Stefan Ahnhem: "Jede Person ist die Hauptfigur ihrer eigenen Geschichte."

In Stefan Ahnhems neuen Kriminalroman „10 Stunden tot“ treibt ein Serienmörder sein Unwesen, der seine Opfer durch ein Würfelspiel rein zufällig auswählt, genau wie die Mordwaffe und den Tatort. Im Video-Interview erzählt Ahnhem uns, was ihn an diesem Mord-Szenario gereizt hat und weshalb sein Hauptcharakter, Kommissar Fabian Risk, das komplette Gegenteil von Henning Mankells Kurt Wallander ist.

Was findest du an Krimis und Thrillern so faszinierend?

Bei Krimis, Thrillern und Detektivgeschichten geht es immer um Leben und Tod. Dieser Kontrast ist das erste und endgültige Drama. Für mich persönlich ist es der beste Motor, um eine Geschichte in Gang zu bringen. Wenn sie dann mal läuft, kann man auch andere Dinge erzählen.

Wie würdest du Fabian Risk, die Hauptfigur deiner Bücher, beschreiben?

Als Drehbuchautor hatte ich viel mit Henning Mankells Ermittlerfigur Kurt Wallander zu tun. Der ist Alkoholiker, alt, allein, und hört uralte Opernmusik. Als ich mit Fabian Risk anfing, wollte ich aus ihm das genaue Gegenteil machen: Einen jungen, unverbrauchten Typen mitten im Leben, mit Familie und einer Frau. Fabian Risk ist ziemlich normal. Er hat auch einen Musikgeschmack, der zeitgenössischer ist als der von Wallander. Meine Idee war, jemanden aus unserer Mitte zu beschreiben. Die Arbeit hat ihn noch nicht gebrochen. Vielleicht wird sie das noch, wir werden sehen.

In der Buchreihe gibt es auch viele Frauenfiguren. Hast du eine Favoritin? Und warum ist es so wichtig für dich, Frauenfiguren als Teil der Geschichte zu haben?

Ich liebe alle meine weiblichen Charaktere – und da gibt es einige! Dunja Hougaard, die dänische Ermittlerin, ist die weibliche Hauptfigur. Aber in diesem Buch gibt es auch noch Irene Lilja. Sie war zwar die ganze Zeit schon da, aber das ist das erste Mal gewesen, dass ich sie richtig kennengelernt habe. Sie ist überhaupt nicht wie ich und trotzdem liebe ich sie. Starke Frauenfiguren sind sehr wichtig. Fabian braucht immer eine Frau, die ihn rettet – ohne weibliche Hilfe würde er gar nicht überleben. Beim Schreiben habe ich gar nicht so viel darüber nachgedacht. Aber vor allem hier in Deutschland stellen mir viele Leute Fragen zu den Frauen in den Büchern. Eine Person wollte wissen, ob meine Frau die Frauenperspektiven schreibt – das tut sie nicht.