Reviews: Christian Ide Hintze

Deutsch christian ide hintze: autoren als revolutionäre. edition selene, Wien 2002.

Eine ebenso weitgefaßte wie konzise komponierte Bestandsaufnahme aus Gesprächen mit Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Kulturräume enthält dieser – schon auf den ersten Blick empfehlenswerte – Band.
Er fungiert als Zeit(en)dokument, als Analyseinstrument für Poesie, Politik, Poetologie, für das Leben insgesamt.
Hintze, Mitbegründer und Leiter der Schule für Dichtung in Wien, der, wie man weiß, den "4-dimensionalen Poesiebegriff" vertritt, also eine Konstitution aus Schrift, Audio, Video und Infrastruktur, hat auf Reisen und über Jahre Aufzeichnungen, Notizen gemacht und Artikel zusammengetragen von und über dichterische(n) "Essenzgespräche(n)" mit Gioconda Belli, Anne Waldman, Mircea Dinescu, Allen Ginsberg, Ed Sanders, Henri Chopin und Anna Lecka und Ryszard Dreger.

In diesen Gesprächen geht es gleichermaßen um (dichterische) Revolution, politische Systeme, poetische Strukturen und Traditionen, das Weibliche, das Männliche, das Göttliche, Spiritualität insgesamt, die Aufhebung der Bi-polarität, die Lehrbarkeit von Literatur, das poetische Instrumentarium, um nur einiges im Anriß zu nennen.

Eingangs schreibt Hintze von der "Polis der Poeten" und ich denke, daß dieses Buch eine wertvolle Etappe darstellt, hin zur "uneingeschränkten" Kommunikation mittels Sprache (freilich nicht nur jener der Worte) und der damit verbundenen poetischen und politischen Praxis überall.

Reviewed by Petra Ganglbauer, 27 August 2002

Deutsch christian ide hintze: nantzn. asemantic performance poetry 1989-2009. www.acolono.com, Wien 2010.

nantzn DVD Cover

Spannend und zugleich die Achtsamkeit des Betrachters/ der Betrachterin schulend, ist dieses Video, auf dem sich kurze und Kürzest-Sequenzen von „asemantic performance poetry“ finden.

Viele der Stücke kommen einem poetischen Ritual gleich: der Dichter, weit gereister Autor und verdienter Leiter der Schule für Dichtung in Wien, setzt gleichsam alles ein, was ihm gestisch, stimmlich, artikulatorisch, ganzkörperlich und vor allem feinstofflich zur Verfügung steht, um dort anzusetzen, wo die Sprache ihren Ursprung hat und um diese Tiefenschichten zu übersetzen.
Er kommuniziert bisweilen auf einer Ebene, die für viele von uns nur erahnbar ist, er zeichnet Spuren in die Luft, setzt Markierungen in den Raum. Verlangsamt, dann wieder beschleunigt oder Akzente setzend.

Bewundernswert die große Disziplin, die hinter diesen Performances, die die Arbeit Hintzes aus vielen Jahren und an vielen Orten (von Kuba bis in die österreichische Waldlandschaft) spiegeln, steckt.

Die Parameter für diese Arbeiten dürften etwa so lauten:
Bewusstsein, Achtsamkeit und poetische Souveränität.
Sehenswert!

Reviewed by Petra Ganglbauer, 6 June 2010


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