Reviews: Waltraud Seidlhofer

Deutsch Waltraud Seidlhofer: TE ANAU. WILDERNESS. ZEILEN. Verlag Grasl, Baden bei Wien 2001.

Fein ziselierte, dicht gebaute Gitterstrukturen – angesiedelt als Texte, – auf den ersten Blick Gedichte. Definiert als Zeilen:

Zwischen Te Anau, einem Ort auf der Südinsel Neuseelands und Wilderness, einem Ort an der südafrikanischen Garden Route legt die Autorin ihre Fährten, hinterlässt Spuren. Und es entstehen geradezu Tonkörper in mir, wenn ich ihr Zeile für Zeile folge; ich gerate in einen eigenartigen Singsang, werde von einer konsequent strukturierten Welle erfasst. Etwas Stringentes, Nachdrückliches, Singuläres ist Qualität dieser Texte, eine Endlosigkeit, die sich aus dem Buch hinausbewegt, in es hineinwirkt.

Die Geometrie der Landschaft ist federführend; und ihre Ornamente, Brüche, Aufwürfe finden eine beinahe holographische Umsetzung in diesem Band. Was dabei entsteht, ist von achtsam gewobener Konsistenz. Teppiche. Landschaftsteppiche. Textteppiche.

Immer wieder spiegelt sich die Innen- in der Außenwelt, die beiden kontrastieren einander, ergänzen sich, finden sich im steten Abtausch, wie Ebbe und Flut, Sturm und Windstille.

Farben treten hervor, allem voran Grün, das beruhigende Grün dieser Architektur.

Reviewed by Petra Ganglbauer, 18 March 2002

Deutsch Waltraud Seidlhofer: GEHEN. EIN SYSTEM. Ritter Verlag, Klagenfurt-Wien 2005.

GEHEN. Ein System. Cover

Stete akribische Rückversicherungen, perseverierende, genaueste Schreibbewegungen zeichnen Waltraud Seidlhofers Texte aus, Sprachstränge, die präzise zwischen Koordinaten festgemacht sind; Abläufe, die räumlich geortet werden können.

Ein gleichlaufender Rhythmus ist Träger dieser Zeilen, jener unverkennbar kühle Duktus, der insgesamt federführend für die Autorin ist.

Wie für andere Arbeiten Waltraud Seidlhofers ist auch hier ihr Aufenthalt auf Neuseeland ursächlich, unverkennbar somit auch eine topografische Poetizität.

Ich bin von Waltraud Seidlhofers begrifflichen Exkursen, ihrem Aus-schreiten, Aus-schreiben und Aus-denken von urbanen und ruralen Geometrien sehr beeindruckt!

Reviewed by Petra Ganglbauer, 28 September 2005

Deutsch Waltraud Seidlhofer: TAGE, PASSAGEN. Klever Verlag, Wien 2009.

Tage, Passagen. Cover

Die Texte Waltraud Seidlhofers sind Teilstücke eines lange schon zuvor begonnen Sprachexkurses.
Es sind diese Wanderungen im urbanen wie im ruralen, in der Sprache wie in der Welt, die Seidlhofer unausgesetzt unternimmt, und es mutet an, als wären wir ab und an eingeladen, ihr, der Autorin, zu folgen, wiewohl sie, die Autorin, sich – quasi für sich – auf dieser Endloswanderung befindet, die regelmäßig in Büchern ihren Niederschlag findet. Eine Konsekution ist das Unterfangen des Lesens, wir folgen einer ganz spezifischen Schreibbewegung oder Wahrnehmungsweise, es ist, als legte Waltraud Seidlhofer ein Raster über das Weltgelände, wodurch all jenes, das unter dem Raster liegt, gelöscht wird und alles, was sichtbar ist, auch lesbar wird.
Aus großer Genauigkeit ist dieser Textkörper geschrieben, eine Textur, die, wie viele ihrer Vortexte geometrisch und akribisch anmutet. Eine der Hauptqualitäten ist die Nachdrücklichkeit, mit der die Autorin, den Landschaften, Formen, Linien visuell und also verbal nachspürt.
Dergestalt spiegeln sich Mikro- und Makrokosmos, Körper und Landschaft in den vorliegenden Texten.

Reviewed by Petra Ganglbauer, 8 December 2009

Deutsch Waltraud Seidlhofer: Podium Porträt 48. Podium Verlag, Wien 2009.

Spannend ist auch das Podium Porträt, welches, ausgestattet mit einem trefflichen Vorwort von Christian Steinbacher, die literarische Entwicklung der Autorin aufzeigt.

Beides [wie: Tage, Passagen.] ist sehr empfehlenswert!

Reviewed by Petra Ganglbauer, 8 December 2009

Deutsch Waltraud Seidlhofer: stadtalphabet. Mit Messerschnitten von Josef Kühn. mitter verlag, Wels 2010.

stadtalphabet. Cover

In unausgesetzter Bewegung finden sich die Texte Waltraud Seidlhofers:
es ist die Bewegung des Geistes wie der Wörter und der Orte: also der Sprache!
Die Autorin stellt – wie in ihren bisherigen Arbeiten – die Elemente der Wirklichkeit neu und anders in Beziehung zueinander; so als wären die Gesetze der Schwerkraft aufgehoben. Die traditionellen Parameter Raum und Zeit existieren längst nicht mehr, vieldimensional taucht alles auf und unter oder springt in jener großen Leere umher, die, wie mir scheint, Ausgangspunkt dieser Literatur ist.

Zudem spricht die Autorin unterschiedliche Materialitäten an, die das Fassbare wie das Unfassbare, reale Urbanität/Landschaft und deren Modellcharakter einbeziehen.
„pappmodelle
und finger
und kuppeln“
Maserungen, Schraffuren, Zeichen setzen diese Gedichte/Sprachsequenzen nachdrücklich und konsequent – und muten dabei äußerst dynamisch an.
„stadt : die stelle
definition eines begriffs,
sammlungsdichte“

Filigran sind die beigestellten Messerschnitte von Josef Kühn, zerbrechliche Architekturen, die aus wieder anderen Kontexten entnommen sind, formal jedoch die Kommunikation zu den Texten aufnehmen.

Ein wundervolles Buch!

Reviewed by Petra Ganglbauer, 7 February 2011

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