
Das Imperium in Not - die Vord greifen an
Das Reich ist in Gefahr. Nicht etwa die gewohnten Intrigen um Macht und Einfluss umtreibt die Herausforderer des Imperators, auch die Legionen marschieren nicht gegeneinander. Selbst die mangelnde Gesundheit des Herrschers verführt seine vielen Neider nicht, bei dem Versuch, die Macht an sich zu reißen, aus ihrer Deckung zu kriechen. Nein, viel schlimmer, ein besiegt geglaubter Feind erhebt erneut das Haupt, die Vord schicken sich an, das Imperium Alera zu überfallen und zu erobern.
Dass sie dabei keine Feinde zurücklassen, Mensch, Tier und Natur gleichermaßen vernichten, ja dass sie sich Elementarkräfte - wie die magischen Gaben, die sich aus den verschiedenen Elementen speisen, heißen - angeeignet haben, ahnt außer dem Imperator und seinen Kursoren, den Spionen, zu Beginn noch niemand. Um den noch gefährlicheren, ja kaum zu bezwingenden Gegner besser kennen zu lernen, vielleicht gar ein Mittel gegen die Invasion zu finden, entsendet der Imperator einmal mehr seine treusten Untertanen Graf Bernard und Amara Calderon. Und diese stoßen nicht nur auf eine Vord-Königin, sondern auch auf Verräter, die ihre Kräfte und Gaben ganz in den Dienst der Vord gestellt haben.
Währenddessen ist der imperiale Thronfolger Tavi auf dem Weg übers Meer in die Heimat der Canim. In den Friedensverhandlungen hat der charismatische Heerführer sich verpflichtet, mit diesen in ihre Heimat zu reisen und sie im Kampf gegen die dort ebenfalls angreifenden Vord zu unterstützen. Als sie ankommen, müssen sie aber erkennen, dass sie viel zu spät gekommen sind. Der Kontinent ist in den Spinnenfüssen der Vord gefangen, nur noch ein Clan der Canim wehrt sich verzweifelt. Um wenigstens die Chance zu haben, die einstigen Gegner zu retten und selbst mit heiler Haut davon zu kommen müssen Tavi und seine Verbündeten die Vord-Königin selbst vernichten - was angesichts einer unübersehbaren Anzahl von Kriegern, die sie schützen, nicht eben ganz einfach ist ...
Die Renaissance der Abenteuer-Fantasy
Die Abenteuer-Fantasy tritt einen neuen Siegeszug an. Nachdem es zwischenzeitlich ein wenig ruhig geworden war, sich die Verlage auf Potter, Herr der Ringe und Biss-Clons konzentriert hatten, konnte man in den letzten Jahren ein Umdenken, ja ein Rückbesinnen auf alte Erfolgsrezepte feststellen. Richard Schwartz' Askir-Reihe (Piper) machte den Anfang, Scott Lynchs Locke Lamora (Heyne) und Matthew Sturges (Bastei) schlossen sich an, und mit der Codex-Alera-Reihe von Jim Butcher legt auch Blanvalet entsprechendes Bestseller-Material vor.
Jim Butcher ist dem Leser hierzulande durch seine ganz eigene Urban-Fantasy-Reihe um den Hexer Harry Dresden (Knaur, Feder&Schwert Verlag) ein Begriff. Mit Codex Alera beweist er nicht nur, dass er ein begnadeter Erzähler ist, sondern auch, dass er sich im Bereich der Sword & Sorcery ebenso zu Hause fühlt, wie in den Straßen von Chicago.
Geschickt verbindet er seine militärischen Vorbilder der Römischen Legionen mit einer einfallsreich kreierten Welt, in der die an die unterschiedlichen Elemente gebundenen Gaben die entsprechen Elementar-Wirker zur herrschenden Schicht erhoben haben. Missstände wie Sklaventum und damit einhergehende Unruhen heizen die politisch angesichts eines alternden, kränkelnden Führers sowieso schon unruhige Lage weiter an, nur die äußere Gefahr kann die einander misstrauenden Senatoren zusammenschweißen.
Geschickt hat der Autor einen zunächst unbedarften, aber sehr talentierten Jungen als Erzähler ausgewählt, der - natürlich - ein zunächst unbekanntes Erbe in sich trägt, und durch dessen Augen wir die Pyramide der Macht betrachten und erklimmen. Dass sich unser Protagonist als geborener Anführer und talentierter Taktiker erweist, macht ihn für den Leser nicht eben uninteressanter. Wer schlüpft nicht gerne in die Rolle des Underdogs, der sich kraft seiner eigenen Gaben den Weg an die Spitze bahnt, dabei fiese Widersacher ausschaltet und für Gerechtigkeit eintritt?
