Auf der Suche nach dem besten Buchblog

Wer hat den besten deutschsprachigen Buchblog? Gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels sucht NetGalley erstmalig den Buchblog, der Literatur auf besonders ansprechende Weise vermittelt. Auch Vlogs, Podcasts und Social Media Formate gehen ins Rennen um den Buchblog-Award 2017. Wer die Nominierten sind, was es zu gewinnen gibt und wer sich hinter der Jury verbirgt, erzählt uns Karina Elm im Interview. 

Was ist der Buchblog-Award und wie ist die Idee dazu entstanden?

Der Buchblog-Award ist die erste genreübergreifende Auszeichnung für deutschsprachige Buchblogs – er prämiert den besten deutschsprachigen Buchblog. Mit einem Sonderpreis wird der beste Vlog, Instagram-Account oder Podcast zum Thema Bücher ausgezeichnet. Einen solchen Preis gab es bislang noch nicht; angesichts der wachsenden Zahl und Bedeutung der Buchblogs schien es uns aber an der Zeit, ihn ins Leben zu rufen. Die Idee entstand aus unserem – also NetGalley Deutschlands – Bestreben heraus, Buchbloggerinnen und Buchblogger bestmöglich zu unterstützen und ihnen öffentliche Anerkennung für ihre wichtige Rolle in der Vermittlung von Literatur zukommen zu lassen. Mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels haben wir den optimalen Partner für den Award gefunden, der fest verankert ist im deutschsprachigen Literaturbetrieb und in den BuchbloggerInnen eine ebenso große Bereicherung für ihn sieht, wie wir das tun.

 

Wie läuft das Verfahren zur Bestimmung des Gewinner-Blogs ab?

Der Award ist in mehrere Schritte aufgeteilt: Zunächst konnten sich die BuchbloggerInnen anhand gewisser Kriterien für die Longlist bewerben. Diese Longlist stand dann öffentlich zur Abstimmung auf der Webseite des Buchblog-Awards, so konnte jeder –  ob BloggerIn oder Blog-LeserIn – seinen Favoriten eine Stimme geben. Die jeweils sieben KandidatInnen mit den meisten Stimmen erhielten dann einen Platz auf der Shortlist für den Haupt- und den Sonderpreis. Im nächsten Schritt trat die Jury zusammen,um Kriterien für die Bewertung der Blogs, Instagram-Accounts, Podcasts und Vlogs aufzustellen und anhand dieser dann in einer – zum Teil hitzigen, zum Teil sehr einstimmigen – Diskussion die beiden Sieger zu bestimmen.

 

Wer ist die Jury und wie wurde sie festgelegt?

Die Jury besteht aus fünf unabhängigen Akteuren der Buch- und Medienwelt. Ihr gehören an: die buchbloggende Buchhändlerin Sarah Reul, Felicitas von Lovenberg, Verlegerin des Piper Verlags, Frank Krings, der Social-Media-Verantwortliche der Frankfurter Buchmesse, die Autorin und Redakteurin Elisabeth Rank sowie Dirk von Gehlen, der bei der Süddeutschen Zeitung den Bereich Social Media / Innovation leitet. Jedes Jury-Mitglied ist Experte oder Expertin in einem Bereich der digitalen und analogen Buchwelt und hat einen ganz eigenen Bezug zu (Buch)blogs. Wir sind sehr froh, eine so starke und sympathische Jury für den Award gewonnen zu haben!

 


Foto: v.l.n.r. Frank Krings, Sarah Reul, Felicitas von Lovenberg, Elisabeth Rank, Dirk von Gehlen. © Karina Elm

 

Wie viele Bewerbungen habt ihr bekommen und wie wurde entschieden, wer zur Abstimmung freigegeben wird?

Wir wissen ja, dass es wirklich viele Buchblogs gibt, aber mit so einer Flut haben wir nicht gerechnet: 430 Bewerbungen sind bei uns eingegangen. Es war wundervoll den Enthusiasmus der Bloggerinnen und Blogger durch die Bewerbungen und die Kommunikation in den sozialen Medien gleich noch einmal mehr zu spüren. Unsere Kriterien für die Zulassung zur Longlist hatten wir von Beginn an klar kommuniziert – der Blog musste deutschsprachig sein, seit mindestens einem halben Jahr existieren und sich vorrangig mit Büchern beschäftigen – daher konnten wir letztlich dem Namen Longlist alle Ehre machen und 400 Blogs zur Abstimmung freigeben.

