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Vossianische Antonomasie (Teil 80)

Berlin, 30. Juli 2014, 10:10 | von Josik

 

  1. der Teddy Roosevelt des 21. Jahrhunderts
  2. ein Helmut Berger des Feuilletons
  3. der Erich Honecker des Internets
  4. der Jopi Heesters der »Bild« / der Jopi Heesters der Feder
  5. eine Art Che Guevara des russischen Chauvinismus

 


Vossianische Antonomasie (Teil 79)

Berlin, 29. Juli 2014, 16:48 | von Josik

 

  1. der Homer des 19. Jahrhunderts
  2. die Whoopi Goldberg Italiens
  3. the Elvis of cultural theory
  4. der Muhammad Ali des Interviews
  5. der Uslar des Boxens

 


Vossianische Antonomasie (Teil 78)

Berlin, 28. Juli 2014, 13:37 | von Josik

 

  1. die Jeanne d’Arc der literarischen Schwatzhaftigkeit
  2. ein Jeff Koons der Musik
  3. der Homer der Donauschwaben
  4. ein europäischer Frank Underwood
  5. der Marx des 21. Jahrhunderts

#390: Vgl. auch diesen und diesen Namensvetter.

 


Literarisches Rätsel

Berlin, 27. Juli 2014, 08:40 | von Josik

Dem Umblätterer ist es absolut ein Rätsel, warum das »Literarische Rätsel«, das die »Literarische Welt« allwöchentlich ausschreibt, nicht von viel mehr Autorinnen und Autoren als Selbstvermarktungsplattform genutzt wird.

Es ist zwar eigentlich ein bisschen unklar, wie da jeweils der Gewinner ermittelt wird, ob also beispielsweise alle eingehenden E-Mails ausgedruckt und zusammen mit den eingesandten Postkarten in eine Lostrommel geworfen werden und ob das Gewinnerblättchen dann von einer Rätselfee oder einem Schicksalsgott gezogen wird, aber darum geht’s ja jetzt auch gar nicht, jedenfalls war unter dem »Literarischen Rätsel« vor einiger Zeit folgende schöne Auflösung zu lesen:

»Vergangene Woche suchten wir ›Oblomow‹ von Iwan Gontscharow. Gewonnen hat Eginald Schlattner aus Hermannstadt/Siebenbürgen (Rumänien).«

Ist Eginald Schlattner denn tatsächlich weit und breit der einzige, der’s begriffen hat? Hallo, liebe Autorinnen und Autoren, aufgewacht und nachgedacht, ihr könnt hier die Nennung eures Namens, Wohnorts und Landes gewinnen, also kommt mal aus den Puschen!

Mit Eginald Schlattners Karriere jedenfalls geht’s weiterhin aufwärts: Es wurden sogar schon Bücher von ihm verfilmt und inzwischen nennt der »Perlentaucher« ihn auch nicht mehr in gedankenversunkener Abschreiberei »Reginald« Schlattner.
 


Vossianische Antonomasie (Teil 76)

Berlin, 25. Juli 2014, 15:26 | von Josik

 

  1. der Ronaldo der katholischen Kirche
  2. ein russischer Snowden
  3. die Leni Riefenstahl der Volksbefragung
  4. der Goethe der CDU
  5. der Béla Réthy des Literaturbetriebs

#376: Bei Min. 9:55.

 


Lyrik gegen Medien!

Berlin, 18. Juli 2014, 09:21 | von Josik

Der Endreim ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Die »Süddeutsche« und andere seriöse Zeitungen kolportieren derzeit ein Gedicht, das u. a. die folgenden Strophen enthält (Schreibweise behutsam verändert):

»FAZ« und »Tagesspiegel«?
Lieber kauf’ ich mir ’nen Igel!

»Taz« und »Rundschau«, ARD?
Hm, Moment, ich sage: Nee!

»Bild« oder »SZ« genehm?
Wie spät *ist* es? Ich muss geh’n!

Der Daumen, der nach unten zeigt,
der trifft bei mir auf Heiterkeit.

Viele andere Medien dürften sich aufgrund der Tatsache, dass sie in diesem Gedicht gar nicht erst erwähnt werden, erheblich düpiert fühlen. Um die Gefühle dieser Medien nicht zu verletzen, wird das Gedicht im folgenden lose weitergereimt.

»Mopo«, »Emma« und »Die Zeit«?
Hört gut zu, ich bin euch leid!

»Isvéstija« und »Kommersánt«?
Haltet einfach mal den Rand!

»Kronen Zeitung«, »Standard«, »Presse«?
Haltet einfach mal die Fresse!

»Tagi«, »Blick« und »NZZ«?
Früher wart ihr einmal phatt!

»Guardian« und »New York Times«?
Ihr vermiest mir voll die rhymes!

»Super Illu«, »Bunte«, »Gala«?
Für euch zahl’ ich nicht einen Taler!

»Börsen-Zeitung«, »Handelsblatt«?
Euch mach’ ich doch locker platt!

