Reviews: Eva Jancak

Deutsch Eva Jancak: Die Vier tage buch frau. Eigenverlag, Wien 2002.

Eine auf mehreren Ebenen stattfindende Zusammenschau, die innerseelische wie gesellschaftliche Prozesse aufgreift, hat Eva Jancak unter dem Titel „Die Vier tage buch frau“ zu Prosa zusammengefaßt. Gegenstand der Beleuchtung ist die Zeit der ersten hundert Tage des Jahres 2000, einer Phase der innenpolitischen wie außenpolitischen Veränderungen in Österreich.

Da gibt es etwa die PR-Assistentin Luzie F., eine Klientin der ICH-Erzählerin, die ihrerseits eine psychotherapeutische Praxis betreibt. Luzie benutzt vier verschiedene Tagebücher, die durchaus symbolischen Charakter haben: ein blaues, ein schwarzes, ein rotes und ein grünes. Jedes von ihnen ruft eine andere Empfindung in der Benutzerin hervor. Das blaue Tagebuch Aggression. Das grüne Hoffnung. Über diese ihre Empfindungen spricht sie mit ihrer Therapeutin.
Auch ein Nachbarschaftszentrum spielt eine brisante Rolle, weil es soziale Strukturveränderungen aufzeigt. Symbolisch fungiert es als Ort der Orientierungslosen.
Da kommt es zu diversen Begegnungen und Geschehnissen. Martha Müller etwa taucht auf, eine Schriftstellerin, die während eines Aufenthaltes in New York das Leben der Obdachlosen erforscht. Bald gerät auch sie in Österreich in dieselbe Lage. Und folgerichtig ist auch die Protagonistin ihres Romans Felicitas Fee, namen- und obdachlos. Doch das ist noch nicht alles ... Das Leben ändert sich gemeinhin ...

Das Buch ist kurzweilig und originell, weil es zwischen innergesellschaftlicher Realität und Symbolik hin und herwechselt. Eine lebendige, subjektive Bestandsaufnahme.

Reviewed by Petra Ganglbauer, 4 November 2002

Deutsch Eva Jancak: Die Zusteigerin oder Die Reise nach Odessa. Eigenverlag, Wien 2006.

Ein gut lesbares, unprätentiöses Buch liegt vor mir.

Das Spannende an dem Roman der Autorin Eva Jancak ist die Darstellung verschiedener Erzählstränge auf mehreren Ebenen.

So gibt es eine alltägliche Ebene, auf welcher wir Einblick in das Leben der Hauptpersonen (Anselma, Kasimierz oder Hyronimo) gewinnen; weiters findet sich eine Ebene des Mailkontakts, elektronische Briefe, in denen die Autorin, ausgewiesen als E., ihre Sicht des Literaturmarkts oder der Weltpolitik offenlegt; mittels dieser Mails erfahren wir Genaueres über den zeitliche Rahmen, in dem sich der Roman abspielt.

Schließlich spitzt sich die Handlung zu, als Anselma, während einer kostenlosen Reise nach Odessa, nicht nur, wie Kasimierz versprochen, Untersuchungen anstellt, um Unterlagen über den mysteriösen Tod seiner Großmutter ausfindig zu machen; sie deckt dort auch noch zufällig einen Kinderpornografiering auf.

Das Buch erzählt und analysiert gleichzeitig. Es ist kurzweilig und gesellschaftskritisch.

Zu beziehen bei Eva Jancak: Krongasse 15/1, 1050 Wien.

Reviewed by Petra Ganglbauer, 1 March 2006

Deutsch Eva Jancak: Novembernebel. Eigenverlag, Wien 2008.

Wie alle Bücher der Autorin, ist auch dieses spannend – auf eine ganz spezifische Art und Weise. Es handelt sich um jene Spannung, die aus dem Zusammenwirken von lebendigem anschaulichen Erzählen und einem durchaus bewusst gesetzten gesellschaftspolitischen Anspruch besteht.
Jancak greift – wie immer – brisante, aktuellste Themen auf, in diesem Fall Euthanasie, den Umgang mit dem Alter in der westlichen Gesellschaft und einiges mehr.

Emma Huber wird auf postalischem Wege aufgefordert, sich selbst zu entsorgen; und dies knapp vor ihrem 80. Geburtstag. Ein greller Initialreiz ist das; ein Kalkül der Autorin: so etwas nimmt die Leserin gefangen. Von da an nehmen die Dinge ihren Lauf. Das Buch wandelt sich zu einem Kriminal, das bis in die rechtsgerichtete Parteipolitik reicht.

Schön, dass es Jancak auch in diesem Buch wieder so gut gelingt, das Alltägliche mit dem strukturell Gesellschaftlichen zu verbinden.
Die Autorin hat im Umgang mit gesellschaftskritischen Themen Erfahrung und schafft es, Inhalte auch tatsächlich zu inszenieren!

Zu beziehen bei Eva Nagl-Jancak: jancak@wu-wien.ac.at.

Reviewed by Petra Ganglbauer, 27 October 2008

Deutsch Eva Jancak: Heimsuchung oder halb eins. Eigenverlag, Wien 2010.

Das Buch hat einen beinahe konzeptuellen Ansatz, wurde es doch just in einem Monat – dem nationalen Writing Month 2009 – geschrieben, um bei NaNoWriMo mitzumachen und einen Roman aus 50.000 Worten zu produzieren. Die Autorin hat an verschiedenen Plätzen gearbeitet, mehr oder weniger fortlaufend geschrieben, die jeweiligen Topografien flossen auch in den Text ein.

Zudem ergänzt das Buch sehr passend Jancaks bisheriges Schaffen:
Wieder arbeitet die Autorin gesellschaftliche Strukturen heraus; darüber hinaus Literaturmarkt – und Schreibszeneninterna.
Aber auch der Cyberspace wird eingebunden: In diesem Spannngsfeld zwischen Blog-Kommunikation und Alltag bewegen sich die Ereignisse.
Jancak versteht es, die Leserin, den Leser der Ereignisse regelrecht habhaft zu werden, an ihnen teilzuhaben, auch weil ihr Erzählstil sehr plausibel und plastisch geartet ist.
Sie arbeitet die Interaktionen zwischen ihren Figuren anregend heraus, wiewohl wir stets auch das Gefühl haben, die eine oder andere unter ihnen (abgesehen von der sehr realen Nobelpreisträgerin Herta Müller) persönlich zu kennen. Das macht den Text auch spannend. Es geht um Missgunst (gegen Barbara Winter beispielsweise), um Frustrationen (Svetlana Richters Erfahrungen etwa) und vieles mehr. Vieles davon erfahren Autorinnen und Autoren während ihrer Lebenszeit beinahe unausgesetzt.
Ein inhaltlich sehr waches Buch, das auch lebendig geschrieben ist!

http://www.jancak.at

Reviewed by Petra Ganglbauer, 24 September 2010


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