Abschiedszimmer
Wahrhaftig zeigt sich das Gesicht des Nichtmehrgeliebten. Im Augenblick,
wenn ich es streife, zerfleischt der Wolf, das Gedächtnis, sich
selbst und es kommt ein Wölflein zur Welt. Wahrhaftig ist dein
Gesicht, du mein Nichtmehrgeliebter. Ich streife und streife es und
vergesse dich, du, den ich unzählige Male in meinen unzähligen
Träumen malte. Tränen, die ich verbarg, um dich nicht zu
betrüben, wiegen sich nun hinter dem Fenster.
Wir treten als abschiedliche Rosen zum Fenster. Als ungeschickte langstilige
Rosen, die vom Leben nichts wissen. Wir treten ganz nah zum Fenster
und die Tränen drücken sich an festes dünnes Glas,
wie Besucher in einem Gefängnis ihre Stirne an die Strine der
Gefangenen pressen. Dein Gesicht, Geliebter, entflieht meinen Netzen,
meinen sanften langsamen Händen und es findet den Weg zurück
zu sich selbst. Es wird fremd, fremd, wie alle Dinge im All sind.
Denn alle Dinge, die wir zu besitzen glauben, gehören immer sich
selbst. So kam und geht nun das Gesicht, das ich liebte. Es geht und
ich laufe ihm nach, es streifend und vergessend. Dein Gesicht... Geliebter...
nicht mehr...
Mir
träumte:
Ich bin allein in einer Stadt.
Ein Nestling stürzt im Schlummer in den Hut des Bettlers.
Die zarten Ohren der Angst flattern überall.
Einsame Frauen.
Ich sah sie von fern.
Als sie vorbeigingen, glimmte ihr Lächeln auf,
wie altes süßes Heu.
Das Pflaster war schwarz und naß.
Einsame Frauen rasten und rutschten wie toll.
An manchen klebten Kastanienblätter.
Mich peitschten die zarten Ohren der Scham,
als ich als Mann verkleidet Rosen schenkte:
jeder Frau, die ich in dieser dunklen Stadt traf.
Dabei sprach ich: schöne Frau, ich liebe dich...
Leb wohl, schöne Frau...
Gut
jetzt Witze zu machen. Wir lachen Tränen und umarmen uns fest.
Ich rede gerne und viel darüber und glaube nicht wirklich daran:
«Als alte Frau werde ich bestimmt wie ein Kind sein,
und es wird mir das Herz rasch wie in der Kindheit wachsen».
Wir werden vergehen wie Kapitäne.
Vor den Häusern der Freunde werden wir
uns nicht mehr drängen und die warmen Katzen streicheln
werden wir nicht mehr. Nicht mehr lang und wir sind Gleiches und für
immer getrennt.
Sommerhaus
Schön ein warmer Vogel in deiner Brusttasche zu sein...
In der Nacht knarrten die Fenster im Wind.
Du standst auf und du gingst
mit schnellen Schritten durch das Zimmer.
Wie ein Greis murmeltest du auf der Treppe.
Bald kamst du zurück,
als hättest du den Wind beruhigt.