Carmen Caputo

gangway #30/31

Gedichte

© 2004 by Carmen Caputo

 

Stadtmensch

Der Morgen
als Dampfbad erwacht
teert er die Rinnen der Dächer
die Bögen der Regen
legen sich nackt auf das Pflaster
die Büste der Künstler ertränken
in fliessenden Pigmenten
das aufrechte Bild der Lügen
flieht mit den Stunden dahin
auch der Tag und die Häuser
die Menschen der Gärten
weben die Jahre in Falten
und die Straßen erwachen
menschenerwärmt.




Träumer

Seht Ihr die Träumer
Milieu der Pfennigabsätze
wie Laternen strecken
sie ihre Brüste heraus
wo Nachtfalterblicke
den Tag entjungfern nur die Nacht
ihr Frühstück einnimmt
sie werfen das Heute
über Bord auf das Grasland
die Anzüge schmecken den Deal
in der Gosse verenden die Sehnsucht
nach mehr hört ihr den Lärm nicht
der ziehenden Träume nach Übersee?




Regentag

Das Meer liebte den Tang
die Alge den Frieden
der Wagen bündelte
die Sterne zu Licht
die Brandung
die Schatten wiegte
Scherenschnitte
und ich lief ihnen nach
der Heiterkeit der Solen
als es draußen begann
Fliederbeeren zu fallen
und die Welt
ihren Blick auf sie legte
nur ich




Ist ein Jahr noch ein Jahr?

Wie falsch das Wetter war ich wusste
es würde die Blüten erwachen die ersten
die rehbraunen, die es gar nicht geben konnte
sagst du es gibt viel was es nicht geben kann
und nicht darf wie die Raben schwitzen
auf den Dächern es ist Winter
nur die Reiher frieren es kann nicht sein
hoffst du wie die Hagebutten am Fluss
zur richtigen Zeit erblühen wollen
eine Frage des Willens ich weiß es nicht
vielleicht sollten wir unsere Hände
zuknöpfen dass sie geschlossen bleiben
unfähig sein werden an geschaffenen
Werken zu holzen, zu zerstören ich will
es nicht fast gebe ich auf doch in mir
ganz tief in mir ist die Hoffnung
auf den Schnee den unsere Schritte signieren
und wir laufen werden durch ein Jahr.




Die guten Zeiten

Wie Gewänder wallten
ihre Schreie herab
im Wind das Korn des Sandes
die Burgen die Fahnen
gebückt auch das Riedgras
das Schilf auf den Wegen
Staub der Erinnerung
meine Lider begann zu fluten
ertränkten die Dünen
einen Flügelschlag nur entfernt
schrieben aufrichtige Möwen
die guten Zeiten ins Land.




Hoffen

dort wo Steine
die Ströme aufhalten
ihr Schweigen
ins Taglicht tragen
dort wo Ammern
ihren Flug formatieren
die Schatten der Brote
auf Kieswege fallen
ihre Krallen den fließenden
Wolken gleichen in Scharen
die Länder bevölkern
wird der Tag
gütiger im Geben
und verliebt sich in die Nacht.

 

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