European Literature Days 2016: Review of Peeter Helme
By Klaus Bittner
“Everything always begins with a single look... A look that completely changes the world and suddenly fills it with the most incredible illusions... Yes, the world was no longer the same.”
What happens when two people meet, look at each other and know that from now on they will stay together, that they want to talk, to be intimate and to love each other? How do they steal shared time when both are already in relationships; and how do they snatch half hours in bars, in the park and similar rendezvous for secret meetings, yet without being noticed or giving themselves away? How do we recognize true love and deal with this realization? How can it be preserved or kept at all? “I pressed my nose into her white woollen jumper with the polo neck, drank in her scent, an unforgettable, indescribable mixture of her perfume and the sweetish fragrance of her body. That made me as happy as anyone can be who knows how fragile and fleeting his happiness is.”
Short philosophical sentences are interwoven into the text about the topic of time and our individual perception of time, for example, by Nietzsche, Heidegger, Stephen Hawking or from old reference works. “Maybe that’s only a person’s desperate attempt – with no knowledge of physics – to grasp the incomprehensible, since what I could feel and hold I frivolously exchanged for fleeting and useless banalities.”
The Estonian writer Peeter Helme integrates all this into almost 100 pages of a touching, contemplative novel.
Translated by Suzanne Kirkbright
***
AM ENDE DER GESTOHLENEN ZEIT
„Es beginnt immer alles mit einem einzigen Blick… Einem Blick, der die Welt vollkommen verändert und sie ganz plötzlich mit den unglaublichsten Illusionen erfüllt…Ja, die Welt war nicht mehr dieselbe.“
Was passiert, wenn sich zwei Menschen begegnen, sich anschauen und wissen, dass sie ab sofort zusammenbleiben, miteinander reden, sich berühren, lieben wollen? Wie stiehlt man die gemeinsame Zeit, wenn beide in Beziehungen leben, die halben Stunden in Bistros, im Park und ähnlichen Orten, geheime Treffen ohne aufzufallen oder sich zu verraten? Woran erkennt man denn die wahre Liebe und wie gehen wir mit dieser Erkenntnis um? Wie lässt sie sich konservieren, lässt sie sich überhaupt bewahren? „Ich drückte meine Nase in ihren weißen Wollpullover mit dem Rollkragen, sog ihren Geruch ein, in dem ihr Parfüm und der süßliche Duft Ihres Körpers eine unvergessliche, unbeschreibliche Mischung eingingen. Dabei war ich so glücklich, wie es nur jemand sein kann, der weiß, wie zerbrechlich und flüchtig sein Glück ist.“
Eingewoben in den Text sind kurze philosophische Sentenzen zum Thema Zeit und ihre Wahrnehmung durch den Menschen, z.B. von Nietzsche, Heidegger, Stephen Hawking oder aus alten Lexika.“ Vielleicht ist das nur der verzweifelte Versuch eines der Physik unkundigen Menschen, das Unfassbare zu fassen - denn das, was ich spüren und fassen konnte, habe ich leichtfertig gegen flüchtigen und nutzlosen Kleinkram eingetauscht.“
Das alles komponiert der estnische Autor Peeter Helme auf etwas mehr als 100 Seiten zu einem berührenden, nachdenklich stimmenden Roman.
Aus dem Estnischen übersetzt von Uta Kührte
Karl Rauch Verlag, 110 Seiten