Reviews: Ruth Aspöck

Deutsch Ruth Aspöck: Schnaitheim. Sommerheimat. Edition die Donau hinunter. Wien-St. Peter am Wimberg 2000.

"Die Zeit ist gekommen, die Heimatlosigkeit, ..."
Mit dem ersten Satz tauche ich ein und vertraue mich jener Identitätssuche an, der die Autorin ihre Protagonistin unterzieht und welche sich aus insgesamt fünf Kapiteln zusammensetzt: Wegsuche Beruf/ Heimat Salzburg/ Sommer Schnaitheim/ Winter Linz/ Erinnerung Familie.

Aspöck gestaltet dieses Buch im Spannungsfeld zwischen einem sehr realen Außenraum (Orte, etwa Linz und Ulm wie auch das oberschwäbische Schnaitheim; öffentliche und private Personen; historische Fakten) und jenem spürbaren und nachvollziehbaren Empfindungsraum, mit dem die Autorin die innerseelische Befindlichkeit der Protagonistin zeichnet.
Diese Kindheits- und Jugendgeschichte einer Frau im Nachkriegseuropa gerät zur Selbstsuche einer sehr wachen und freiheitsliebenden, mutigen und selbständigen Persönlichkeit, hinter der wir deutlich die Autorin selbst erkennen, jedoch nur, weil diese es auch zuläßt. Berührend offen ist diese Prosa.
Ich vermute, daß sich die Suche nach Heimat auf kein Ziel ausrichten soll, sondern vielmehr zu einer immerwährenden Bewegung gerät.

Die Protagonistin trotzt jeder Art von – auch örtlicher – Vereinnahmung:
"Brauche ich Heimat, um eine Welt zu haben?", lautet bezeichnend der letzte Satz.

Reviewed by Petra Ganglbauer, 3 September 2001

Deutsch Ruth Aspöck: (S)TRICKSPIEL. Edition die Donau hinunter. Wien-St. Peter am Wimberg 2003.

Wohlstrukturiert, aus einem konsequenten Gestus heraus, aber auch spielerisch und sehr originell ist dieser neueste Band von Ruth Aspöck.
Geschichte, Mythologie oder auch Etymologie finden Eingang in das Thema und lassen nach und nach ein (S)TRICKSPIEL entstehen.

Die geistreiche, ganz und gar nicht langatmige Aufarbeitung der (S)trickkunst ist wirklich gelungen. Aspöck operiert mit Mehrdeutigkeiten, Implikationen und Assoziationen: etwa wenn es um Verstrickung oder Trennung geht, um Aufwickeln oder Spinnen.

Serielle Elemente lockern den dicht gewebten, jedoch in Kapitel unterteilten Textkörper, Skizzen und Fotomaterial: eine wohldosierte konzeptuelle Arbeit. Verschiedene Methoden spielen herein, Anleitungen etwa, in Wiederholungen angelegt, die keineswegs trocken und sachlich, sondern vielmehr originell sind.

Immer wieder springt die Autorin zwischen Inhalt und Metaebene hin und her, – Metasprachliches funkt herein. So wird eine intellektuelle Spannung erreicht.

Das Buch ist ebenso unterhaltsam wie informativ und in jedem Fall auch für jene empfehlenswert, die von Stricken wenig Ahnung haben.

Reviewed by Petra Ganglbauer, 12 September 2003


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