
Eine weitere, der vielen fast austauschbaren Dystopien, oder mehr?
Eines Tages wurde alles anders. Plötzlich und unerwartet schwebte ein Raumschiff 10 Tage über der Erde, Aliens aus dem Weltall gibt es wirklich, die Auswirkungen waren markant. Die Notaufnahmen quollen über, das Kriegsrecht wurde verhängt, es kam zu Aufständen und Plünderungen.
Wer damals dachte, es sei schlimm, der wurde eines Schlechteren belehrt. Denn, die dem Menschen ach so überlegenen Fremdwesen kamen beliebe nicht in friedlicher Absicht, nur zu bald durfte die Spezies Mensch sich an alte Instinkte erinnern – aus dem Jäger, dem Dompteur wurde wieder die Gazette.
Verfolgt, von einem künstlichen Virus dahingerafft, starben 99 % aller Menschen. Die wenigen Überlebenden werden entweder gejagt, oder, sofern sie jung und gesund sind, in Lager gesteckt, in denen sie zum Kämpfen, zum Töten gedrillt werden.
Zwar gelingt es Cassie ihren kleinen Bruder gegen alle Wahrscheinlichkeiten zu finden und zusammen mit Anderen aus dem Lager zu fliehen, doch wohin sollen sie sich nun wenden? Von einem der Silencer, vergeistigten Aliens, die menschliche Körper besetzen, der sich auf ihre Seiten geschlagen hat und dessen Einsatz sie die erfolgreiche Flucht verdanken, wissen sie ein wenig über die Hintergründe der Invasion. Doch in einer Welt, in der die Zivilisation zusammengebrochen ist, in der sie alleine sind, hilft ihnen das nicht wirklich weiter. Wem können sie trauen, wohin nur sollen sie sich wenden? Als die Angst und die Verfolgung immer mehr zunehmen, kommt es innerhalb der Gruppe zu Verwerfungen. Streit bricht aus, das Vertrauen bleibt auf der Strecke, die Einheit droht auseinanderzubrechen. Schlecht, zumal just in diesem Augenblick ihr Versteck entdeckt wird und sich ihnen ein Unbekannter nähert ...
Weit mehr als ein simpler Hunger Games Abklatsch
Vor ein paar Jahren raunte man sich in den Gängen der Frankfurter Buchmesse zu, dass das nächste große Ding die Romane des Steampunks seien – allein, das deutschsprachige Publikum machte einen weiten Bogen um das so beworbene Subgenre.
Ein Jahr später wurde der neueste Trend, Panem sei Lob und Dank, in den Dystopien ausgerufen. Dieses Mal schien die Gerüchteküche besser prophezeit zu haben. Entsprechende Serien – zumeist Trilogien – und Einzelromane fanden und finden den Zuspruch des Lesers. Nachdem Rick Yancey bislang bei uns mit der phantastischen Reihe um den Monstumologen (dt. bei Lübbe Paperback) punkten konnte, legte der Goldmann Verlag letztes Jahr den ersten Teil der Dystopie um die fünfte Welle auf. Der Roman fand den Zuspruch der Leser und Fans, die Verfilmung startet 2016 in den Kinos. Nun also folgt Band 2.
Mittelbände einer Trilogie haben grundsätzlich das Problem nur ja nicht zu viel Vorwegzunehmen, sonst bleibt für das Finale zu wenig übrig. Auf der anderen Seite würde eine Handlungsarmut Leser abschrecken. Rick Yancey hat diese Gratwanderung vorzüglich gelöst. Nicht nur, dass er uns seine ganz besondere, verhaltene Liebesgeschichte weiterspinnt, auch die Zeichnung seiner Charaktere, die angesichts der Bedrohungen von außen immer verzweifelter werden, überzeugt auf der ganzen Linie. Die Beklemmung die durch die Verfolgung der Flüchtlinge auf diese einströmt hat er sehr intensiv und für jeden Leser gut nachvollziehbar beschrieben. Dabei kann er auf eine bekannte und weidlich genutzte Bühne - das menschenleere USA – zurückgreifen und sich ganz auf die Fortsetzung seiner Handlung konzentrieren. Und diese hält nicht nur in emotionaler Hinsicht, sondern auch was den Spannungsanteil anbelangt so einiges für den Leser bereit. Langeweile ist ein Fremdwort, wenn die Handlung von einem temporeichen Höhepunkt zum Nächsten eilt.
Fazit: Auch im zweiten von drei Teilen der Dystopie verwöhnt Yancey seine Leser mit lebensecht gezeichneten Figuren, einer abwechslungs- und actionreichen Handlung sowie jeder Menge Gefühl – letztere auch aber nicht immer der romantischen Art, auch Angst und deren Überwindung gehört zu seinem Werk.

Das unendliche Meer
- Autor: Rick Yancey
- Verlag: Goldmann
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Achtung: Dieses Buch ist der abhängige zweite Teil einer Trilogie und sollte nicht ohne Vorwissen des ersten Teils gelesen werden.
Dieser Roman der »Welle« Trilogie krankt sehr stark an dem Mittlerer-Teil Symptom. Während der Einstiegsroman höchst spannend die langsame Ausrottung der Menschheit durch Auslösung globaler Naturkatastrophen und Verbreitung pandemischer Krankheiten durch ein Alienraumschiff schildert, bewerte ich diesen Roman nur als eine beliebige Survivalgeschichte einer Gruppe von Kindern, welche in der verwüsteten Welt zu überleben versucht.
Die Aliens treten im Roman erneut nur als virtuelle Wesen auf, die sich in die Hirne von menschlichen Wirten heruntergeladen haben. Somit kämpfen menschliche Alienwirte gegen die letzten freien Menschen.
Da die Invasionsagenda der Aliens schon im ersten Teil auserzählt worden ist, besteht der Inhalt dieses Teils eigentlich nur aus: Winter. Kälte. Verzweiflung. Hunger. Die Geschichte ist zwar reich an Kämpfen, zieht sich insgesamt aber schleppend dahin. Nur gegen Ende deutet der Autor eine überraschende Wende an. Muss ja, denn er will ja auch seinen dritten Teil verkaufen.
Mein Fazit: Ein hinsichtlich der Geschichtsentwicklung enttäuschender Mittelteil. Ich habe schon fast keine Lust mehr auf den dritten Teil, aber da ich Serien nicht in der Mitte abbreche werde ich ihn mir trotzdem geben und hoffe auf einen besseren Abschluß.
5/10
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