende, resp. aussterbende Kompetenz zum Erkennen und Wissen-wollen der Zusammenhänge, das weitgehende Ausbleiben einer sachlichen Darstellung der Interessen und Verstrickungen aller Beteiligten.
Und die wichtige, persönliche Bewertung der Situation in einem Kommentar des Journalisten, um offenzulegen, wo sein Herz schlägt.
Einige der Kommentarschreiber sind der Meinung, dass man sich heute, Internet und Facebook sei's gedankt, problemlos eine präzise Darstellung der Sachlage verschaffen kann.
Das mag für eine sehr kleine Anzahl wirklich interessierter Menschen zutreffen, obwohl auch hier die Versuchung besteht, diejenigen Artikel für 'wahrer' zu halten, die der eigenen Weltanschauung besser entsprechen, resp. diese bestätigen.

Deshalb schätze ich die Artikel im journal 21 zur persönlichen Meinungsbildung. Nahezu alle hier Schreibenden haben das Journalistenhandwerk noch gelernt, machen ihre Arbeit freiwillig, ohne Entgelt, integer und authentisch. Und sie stehen mit ihrem Namen zu dem, was sie schreiben.

Der Titel stimmt so nicht. "Wir" sind nicht schlecht informiert.
Nur diejenigen die immer noch gutgläubig dem Mainstream-Journalismus hinterherlaufen und den grob verarbeiteten, politisch korrekten Einheitsbrei schlucken.

Das scheinen allerdings je länger je weniger Menschen zu tun.
Wenn man die Leserkommentare zur Berichterstattung, oder zu Kommentaren über die Ukraine/USA/EU einerseits und RU/China andererseits zur Kenntnis nimmt, stellt man fest, dass sich wohl immer mehr Leute auch über die Freie Presse und über "Stimme Russlands" oder/und "Rianovosti", beide in Deutscher Sprache präsent, informieren.
Also ist die Macht des politisch korrekten, regierungsgesteuerten Mainstreamjournalismus gebrochen. Man hat heute die Möglichkeit auch die Stimme des verteufelten Feindes zu hören und so zu vermeiden das Opfer von einseitiger Hetze zu werden.
Wenn man sich erst mal selber auf die Suche nach Informationen begibt, sich nicht einseitig sondern vielseitig informiert und anschliessend seine eigenen grauen Zellen in Betrieb setzt um sich eine eigene Meinung zu bilden, anstatt das der Bildzeitung, dem Blick, FAZ, Focus oder Spiegel, ARD, ZDF,SRG etc. zu überlassen,
dann kommt man zu einer wesentlich klareren, auch logischeren Ansicht zur Lage - und was stellt sich heraus?
Niemand von den sog. "Verantwortungsträgern" hat was dazugelernt. Alles läuft genau so ab wie früher in Zeiten mit ähnlichen Voraussetzungen und wenn wir einfach mitlaufen - obwohl wir heute
besser wissen müssten wohin uns das führt - dann machen wir uns mitschuldig an dem Desaster was normalerweise auf solche Hass- und Hetzkampagnen folgt.

"Wir sind schlecht informiert (worden)" tönt für mich so ähnlich wie: "Davon haben wir doch nichts gewusst!", ein paar Kilometer weg vom nächsten KZ!!!
Wir sollen alle damit aufhören, wie aufgezogene Marionetten die Geschichte zu wiederholen.

Gebe Ihnen recht, doch die meisten können kaum täglich 40 Tageszeitungen Blogs und andere Medien stemmen, um einigermassen brauchbare, propogandafreie Nachrichten aus der Masse herausschlüsseln zu können.
Dazu gehören auch persönliche Kontakte in unzählige Länder, denn jemand der vor Ort lebt empfindet eine Situation immer anders, als ein Journalist, der sich von einem Luxushotel aus, nahe an ein Krisengebiet geht und sich dann in ein sicheres Land zurückziehen kann, wenn es heiss wird.

Wie Sie sehen, ist es äusserst schwierig aus all diesem Sumpf eine unabhängige Meinung zu bilden. Selbst bei den Blogs, die oft von unterschiedlichsten Seiten unterwandert werden ist es nicht so einfach.

