GEDANKENGEFLÜSTER,
ERSTE MEINUNG
münder
die sich öffnen
gegen morgen
körper
im ersten licht
noch grau
lider
die sich heben
den stunden zu
netz
aus halbem und
wahrem halbwahren
gedanken
erste erheben sich
die schreiten voran
die bleiben
nicht liegen
die schleichen nicht
in die nischen
hinter den bleiliderwänden
zurück
BEGIERDE
wir schälen die lust
aus dem fleisch wenn
wir uns am abend begegnen
wenn wir den linien der hände
folgen auf unseren körpern
im dunkel im hunger
nach hellem in uns dem
weißen in unseren augen folgend
schwankend voreinander
erblindend geblendete geschöpfe
wortlos bebend dann wieder
worte ineinander sagend
finster und schön und wir fallen
fallen und fallen dabei
fallen hinab
hinunter den weg
den wir kamen versunken in
gedanken an uns
wundgehofft, wundgedacht
KATHEDRALE DER NACHT
so spannten wir
die tage
vor unsere kutsche
und legten uns
gewänder an
die uns erhoben
über das
was wir niemals
besaßen
so trieben wir
die tage vorwärts
in die ferne
streunten durch
die fremde
rissen die sterne
vom himmel
wo wir sie
zu fassen bekamen
und gruben sie ein
in unsere spuren
so wurde es dunkel
und dunkler und
nacht doch wir
wußten einander
im ruf der eulen
und trieben trotzdem
die verdunkelten tage voran
um uns herum
formte sich die nacht
zu stein
für jeden stern
wuchs ein kiesel
heran an der wand
der kathedrale der nacht
fuhren wir blindlings
unsere kutsche
zuschanden dann stille
und ein flügelschlag
einer uns fremden eule
SOMMERLICHE BILDSTÖRUNG
himmelsäugig geöffneter tag
die blaue vorstellung vergrellt
verlichtet federstrichverdichtet darin
gas, wölkisch, weiß
augenkreise wandern
windrosenwärts
rastern das rund den
grün bebaumten rand
plötzlich: das oben
ohne vorwarnung jetgeteilt:
die hemisphäre
großspurig weiß durchstrichen
unsere kreise
beinahe archimedial
gestört
KREUZRITTER ZWISCHEN
EUPHRAT UND TIGRIS
breit die worte vom namen
gottes in dessen
sie knochen schlagen wie holz
breit die worte die
sie um sich werfen:
warum sie das tun
breit die worte die
sie treten von freiheit
die sie bringen
aus
gebreitet die fahne
über den särgen
in denen
die knochen
die worte liegen und
die freiheit
GEDANKENGEFLÜSTER, ZWEITE MEINUNG
morgens eingehaucht
nach öffungszeit des körpers
zum bewußtsein hin
ein paar vermischte gedankenknäuel
wie wolle entwirren
knoten die sich bilden sich lösen
graue wolle übrigens
oder doch eher blau
ich begreife:
sie färbt der himmel
der durch den lid
spalt
tropft
GEDANKENGEFLÜSTER, DRITTE MEINUNG
sehnerv, graviert
mit deinem
nächtlichen bild
mondgrau auf
weißem tuch
zweisam atmend
das schweigen
zwischen uns
aufrecht haltend
das sprachorgan fest
verschlossen niemand
nimmt die pille
gegen wortwachstum
nur die schmiegsamkeit
eines leibes spricht für sich
ACHTZIGERMELANGE
so gingen wir
durch die straßen
im dunkel vor zeiten:
in der engschmiege
schlangengleich im
domestizierten kamasutra
am ende ihrer schwarzen zweige
sagten wir uns helles
in der welt zwischen
zwei laternen deren licht
klatschte fern von uns
auf den asphalt
und eine melange aus
scirocco und barclay james
harvest schrie auf von hinten
von der straße her wo man
uns beneidete belächelte war alles
dabei und nichts am anfang
hielten sich zwei hände
um sich nie zu verlieren
am ende blieb ich ich und du
du wir vergaßen uns
darüber schneller als uns
die straße vergaß durch die
wir gingen vor zeiten
deren namen ich noch weiß
doch nicht deinen
JOSE KEHRT NACH HAUSE
hitzland
leergeschwitzte erde
dörrkrumen pulverisiert
olivenbaum
filigraner fächerbogen
umstaubter schattenspender
luft
lustlos
steht abseits
haus
ziegelknisternd
weiß umstrahlend
hügel verflimmert
silhouette luftgekocht:
jose kehrt heim