Angereichert wird diese interessante politische Situation durch die Bedrohungen, die den Legionen des Reichs Kopfzerbrechen bereiten. Seien es die wilden, unzivilisierten Völker des Kontinents, gegen die seit Jahrhunderten Krieg geführt wird, die einwandernden Canim oder die Vorg, an allen Fronten scheint das Reich zu bröckeln und sich auf dem Rückzug zu befinden.
Da hat jemand den Niedergang des Römischen Imperiums genau studiert und als Blaupause für seine Handlung benutzt. Anders als die überheblichen Caesaren aber hat Alera in Tavi frisches Blut, einen Anführer, der unorthodoxe Lösungsmöglichkeiten umsetzt und letztlich triumphieren wird. Der Weg ist das Ziel, und so verfolgen wir gespannt, wie es ihm wieder einmal gelingen wird, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und die Gefahr zu bannen, wobei der Cliffhanger den Leser dieses Mal nägelkauend der Fortsetzung harrend zurücklässt.

Die Befreier von Canea
- Autor: Jim Butcher
- Verlag: Blanvalet
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JIM BUTCHER „Codex Alera – Die Befreier von Canea“ ,blanvalet‘
Fingerlecken für jeden Fantasy-Fan ist angesagt, Jim Butcher schlägt gnadenlos wieder zu. Für Tavi geht es nicht mehr nur ums Überleben, immerhin ist er jetzt der offizielle Erbe des Ersten Fürsten, was viele Neider auf den Plan ruft, es geht um das gesamte Leben in Alera. Um Anschlägen zu entgehen und seinen neuen Verbündeten, die Canim, einer Rasse von wolfsähnlichen Individuen, zu zeigen, dass er nicht nur leere Worte spricht, setzt er mit ihnen nach Canea über, um dort den Kampf um die Heimat der ehemaligen Invasoren seiner Gefilde zu unterstützen. Nur haben sich die Vord hier schon breit gemacht. Die letzten Canim stehen in dieser Schlacht auf verlorenem Posten und so muss eine Lösung her, diesen Völkern ein Überleben zu ermöglichen. Die einzig brauchbare ist die Flucht nach Alera zurück und dort alle verfügbaren Kräfte zu mobilisieren. Nur hat sich dort die Lage drastisch verändert. Nicht nur dass Dummköpfe ein geeintes Handeln blockieren, in dem mögliche, fremdartige, Verbündete nicht akzeptiert werden oder Eigennutz vor Gemeinschaftssinn gestellt wird, auch hier sind die Vord auf dem Vormarsch und nutzen den menschlichen Kleingeist gnadenlos aus. Jimmy schlägt hier einen ziemlich aggressiven Ton an und stellt die Dummheit gewisser Kreise, mit Verachtung, an den Pranger, wär die Torheit so mancher Menschen ein Raubfisch, würden Haie und Piranhas auf vegetarische Nahrung umsteigen, um nicht beleidigt zu werden. Immerhin hat sein Protagonist die nicht nur die Sprache der Marat, der Barbaren, und der Canim gelernt, seine jetzt wertvollsten Verbündeten, er beschäftigt sich mit allen Belangen des, für ihn neuen Kulturkreises und wie man alles mit einander verbindet. Aber es gibt Knallköpfe, die dem entgegenwirken wollen. Butcher lässt alle zu Wort kommen, aber hier trennt sich Spreu von Weizen. Sowohl die barbarischen Marat als auch die Wolfskreaturen der Canevölker sind, im Gegensatz zu den Menschen, der Lüge, des Betrugs nicht fähig. Jim blüht förmlich auf, der Gedanke an Mitbewohnern, die einen nicht behämmern wollen und können, hat schon einen gewissen Reiz. Da könnte man glatt den Koffer packen und aus der so genannten „Demokratie“ ausziehen, weil das Leben unter den wölfischen und den barbarischen vorzuziehen ist, solange man nicht eine Fernsehvorabendserie daraus macht. (MRD)
ISBN 978-3-442-26788-0 603 Seiten 15,00 € (D) 15,50 € (A)