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Ebenso unprätentiös
wie gekonnt verfährt Sabine Gruber im vorliegenden Roman. Die Zeiten
werden gewechselt, die Perspektiven; Personen mit ihren Lebensinszenierungen
kommen vor, und doch und dennoch zieht sich ein thematischer Faden wie
ein dickes Seil durch das Buch. Wir können ihn nicht abschütteln.
Neben Interaktionen, Beziehungen, etwa zwischen der Ich-Erzählerin
und Männern wie Paul, Leo oder Beppe, artikuliert sich gleichsam
vehement und unausgesetzt laut die Auseinandersetzung zwischen der Ich-Erzählerin
und ihrem Körper. Er ruft sich in Erinnerung, setzt Zeichen, wird
unüberseh- und hörbar. Was einem gesunden Menschen selbstverständliches
Vehikel, wird für die Ich-Erzählerin Hürde und Widerstand.
Auf subtile und zugleich beinahe haptische Art flicht die Autorin dieses
Thema ein, lässt es unumgänglich werden; die körperliche
Befindlichkeit wird nachempfindbar, spürbar; aber niemals aus einem
Gestus des Selbstmitleids heraus. Im Gegenteil. Es ist, als ob das körperliche
Geschehen zunächst erfahren und sogleich aber durch die Sprache
auf Distanz gebracht wird.
Was Gruber auch noch gelingt, ist eine Spannung aufrechtzuerhalten.
Eine Spannung, die sich aus dem raffinierten Gestus des Aufbaus des
Romans ergibt und ihn dennoch bis zum Ende als sensibles Unterfangen
belässt. |