1.
Millennium
Wie von einer
unsichtbaren Hand gelenkt
schwingt das Schwert
des Damokles
und zerschneidet
den eigenen
Pferdehaarfaden
und trifft daneben.
Vor Burgtoren spielen
Trojanische Pferde
das Schachspiel
der Jahrtausendwende.
2.
Exil
Nur die Vögel
fliegen
über die Grenzen
und entkommen
den lautlos
aber unweigerlich
schliessenden Netzen.
Das Bewusstsein sinkt
ins Unterbewusstsein.
3.
Concrete Jungle
Schwerelosigkeit
im Wolkenkratzerviertel
der Stadt der Städte.
Die Ursache ist vorerst unklar.
Weit und breit
ein feines Chaos.
Glücklich schweben wir
neben glückbringende
Schornsteinfeger
von einem building
zum nächsten Gebäude.
Nirgends ist der Morgen so golden
wie hier, im Park der
Beton-Glas-Stahl Phantasie.
Ein kleiner Stein
neigt leise die Spitze der
steil steigenden Halbleiterleiter.
Langsam doch konkret ... wieder ...
Gravitation.
4.
Alter Ego
Mein Lyrisches Ich
erfährt
Tag für Tag
eine Spaltung
die ich mag.
Irgendwo (inside)
vermute ich, vag,
die Existenz
symbolischer Interaktionen,
die Inflexionspunkte
gekoppelter Ideen
und den diskreten Konflikt
zwischen
Wille und Vorstellungskraft.
Eigenvalue und self
durchstreifen und durchsuchen
innere Landschaften nach dem Profil
des passenden non-selfs.
5.
Jugendstil
Die geheimnisvolle Welt der Pflanzen
spendet Blattgrün
an freie Eidechsen
deren lila Lebensfreude
für die zügig geschwungenen
im eigenen Haus verbotenen
Schnecken
lebenswichtig ist.
veröffentlicht
in "Zeitriss"
6.
Where Do You Go ?
Kreise und Kugeln
Bälle und Räder.
Don Quichote bastelt
am Mechanismus
der Windmühlenfelder.
In der Zoo - Zone
ist inzwischen
alles ruhig geworden:
Zug hält.
Wagen hält.
Die innere Uhr der Zellen
schlägt leise Mitternacht.
Nur in Burgtürmen
läuten die Gauss'schen Glocken:
"Attention! Attention!
You are leaving the American sector."
7.
Cold War Winterlied
Der rauhe Winterwind hält am Bahnhof.
Gefroren - verfrorene Bewegungen
tummeln sich
aus den Hochhäusern
in den abfahrenden Zug.
Abfahrende Autos hinterlassen
zersplitterte Zebrastreifen.
Über Eisflüsse
frieren Wasserstoffbrücken.
Wie elektrisiert
übt Hypnos
seine Einflüsse
über äussere
und innere Landschaften.
8.
Modern Times Imago
If it
makes You happy
then why are You so sad ?
Ein Zyklon
kreist und wirbelt
das Schicksal
aller Banknoten dieser Welt.
Sinnlos
sammeln
Passanten
die schwebenden Scheine,
die fliegenden Gelder,
das wandelbare Glück ...
Stück für Stück
... rollt
das kosmische Rad der Zeit
durch die ganze Ewigkeit.
Der Tod starb seit Jahren.
9.
Viel zu weit von Tipperary
Endlich. ...
Befreit,
fotografiert
mein einsamer Freund
vom runden Tisch der Stille
und des Schweigens
die ruhige Unendlichkeitskolonne
der Sterne.
Irgendwo, viel zu weit,
viel zu fern,
liegen die bunten Schmetterlingsgärten
von Tipperary.
Oh, umsonst sind diese Tage, ...
viel zu weit von Tipperary.
10.
Fraktalia
Mit Buckybällen spielen
die grossen Moleküle des Weltalls
das Fussballweltallmeisterschaftsfinale
unter Schönwetterwolken
mit fast unendlich langer
Halbwertszeit.
Das neue Zeitinternet
verbindet das Spiel,
über den ganzen Allraum,
mit Leben, Materie und Energie.
Menschen und Computer,
Abendtänzer und Roboter,
Janusköpfe und Doppelsterne,
Weisse Zwerge und Quasare,
Mensch-Maschine Übergänge,
alle erleben, ab jetzt,
die immense Freude des ewigen Lebens.