»Merkur«, »Lettre«, »Cicero«?
Euch spül’ ich sofort ins Klo!

Auch der Hokuspokus-»Focus«
liegt aus Jokus auf dem Locus!

»Junge Welt« und alte »Welt«?
Widewitt, wie’s euch gefällt!

ORF und ATV?
Euch Wappler mach’ ich jetzt zur Sau!

RTL und auch ProSieben
kann man sonstwohin sich schieben.

Mach’ es wie die Eieruhr:
Zähle die Minuten nur!

Und nun: Schafft zwei, drei, viele weitere Strophen!
 


Vossianische Antonomasie (Teil 70)

Berlin, 4. Juli 2014, 12:59 | von Josik

 

  1. der polnische Thomas Pynchon
  2. der Proust des Plattenbaus
  3. der Karl Heinrich Waggerl des digitalen Zeitalters
  4. der Gernot Hassknecht der Bloggerszene
  5. der Lucke der CSU

 


Vor- und Nachruf auf Frank Schirrmacher

Berlin, 20. Juni 2014, 07:00 | von Josik

»Der Großteil der Journalisten des deutschen Gegenwarts­feuilletons hat Schirrmachers Weg gekreuzt, zum Besseren oder zum Schlechteren. Schaudernd erzählen sich noch heute die, die dabei waren, von der großen Feuilletonisten-Wanderung, die im Jahr 2001 zwischen SZ und FAZ stattfand«.

(Jakob Augstein im »Freitag« vom 16. August 2012)

»Man muss sich klarmachen, dass trotz seines jungen Alters der Großteil der Journalisten des deutschen Gegenwarts­feuilletons Schirrmachers Weg gekreuzt hat, und diese Begegnungen hatten oft Folgen, zum Besseren oder zum Schlechteren. Legendär ist ja die große Feuilletonisten-Wanderung, die im Jahr 2001 zwischen den Kulturressorts der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen stattfand.«

(Jakob Augstein im »Spiegel« vom 16. Juni 2014, S. 115)

*

»Über Schirrmachers Schlüssel-Ego Christian Meier heißt es in dem Buch: ›Er führte seine Zeitung wie ein Bankier einen Hedgefonds, als spekulatives Geschäft. Dauernd passierte etwas, das zu keinem vorhersehbaren Verlauf, zu keinem Skript passte.‹ Das ist eine schöne und böse Beschreibung. Der Wille zur Denunziation ist unübersehbar. Aber, warum nicht – Schirrmacher als Themen-Kapitalist, einer, der auf die Akkumulation von Fantasie setzt, ein Spekulant der Ideen und Entwürfe, der in seiner Anlagestrategie auch mal über die Leichen der braven Kultur-Leute in den Redaktionen geht, die sich ihre Ideen mühsam vom Munde absparen müssen, dessen Rendite aber das beste Feuilleton des Landes ist.«

(Jakob Augstein im »Freitag« vom 16. August 2012)

»Über Schirrmachers Buch-Ego Christian Meier heißt es in dem Roman: ›Er führte seine Zeitung wie ein Bankier einen Hedgefonds, als spekulatives Geschäft.‹ Das war eine schöne und böse Beschreibung: Schirrmacher, der Themen-Kapitalist, der auf die Akkumulation von Fantasie setzt, ein Spekulant der Ideen, der in seiner Anlagestrategie auch über die Leichen der braven Kultur-Leute geht, die sich ihre Ideen mühsam vom Munde absparen müssen, dessen Rendite aber das beste Feuilleton des Landes ist.«

(Jakob Augstein im »Spiegel« vom 16. Juni 2014, S. 115)

*

»Zum Ende des vergangenen Jahrhunderts hat er sich selber und uns allen ein Programm für die kommenden Jahre geschrieben: ›Fast wöchentlich werden wir von technologischen und wissenschaftlichen Innovationen überrascht wie kaum eine Generation zuvor, und Europa schweigt. … Der amerikanische Theoretiker und Computerexperte Ray Kurzweil verkündet unter dem Beifall des amerikanischen Publikums, dass Computer noch zu unseren Lebzeiten den menschlichen Verstand übersteigen werden, und in Deutschland kennt man noch nicht einmal seinen Namen. … Europa soll nicht nur die Software von Ich-Krisen und Ich-Verlusten, von Verzweiflung und abendländischer Melancholie liefern. Wir sollten an dem Code, der hier geschrieben wird, mitschreiben.‹«

(Jakob Augstein im »Freitag« vom 16. August 2012)

»Im Jahr 2000 legte Schirrmacher sich und uns allen das Programm für die kommenden Jahre fest: ›Fast wöchentlich werden wir von technologischen und wissenschaftlichen Innovationen überrascht wie kaum eine Generation zuvor, und Europa schweigt. (…) Der amerikanische Theoretiker und Computerexperte Ray Kurzweil verkündet unter dem Beifall des amerikanischen Publikums, dass Computer noch zu unseren Lebzeiten den menschlichen Verstand übersteigen werden, und in Deutschland kennt man noch nicht einmal seinen Namen. (…) Europa soll nicht nur die Software von Ich-Krisen und Ich-Verlusten, von Verzweiflung und abendländischer Melancholie liefern. Wir sollten an dem Code, der hier geschrieben wird, mitschreiben.‹«