 

Warum brauchen Blogs einen eigenen Award?

Deutschsprachige Buchblogs wurden lange nicht als das anerkannt, was sie sind: Eine Form der Literaturkritik und -vermittlung, die neben dem Feuilleton das öffentliche Gespräch über Bücher bereichert. Die BloggerInnen entwickeln immer neue Formate und Ideen, über die sie ihr Publikum mit ihrer Begeisterung und Leidenschaft anstecken. Diese Leistung muss ausgezeichnet werden!

 

Was könnten mögliche Folgen eines solchen Wettbewerbs sein?

Die Folgen des Awards können und sollten breitere Aufmerksamkeit und Anerkennung für die Buchblogger-Szene sein. Deswegen geht es uns beim Buchblog-Award nicht ausschließlich, bzw. nicht vorrangig um die Gewinner. Die Longlist haben wir ganz bewusst breit gehalten und öffentliche zur Abstimmung gestellt, um zeigen zu können, wie vielfältig und bunt die Szene ist, wie kreativ ihre Sicht auf und ihr Umgang mit Büchern sind, welche Themen und Aktionen sie sich für ihre LeserInnen einfallen lassen. Ich denke, dass die Longlist auch in Zukunft zum Stöbern einlädt.

 

Lässt sich bei den Nominierungen für die Shortlist ein Trend erkennen? 

Auf die Shortlist wurden vorrangig Blogs und Kanäle gewählt, die schon mindestens zwei Jahre bloggen, vloggen, podcasten oder instagrammen. Sie alle vereint natürlich ihre große Begeisterung für Bücher, ansonsten ist die Shortlist aber tatsächlich ähnlich divers, wie die Longlist: Alle Genres sind vertreten und genauso alle Formate von den klassischen Blogs über Vlogs bis hin zu einem Instagram-Account, einem Podcast und einem Facebook-Account. Die jüngste auf der Shortlist vertretene Bloggerin ist gerade 18, der älteste über 50. Auffallend ist, dass 5 der Shortlist-Kandidaten männlich sind. Das spiegelt die Geschlechterverteilung in der Szene wohl nicht wider, hier überwiegen doch deutlich die weiblichen BloggerInnen.

 

Wieso gibt es eine Unterscheidung zwischen Hauptpreis und Sonderpreis?

Schon während der Namensfindung zum Buchblog-Award wurde klar, dass der Begriff Blog nicht alles umfasst, was wir gern auszeichnen möchten: Es gibt neben dem klassischen Blog so viele andere digitale Formate, die sich auf neue, kreative Weise mit Büchern und dem Lesen auseinandersetzen, und damit ihr Publikum erreichen. Daher stand für uns schnell fest, dass wir diese Formate aufnehmen müssen. Dennoch konnten wir nicht alle in einen Topf werfen, denn zur qualitativen Beurteilung sind gewisse Kriterien nötig, die wir nicht zu stark verallgemeinern wollten. Instagrammer, Vlogger und Podcaster unter nur einem Sonderpreis zusammenzufassen war sicher nicht ideal, aber für dieses Mal der beste Kompromiss.

 

Was bekommen die Gewinner?

Die Gewinner erhalten eine literarische Reise für zwei in das Literaturhotel Wedina in Hamburg, einen Büchergutschein sowie die Möglichkeit, im nächsten Jahr zu den offiziellen Buchpreis-Bloggern zu gehören. Doch wir haben gemerkt, dass dieser tatsächliche Gewinn den BloggerInnen weniger wichtig ist als eine Wertschätzung ihres Einsatzes und ihrer Arbeit im Sinne der Literatur.