Man braucht nicht 40 Tageszeitungen zu stemmen um brauchbare propagandafreie Nachrichten aus der Masse herauszuschlüsseln.
Nehmen Sie's locker.: Wahrhaft propagandafreie Nachrichten gibt es nicht.
Weil aber die Mainstreammedien sowieso peinlich offensichtlich gleichgeschaltet sind, können Sie das Thema mit ein oder zwei dieser Propagandaschleudern abhaken.
Von der freien Presse braucht's auch nicht mehr als zwei gute Adressen um über die Kontra-Darstellungen informiert zu werden. Hier finden Sie diesbezüglich ein paar gute Links unter den Kommentaren.
Es braucht nicht viel um zu erkennen wer wo wie manipuliert, kurze Vergleiche reichen aus. Wichtig ist aber immer sich über die Ansichten des jeweiligen Gegners zu orientieren. Immer im Bewusstsein das in keinem Konflikt jemand einen berechtigten Heiligenschein trägt.
Es ist eigentlich nur eines vollkommen klar: NICHTS
Aber auch das muss man wissen damit man sich nicht von den
billigsten Dreckschleudern instrumentalisieren lässt.
Viel Spass beim filtern.

Na, na, na ...

Glauben Sie das wirklich?

Wer sich informieren will, der informiert sich / kann sich informieren (ohne Probleme).

So einfach ist das.

Dazu eine Beobachtung: Am Abend des Genfer Treffens schrieb der Grossteil der deutschsprachigen Online-Zeitungen im Titel „Russland akzeptiert Entwaffnung der Separatisten“. Praktisch alle mit denselben Worten!

Diese Überschrift suggeriert, dass Russland die sog. Separatisten bislang unterstützt und bewaffnet hat und nun einer Entwaffnung (endlich) zustimmt.

Ausserdem suggeriert die Bezeichnung „Separatisten“ etwas falsches, denn die Aktivisten in der Ostukraine fordern eine föderale Struktur der Ukraine, die ihnen mehr Selbstbestimmung ermöglicht. Separatismus ist etwas anderes. Sie müssten eigentlich Föderalisten genannt werden.

All dies ist aber der 4er-Vereinbarung nicht zu entnehmen. Dort steht nämlich: „Alle illegalen bewaffneten Gruppen müssen entwaffnet werden.“ Damit sind selbstverständlich auch die illegal bewaffneten des „Rechten Sektors“ gemeint. Mit anderen Worten: alle Online-Zeitungen haben das Originaldokument nicht gelesen, bevor sie darüber berichtet haben. Offenbar kam diese Nachricht von ein und derselben Nachrichtenagentur.

Zwei Tage später schrieb dann der Spiegel: „Moskau fordert rasche Entwaffnung faschistischer Gruppen". Auch das ist irreführend. Denn das haben alle 4 Parteien des Genfer Gipfels gefordert.

So funktioniert Propaganda in den westlichen „Demokratien“. Wer die Nachrichtenagenturen beherrscht, macht die Meinung für alle Zeitungen zusammen.

beherrscht die Nachrichtengenturen ? Warum nicht mal einen fundierten Artikel über diese Zusammenhänge?

Und wer beherrscht die Nachrichtenagenturen? Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt, und vermisse bisher schlüssige Antworten. Aber es gibt einige Hinweise.
1) Schauen Sie die Satire Sendung "Die Anstalt" vom 29.04. http://www.youtube.com/watch?v=5_c2-Yg5spU
2) Ein Bericht im TA aus dem Jahr 2009 sagt: „27'000 PR-Berater polieren Image der USA: Ein Chefredaktor beklagt den immensen Einfluss des amerikanischen Verteidigungsminsteriums auf seine Journalisten. Jetzt ist ihm der Kragen geplatzt: Er enthüllt schier unglaubliche Fakten über die PR-Arbeit des Pentagons. Das US-Militär hat seine Propagandaabteilung gewaltig ausgebaut. Nichts wird unversucht gelassen, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Laut AP-Recherchen verfügt das Pentagon über 27'000 Personen, die ausschliesslich für die Öffentlichkeitsarbeit (PR, Werbung, Rekrutierung) zuständig sind.“ Heute sitzen solche PR-Berater wahrscheinlich auch in einigen deutschsprachigen Agenturen und Redaktionen.
3) Die internationalen Medien (ARD, ZDF etc.) beziehen ihre Ukraine-Informationen hauptsächlich aus einer Propagandazentrale namens "Ukraine Crisis Media Center" (UCMC). Daher ist es nicht verwunderlich, dass die mediale Berichterstattung im Westen vorwiegend jene Meldungen verbreitet, welche den Strategen der Kiewer Putschregierung genehm sind.
http://www.contra-magazin.com/2014/04/ukraine-propagandaagentur-versorgt...

