Jürgen Marschal |
|
Dorfdetektiv Bordo Stokkkholm |
© 2004 by Jürgen Marschal |
Die Sommersonne schrie laut vom Himmel auf die schwitzenden Dächer des Bergdorfes hernieder. Alles roch nach normaler Normalität und nichts war wie es noch nie war, denn alles war wie immer. Bis gleich jedenfalls. Eigentlich
gab es ja auch gar keinen mächtigen Berg, welcher die Straßen
und Grundstücke im Ort über sich aufwölben hätte
können, um jedoch das eher häufige Geficke innerhalb der Familien
zu rechtfertigen, ob der zivilisatorischen Aussätzigkeit und der
dorfeigenen Trunksucht, wurde die kleine Siedlung eben einfach Bergdorf
genannt. Tränen streichelten schmerzhaft die Eiterkrusten ihres geschlechtsbekrankten Körpers, und ihre kebabförmigen Oberschenkel versuchten verzweifelt aber chancenlos aus der engen Hose zu fliehen, als sie im Takt mit ihrem Pulsschlag den Verlust des Sohnes beschluchzte. Sie war traurig, halbalt und nun auch noch ohne Sohn. Vor allem aber war sie die Nachbarin von Dorfdetektiv Bordo Stokkkholm. Und der war sogleich zur Stelle... Das
ist ein äußerst offensichtlicher Moment, murmelte der
junge Bordo in seinen Mehrtagesbart und sein investigatives Herz blühte
vor Freude über seinen ersten Fall ever auf. Ich bekomme einmal 2 Semmeln mit ohne dieser Wurst hier und dann noch 2 Kilo nicht diesen Schinken da. Bin nämlich Vegetarier. Kann Tiere nicht ausstehen. Der alte Fleischer packte das Gewünschte ein. Sonst noch was? Ja. Haben sie den jungen Hurensohn ermordet, respektive entführt?, Bordo Stokkkholms Unterkiefer trat vor das obere und er bließ sich seine fettigen Haare vom und dem kopfschüttelnden Fleischer seine Alkoholfahne ins Gesicht. Nein Gut. Das wars auch schon wieder. Der Fall schien schwieriger zu sein als angenommen. Die Nacht fraß bereits den Tag auf, und Bordo beschloss, dass er für heute genug detektivte und widmete sich der Schnapsflasche in seinem Lederrucksack. Am
nächsten Morgen zierte ein tadelloser roter Ausschlag den dürren
Anti-Adoniskörper des restalkoholisierten Detektivs. Seine Neoleichenallergie
ein wahrhaftiger Segen für jemanden in seiner teilmorbiden
Branche machte wieder einmal auf sich aufmerksam. Sie verbergen tote Menschen. Meine Haut sagts mir. Bordo Stokkkholm schob den zwischen dem Türstock stehenden Beschuldigten zur Seite, und drang in dessen Wohnung ein, während Bordos Ausschlag rhythmisch pulsierte und seine Haut glühte. Wer
ist da, Poldi? Wer ist das?, krächzte es aus einem Rollstuhl
in der Zimmerecke. Dorfdetektiv Stokkkholm schritt Eleganz vortäuschend
mit höflich gekrümmter Wirbelsäule zwecks Begrüßungsformalitäten
gentlemännisch zur Großmutter des vermeintlichen Leichenversteckers. Seine
Allergie wies ihm nicht den Weg zum toten Vermissten, sondern zur alten
Frau im Rollstuhl, welche bereits halbtot war. Aus ihren Waden krochen
herrliche Würmer und bis zur Hüfte aufwärts war sie bereits
sehr gut abgestorben. Diesen Zustand so ausharren zu lassen, wäre
natürlich fahrlässig gewesen. Bis diese Frau eine vollständige
Leiche ist, kann es noch Monate dauern. Ich hingegen reagiere allergisch
auf frischen Leichnam, habe nur gering Zeit und darf nicht von Halbleichen
irritiert werden. Wollt grad sagen., pflichtete
der junge Mann dem Detektiv bei, da hatte Stokkkholm auch schon aus
sicherer Entfernung die alte Frau erschlagen. Bordo
kam schließlich die auch nicht gerade schlechte Idee, dass er
vielleicht doch einmal die Wohn- und Arbeitsräume der Fußballplatzhure
nach Hinweisen absuchen könnte. Gesagt, getan:
|
|
Back | Feedback | Contents [frames] | Contents [noframes] | Top |