Zu Beginn der Abstimmung zeichnete sich übrigens ein Konkurrenzkampf zwischen den BloggerInnen ab, den wir mit dem Award natürlich nicht schüren wollten. In meinen Augen bewegt die BloggerInnen und Blogger nicht Konkurrenz sondern Leidenschaft zu dem was sie tun und womit sie ihre LeserInnen, ZuschauerInnen und ZuhörerInnen stets auf’s Neue bereichern. Diese entscheiden selbst, wo und wie sie sich über Bücher informieren, und stöbern sicher nicht nur auf einem Blog bzw. Kanal. Uns ging es wie gesagt um das gemeinsame und ein gegenseitiges Aufmerksamkeit-Schenken und -Schaffen. Letztlich hat sich dieses Bestreben und diese Einstellung auch bei den Bubla-BloggerInnen durchgesetzt, was mich sehr freut.

 

Was sind deine Aufgaben bei dem Projekt?

Als Ideengeberin und Projektleiterin ist der Buchblog-Award mein Herzensprojekt – da mischt man letztlich überall mit. Ich habe also unter anderem zusammen mit den KollegInnen vom Börsenverein das Konzept ausgearbeitet und immer weiter verfeinert, mit der großartigen Unterstützung einer Kollegin die Webseite auf die Beine gestellt und mit Bewerbern und Kandidaten per Mail und Newsletter kommuniziert. Als Ansprechpartnerin für die Jury kommuniziere ich auch mit den Juroren und habe die Jury-Treffen und den Jury-Austausch organisiert. Ich betreue außerdem die Social-Media-Kanäle und den Blog auf der Bubla-Webseite, über die wir alle Neuigkeiten und zusätzliche Informationen zum Bubla und seinen Teilnehmern kommunizieren.

 

Wie würdest du die Entwicklung in den letzten Jahren beschreiben und wo siehst du die Zukunft des Buchblogs?

Die Zahl der BuchbloggerInnen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, außerdem ist eine Vielzahl toller neuer technischer und inhaltlicher Formate entstanden. Buchblogs und anderen Buch-Kanäle sind jedoch nicht nur mehr und diverser, sondern auch professioneller geworden, sowohl im Layout als auch in den Texten. Vorangetrieben wurde diese Entwicklung meiner Meinung nach zum einen dadurch, dass die BloggerInnen sich stärker untereinander vernetzen und austauschen, voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen. Zum anderen werden sie von den Verlagen als Partner in der Zusammenarbeit zunehmend ernst genommen, was sicher auch eine große Rolle spielte und immer noch spielt.

Diese Entwicklung der Blogs wird auch in Zukunft weiter voranschreiten, denke ich. Der Austausch in den sozialen Medien nimmt zu, und damit wächst auch das Bedürfnis nach einer solch persönlichen Ebene der Buchbesprechung. Buchblogs werden als Quelle für Leseempfehlungen neben dem Feuilleton existieren – ich sehe hier keine Konkurrenz, sondern ein klassisches Beispiel unterschiedlicher Medien, die ihren Konsumenten verschiedene Optionen bieten. Die Literaturszene wird durch Blogs und Co. zunehmend zugänglicher für Menschen, die sich von den klassischen Formaten vielleicht nicht angesprochen fühlen. Auch die Professionalisierung wird voranschreiten. Dass hierbei das Ausmaß der Beauty- und Lifestyle-Blogger erreicht wird, denke ich nicht – und hoffe ich eigentlich auch nicht.

 

Das Interview führte Marie Krutmann


Die Verleihung des Buchblog-Awards findet am Freitag, den 13. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse statt.

Noch Fragen? Hier geht`s zur offiziellen Seite vom Buchblog-Award 2017.

 

Karina Elm

Karina Elm

Karina Elm betreut seit 2016 die Online-Plattform NetGalley Deutschland als Customer Relations und Community Managerin. Die studierte Literaturwissenschaftlerin hat ihre Laufbahn im Lektorat des Ullstein Verlags begonnen, dann aber schnell ihre Leidenschaft für die digitalen Geschäftsfelder der Branche entdeckt. Über NetGalley stellen Verlage die digitalen Leseexemplare ihrer Bücher für Blogger, aber auch Buchhändler, Journalisten etc. zur verfügung und tauschen sich mit ihnen darüber aus.

Foto: © Michaela Philipzen

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