Reviews: Helmuth Schönauer

Deutsch Helmuth Schönauer: DIE VOLLBESCHÄFTIGUNG DER SINNE. GEFRÄSTE GEDICHTE. Grasl Verlag, Baden bei Wien 2003.

Er ist ein Spracharbeiter, der Autor, er siedelt seine Gedichte in unterschiedlichen Räumen an: Gesellschaftsräumen, als da auch medialen Räumen, Kopfräumen. Das Grauen hält Einzug, und wenn nicht real, so doch immer wieder als Vorstellung: Bilderfeldzüge sind das, scharf geschliffen, mithin poetisch, insistierend, radikale Feststellungen. Das sind formale Raster aus Faktischem, Festmachungen, – die Sinne, wie der Titel sagt, werden bis zur letzten Konsequenz befasst – kein Entrinnen möglich. Einer der spannendsten Gedichtbände der jüngsten Zeit.

Reviewed by Petra Ganglbauer, 7 May 2004

Deutsch Helmuth Schönauer: AFTERSCHOCK. SCHWERE HTML-GEDICHTE. Verlag Sisyphus, Klagenfurt 2005.

Afterschock Buchcover

Poetisierte Traumatisierungen sind das, ein Aufzeigen jener Blutleere im Gehirn, die Platz greift, wenn nichts mehr Sinn macht, alles ausgereizt und überdehnt ist. Und somit austauschbar. Wenn nichts mehr, kein Wort, kein Sinn, kein Ding für sich stehen kann; wenn alles verschwimmt und sich zu verlieren beginnt. In Art von Hyperstrukturen hat der Autor den Band aufgebaut; da gibt es ein Weiterschreiben, Korrespondenzen oder auch Schlüsselworte.

Einmal mehr trifft Helmut Schönauer auf geniale Weise den Nerv unserer völlig aus den Fugen geratenen Gesellschaft (Das lyrische Ich lebt an der Peripherie im Österreich des Jahres 2005) und zeigt Mechanismen des grellen Scheins dieser spätkapitalistischen „Ordnung“ auf: Obszönitäten, Wertverlust, Sprachstillstand, Isolation, Einsamkeit, seelische Verrohung usw.

Da ist nichts mehr. Nicht einmal mehr Fragmente einer Zugehörigkeit sind erfahrbar, alles kommt beiläufig neben allem zu liegen oder zu sprechen: dieses verbliebene Nicht-Einmal-Nichts, diese verkommenen Reste aus flacher Sprache und oberflächlichem Handeln ziehen einem die Gedanken, die Worte beim Lesen des Buches dann noch einmal aus dem Kopf wie fade, müde, ausgedünnte Keimlinge. Als kämen sie durch den Lesakt noch einmal zur Welt!
Um sich dann endgültig aufzulösen.

Doch nicht einmal Fragen hinterlässt dieser schreckliche Abgang.

Der Autor erreicht, dass wir zwischen den Sätze durchfallen, nein, regelrecht hinunterstürzen, aber da ist nichts, was uns auffangen könnte.

Aber wohin stürzen wir nur, wohin?

Reviewed by Petra Ganglbauer, 21 March 2007


Home | Info | Contact | Editorial | Magazine | Community | Search | News | Reviews | Disclaimer | Feedback | Archive