(Jakob Augstein im »Spiegel« vom 16. Juni 2014, S. 115)

*

»Schirrmacher schreibt: ›Ein Jahrzehnt enthemmter Finanzmarktökonomie entpuppt sich als das erfolgreichste Resozialisierungsprogramm linker Gesellschaftskritik.‹ Und dann schreibt Sahra Wagenknecht ihre vielleicht besten, sicher aber einflussreichsten Texte über Europa und die Finanzen in der FAZ – nicht im Neuen Deutschland und nicht auf der Netzseite der Linkspartei (und auch nicht im Freitag).«

(Jakob Augstein im »Freitag« vom 16. August 2012)

»Nach der großen Finanzkrise, die eine Vertrauenskrise des Kapitalismus war, stellte er fest: ›Ein Jahrzehnt enthemmter Finanzmarktökonomie entpuppt sich als das erfolgreichste Resozialisierungsprogramm linker Gesellschaftskritik.‹ Und dann druckte er die vielleicht besten Texte der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht über Europa und die Finanzen in der FAZ ab.«

(Jakob Augstein im »Spiegel« vom 16. Juni 2014, S. 115)

*

»Ein ›großartiges intellektuelles Spielzeug‹ hat Schirrmacher das Feuilleton einmal genannt. Wie sehr müssen ihn all jene dafür hassen, die das Spielen vor langer Zeit verlernt haben.«

(Jakob Augstein im »Freitag« vom 16. August 2012)

»Schirrmacher nannte das Feuilleton einmal ein ›großartiges intellektuelles Spielzeug‹. Und wie sehr hassten ihn all jene dafür, die das Spielen vor langer Zeit verlernt haben!«

(Jakob Augstein im »Spiegel« vom 16. Juni 2014, S. 115)

*

»Der Mächtige, der es jung an die Spitze geschafft hat und für dessen Aufstieg das Nietzsche-Wort galt: ›Ich überspringe oft die Stufen, wenn ich steige, – das verzeiht mir keine Stufe.‹«

(Jakob Augstein im »Freitag« vom 16. August 2012)

»Für den Mächtigen, der es jung an die Spitze geschafft hatte, galt das Nietzsche-Wort: ›Ich überspringe oft die Stufen, wenn ich steige – das verzeiht mir keine Stufe.‹«

(Jakob Augstein im »Spiegel« vom 16. Juni 2014, S. 115)

*

»Wer sich hierzulande gleichzeitig mit Philosophie, Technologie, Soziologie, Epistomologie und Heuristik befasst, arbeitet vermutlich eher in der Redaktion der Sendung mit der Maus als am Elitezentrum einer deutschen Universität oder in der Redaktion eines Feuilletons.«

(Jakob Augstein im »Freitag« vom 16. August 2012)

»Wer sich gleichzeitig mit Philosophie, Technologie, Soziologie und Heuristik befasst, arbeitet eher in der Redaktion der ›Sendung mit der Maus‹ als in der Redaktion einer großen Zeitung.«

(Jakob Augstein im »Spiegel« vom 16. Juni 2014, S. 114)

 


Vossianische Antonomasie (Teil 69)

Berlin, 6. Juni 2014, 20:48 | von Josik

 

  1. der belgische Heintje XXL
  2. der Hans Werner Richter des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts
  3. a Chekhov from China
  4. der Kolumbus des Digitalzeitalters
  5. die Inge Meysel der Sprachhüter

 


Kaffeehaus des Monats (Teil 83)

sine loco, 1. Juni 2014, 13:46 | von Josik

Wenn du mal richtig Zeitung lesen willst:

Das neue Romanische Café im Waldorf Astoria, ein wie immer absichtsvoll schlechtes Foto, sry

Berlin
Das »Romanische Café« im Waldorf Astoria
in der Hardenbergstraße, gegenüber vom Zoo Palast.

(Am Zeitungsständer hängt, als wir das Café betreten, nurmehr die »Berliner Morgenpost«. Alle noch renommierteren Zeitungen liegen auf dem Tisch des mittelgut situiert wirkenden russischen Ehepaars am Tisch neben uns, das sein nahezu wortloses Frühstück bis weit in die Nachmittagsstunden hinein ausgedehnt zu haben scheint. Draußen nieselt es, also entscheiden wir uns für einen Choko Crisp Cake sowie eine heiße Schokolade mit Zimt bzw. für einen Café Crème und eine Zitronen-Baiser-Tarte. Mit Mühe und Not schaffen wir es, diese Gottesgeschenke aufzuessen, und sind danach völlig erschlagen. Die Bedienung lacht und lacht und versprüht authentische Laune, und plötzlich verstehen wir, warum die Russen nach ihrem Frühstück ebenfalls sprachlos sind.)