Bürgermeister Joachim Gerner übergibt den Clemens-Brentano-Preis an Philipp Stadelmaier (r.). Foto: Philipp Rothe
Von Franz Schneider
Heidelberg. Den Abend zuvor las er in der Heidelberger Stadtbücherei. Darum offerierte Philipp Stadelmaier am Tag danach im Spiegelsaal des Palais Prinz Carl aus seinem öffentlichen Tagebuch "Die mittleren Regionen. Über Terror und Meinung" nur einen Satz. Dieser komprimierte die geistige Stereotypie des Rassismus, ließ diesen in der Aussage kulminieren: "Der Afrikaner ist kein Mensch". Das war beklemmend und hat gezeigt: In der langen Liste der Clemens-Brentano-Preisträger ist Philipp Stadelmaier einer der würdigsten. >Hier unser Interview mit Philipp Stadelmaier<<
Lässig und entspannt wirkt er vor Pult und Mikrofon, als er zum Dank nach vorne schreitet, klar der Blick aus seinen dunklen Augen, kräftig die Stimme, einer, der etwas zu sagen hat, bisweilen zeigt im Gespräch sein Daumen mit Nachdruck nach oben. Stadelmaier dankte allen, besonders aber dem Kulturamt. Ferner betonte er als Sohn des anwesenden Theaterkritikers Gerhard Stadelmaier den Ursprung seines Denkens und Schreibens aus der innerfamiliären Debattenkultur. Ihm täte es zudem gut, dass gerade Studierende so großes Interesse an seinen Texten hätten. Davor hatte er bereits bekannt, als gebürtiger Stuttgarter mit Wurzeln auf der Schwäbischen Alb, mit regionalem Stolz erfüllt zu sein, wenn gerade eine Stadt aus Baden-Württemberg ihm einen Preis verleihe, gerade ihm, der sich seiner Promotion wegen ständig zwischen Paris und Frankfurt bewegt.
Philipp Stadelmaier hatte sich Dietmar Dath als Laudator gewünscht, den schreibgewaltigen 15-fachen Romanautor mit Science-Fiction-Obsession, den unzitierbaren Kulturkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der Virtuose der Schachtelsätze riss sich für die Verleihung zusammen und machte es nicht zu komplex. Lieber betonte er dafür in seiner Laudatio, die Bedeutung einer Öffentlichkeit als Voraussetzung, eine Meinung zu äußern, sonst drohe der Rückfall in "Hordenkriege, die schon Affen um Gebietsgrenzen führen".
Um kräftige Bilder war Dath auch im Prinz Carl nicht verlegen. Anschließend kreisten seine Überlegungen um die notwendige Vermittlung von unendlich Nahem mit unendlich Fernem, gerade dann, wenn es in Form eines gegenwartsüberlebensnotwendigen Realismus um die Ausbildung eines politisch-moralischen Bewusstseins gehe.
Bestens ausgeschmückt wurde die 25. Brentano-Preis-Verleihung durch Ud, Ney, Kanun und den wundervollen Gesang von "Mehmet Ungan & Friend". Gefühlt kompakter als früher beweise die Verleihung, so Bürgermeister Joachim Gerner zu Beginn, die Professionalität der Plattform, die die Jury für junge Autoren mittlerweile bilde. So freuen wir uns schon auf die 26. Ausgabe.