Nun ja, Herr Berger, " wir" sind schlecht informiert, dürfte auch Sie einschließen. Ich teile ihre Kritik am so genannten Parachute-Journalism. Allerdings wirkt es angesichts falscher "Fakten" so, als ob sie selbst nicht nur kurz in Kiew gelandet wären, sondern gar nicht dort waren.

Zuerst einmal: Ja, die meisten Journalisten stiegen im Hotel Ukraina ab. Das Pressezentrum der Opposition aber befand sich im Gewerkschaftshaus, das am 18. Februar von der Berkut abgefackelt wurde. Das von ihnen angesprochene Pressezentrum im Hotel Ukraina wurde erst Ende Februar/Anfang März eingerichtet. Dem Problem, dass sich viele Journalisten nicht aus dem Dunstkreis des Maidan herausbewegten, stimme ich allerdings auch zu.

Achtzig Prozent der Interviewpartner waren Regierungsgegner? Nun ja, das hört sich auf den ersten Blick sehr einseitig an, lag aber vor allem an der Weigerung von Regierungsmitgliedern, westlichen Journalisten Interviews zu geben. Haben Sie seit Beginn der Proteste versucht, mit Vertretern der Regierung ein Interview zu bekommen? Wenn ja, dann wüssten Sie, wie schwierig, ja nahezu unmöglich das war. Im übrigen war das auch schon vor Beginn der Proteste ähnlich, hat sich aber danach nur noch verstärkt. Dass Klitschko überproportional zu Wort kam, steht allerdings ebenso außer Frage.

Sie schreiben: "Erst nach dem Sturz von Janukowitsch gab es kritischere Töne. Jetzt tauchte der Name «Swoboda» in den Medien auf, weil die nationalistische Partei mit diesem Namen prominent in der Übergangsregierung vertreten ist." Das mag sich zwar schön anhören, ist aber einfach völlig falsch, hier einige Beispiele: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-124719324.html
http://derstandard.at/1389859234221/Wenn-Rechtsextremisten-fuer-Europa-d...
http://www.sueddeutsche.de/politik/ukrainische-partei-swoboda-klitschkos...

Ja, bis heute ist ungeklärt, wer die tödlichen Schüsse am Maidan abgegeben hat. Die Recherchen von Monitor zeigen nur, was viele, die in jenen Tagen am Maidan waren, von Anfang an wussten, nämlich, dass Scharfschützen möglicherweise auch vom Hotel Ukraina Schüsse abgegeben haben. Aber das stützt keineswegs die These, dass die Opposition am Blutbad beteiligt gewesen sei. Woher wissen Sie, dass das Hotel fest in der Hand der Opposition war? Es ist ein riesiges Gebäude. Wer die möglichen Schüsse von dort abgegeben hat, ist genauso unklar wie die Frage, wer die Schüsse von anderen Standorten abgegeben hat.

Ja, es gibt im Westen riesige Wissenslücken über die Ukraine, es gibt viel zu wenige Korrespondenten in der Region, die über die Lage tatsächlich Bescheid wissen. Aber wenn Sie das schon kritisieren, dann sollten auch Sie sich umfassend informieren und nicht die selben Fehler begehen.

Falsche Klage. Wer sich gründlich informieren will, kann das heute besser denn je. Früher gab's ja kein Internet mit direktem Zugang zu allen möglichen Quellen, auch russischen und ukrainischen. Wer sucht wird fündig!

Die Separatisten wie auch Russland haben kein Interesse an einer weiteren Ausbreitung der Krise. Russland mit Sanktionen zu reizen, trägt aber auch nicht zur Deeskalation bei. Die EU sollte eher fragen, welche Sicherheitsgarantien Russland benötigt. Fraglich ist auch, warum Russland kein Assoziierungsabkommen mit der EU aushandeln und unterzeichnen kann. Diese Angebote würden erheblich zur Entspannung beitragen.
Wenn Russland seine Rohstoffe nicht mehr nach Europa verkaufen kann, hat nur Europa das Nachsehen. China und andere Länder kaufen die Rohstoffe umgehend auf.

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